„Kein Science Fiction“, der Abschlussfilm von Franz Müller an der Kunsthochschule für Medien Köln, ist sehr wohl „Science Fiction“. Für die DVD-Veröffentlichung von epiX wurde einfach der alternative Titel der 2003 gedrehten Tragikomödie verwendet. Doch auch inhaltlich werden die Grenzen der Realität aufgehoben, wenn zwei Männer durch ein verändertes Raum-Zeit-Kontinuum streifen und im Für und Wider des Vergessens nach ihrem Platz im Leben suchen. Denn egal was sie tun, gleich welchen Eindruck sie hinterlassen, sobald sich eine Tür hinter ihnen schließt, verschwinden sie aus der Erinnerung ihrer Mitmenschen.
In diese „Murmeltier“-hafte Leerstelle des Universums geraten der unbedarfte Tollpatsch Jörg (Arved Birnbaum, „Sass“) und der egozentrische Motivationstrainer Marius (Jan Henrik Stahlberg, „Muxmäuschenstill“), die sich während eines von ihm ausgerichteten Seminars kennen lernen. Weil sich der dickliche Jörg bei einer Bewerbungsübung denkbar ungeschickt anstellt, tritt der schnöselige Mentor mit ihm vor die Tür, nur um beim Wiedereintritt die völlige Veränderung der verlassenen Situation vorzufinden. Etwas Unerklärliches ist geschehen und hat die Welt von einer Sekunde auf die andere aus den Angeln gehoben.
Fortan tut sich das ungleiche Paar zusammen und zieht aus den Möglichkeiten seiner grundlegend keine Konsequenzen mit sich bringenden Freiheit so viele Vorteile, wie irgend möglich. Zyniker Marius dreht das Schicksal zu seinen flüchtigen Vorteilen, der gutmütige Jörg will einfach nur wieder in die Normalität zurück. Teure Autos, luxuriöse Hotelsuiten, plötzlich scheint alles möglich und jedes Ziel erreichbar. Die Schattenseiten dieses jegliche Verantwortung aussparenden Lebensstils treten zutage, als beide ihre Gefühle für Rezeptionistin Anja (Nicole Marischka, „Die Wolke“) entdecken.
Müllers mit Digitalkamera gedrehte Groteske verlässt sich auf die Herzlichkeit der Geschichte. Dabei sorgen die improvisationsfreudigen Darsteller dafür, dass die leicht gedehnte, jedoch stets spontan wirkende Narration funktioniert. Wenn dem Film etwas vorzuhalten ist, dann seine Schnelllebigkeit. Das satirische Pulver ist schnell verschossen und macht schlussendlich doch nur für ein weiteres Feelgood Movie Platz, dessen Bekömmlichkeit einer Blaupause Hollywoods entsprungen sein könnte. Aber zweifellos macht „Kein Science Fiction“ Spaß – und warum sollte nicht ausgerechnet eine deutsche Produktion mal einfach nur unterhalten dürfen? Eben.
Wertung: (7 / 10)