Beim B-Actionfilm wird mangelnde Substanz gern durch Gewalt überspielt. Verinnerlicht hat das Steven Seagal („Into the Sun“), dessen Erscheinung neben überflüssigen Pfunden mittlerweile auch tiefe Altersfurchen trüben. Unberührt scheint davon das Vertrauen in seine Zugkraft, wird der einst gefragte Knochenbrecher doch jährlich in einem gefühlten Übermaß an Videoproduktionen auf die Schurken dieser und jener (Unter-)Welt losgelassen. Qualität spielt dabei keine Rolle, Hauptsache es werden kostengünstig Fressen poliert.
Den Nu Image-Streifen „Kill Switch“ hat Seagal selbst produziert und dazu gleich noch das Skript verfasst. Über einen Mangel an Beschäftigung kann sich der bewährte Anti-Mime wahrlich nicht beschweren, wenn die ihm offerierten Engagements auch jegliche Abwechslung vermissen lassen. Stets ist er der stoische Fels in der Brandung einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft. Vielleicht ist gerade diesem recht schmal belassenen Rollenspektrum geschuldet, dass der in den Kampfszenen meist auffällig gedoubelte Fleischklops im Stile eines Schlafwandlers durch seine Filme streift.
Diesmal spielt er den vom Trauma eines in Kindertagen gemeuchtelten Zwillingsbruders geplagten Polizisten Jacob King, der Serienkillern nachstellt und diesen mit rüden Methoden das Handwerk legt. Neben dem messerschwingenden Psychopathen Billy Joel (Mark Collie, „The Punisher“) bekommt er es dabei mit Ritualkiller Lazarus (Michael Filipowich, „Charlie Jade“) zu tun. Gegen seinen Willen wird King die junge FBI-Agentin Frankie Miller (Holly Dignard, „Whistler“) zugeteilt, was dem Ego des schießwütigen Einzelkämpfers zunächst zusetzt.
Der von TV-Regisseur Jeff King (u.a. „Relic Hunter“) lahm abgespulte Krawall-Thriller zeigt Seagal in gewohnter (Un-)Form. Entgegen jeder Nachvollziehbarkeit verhört sein filmisches alter Ego potentielle Zeugen mit den Fäusten, wirft sie aus dem Fenster oder lässt sie in einen Tresen beißen. Nie um einen zynischen Spruch verlegen, bleibt Gewalt sein probatestes Mittel. Die erschien dem hiesigen Verleiher offensichtlich zu ausufernd, weshalb vorsorglich mehr als drei Minuten der Schere zum Opfer fielen. Auffällig sind nur wenige Schnitte, das Traktat der Körper wurde streckenweise aber schon allzu großzügig gemildert.
Neben vereinzelt brutalen Spitzen bleiben dem deutschen Zuschauer ganze Szenefolgen vorenthalten, in denen Knochen gebrochen oder gleich mit einem Hammer zertrümmert werden. Die Keilereien, bei denen das schlecht toupierte Double des Hauptakteurs durch hektische Schnittfolgen verborgen werden soll, entsprechen einem minderen Standard, der nicht mal mehr eingefleischte Fans zufriedenstellen dürfte. Die Mitwirkung der Blues-, bzw. Soul-Legenden Chris Thomas King („Ray“) und Isaac Hayes („Hustle & Flow“) mildert den filmischen Totalschaden (man beachte allein die sinnfreie Schlusssequenz) da auch nicht mehr.
Wertung: (2 / 10)