Die Registrierung von Fußballfans durch die Polizei erfolgt in drei Kategorien: Kategorie A bezeichnet den klassischen Zuschauer, der im Stadion seine Mannschaft anfeuert und anschließend friedlich von dannen zieht. Unter Kategorie B werden Fans zusammengefasst, die in der Hitze des emotionalen Taumels zu Gewalt neigen, diese aber nicht als grundlegende Absicht verfolgen. Kategorie C schließlich meint Hooligans, denen es nicht um den Sport, sondern einzig um die triebhafte Auslebung von Aggressionspotentialen geht. Ihren Motiven stellt Franziska Tenner („No Exit“) im Dokumentarfilm „Kategorie C“ nach.
Deutschland im Jahr 2006. Die Fußballweltmeisterschaft zieht die Völker in ihren Bann. Schließlich ist die Welt zu Gast bei Freunden. Manchen jedoch lässt das Spektakel kalt. Mitunter zwangsweise, schließlich wurden gegen bekannte Stadionschläger präventive Platzverweise ausgesprochen. Doch der WM-Rummel bleibt nur ein vager Rahmen. Tenner und ihre Crew sind in Leipzig unterwegs, wo sie den verfeindeten Anhängern von Lokomotive und Lokalkonkurrent Chemie auf den Zahn fühlen. Dabei tauchen sie in zu erwartende soziale Milieus ein und geben vier Hooligans die Bühne zur Selbstpräsentation.
Diese widersetzen sich, wie es Tenner ausdrückt, dem staatlichen Gewaltmonopol. Aber aus welchem Grund? Die für die Hooligan-Szene wenig repräsentativen Gesprächspartner bleiben eine befriedigende Antwort schuldig. Um Raum geht es, um Territorium, dazu um Fehden, die teils bis in DDR-Zeiten wuchern. Der Film zeigt das wie, auch anhand alter Videoaufnahmen, bei denen Schlägergruppen vor den Toren der Stadt aufeinander einprügeln. Das warum hingegen bleibt bestenfalls erahnbar. Ist die Gewalt Ausbruch aus dem Alltag – also eine Antwort auf soziales Scheitern? Der Verdacht liegt nahe. Auch durch rassistische Tendenzen. Nur zieht sich Hooligan-Gewalt durch alle Schichten und Berufsgruppen.
Eine vierte Kategorie hat sich mit den Ultras herausgebildet, die die Gewalt, im Gegensatz zu den meisten Hooligans, direkt ins Stadion trägt. Ihnen geht der perfide Ehrenkodex der Hooligans ab, bei dem Unbeteiligte verschont bleiben. Kontrastierend zu den kriminellen Fußballfans kommen Beamte zu Wort. Die Gegenseite, die oft zwischen die Fronten der verfeindeten Fangruppierungen gerät. „Kategorie C“ versucht den Reiz der Gewalt zu ergründen, kommt dem Problem aber nie wirklich nahe. Gänzlich ausgespart bleibt die potentielle Verbundenheit der Stadionschläger zu rechten Gruppierungen. Auch dieser Mangel mag der erkennbaren Verweigerungshaltung der Szene geschuldet bleiben. Der ambitionierten Konzeption wird der Film damit allerdings nicht gerecht.
Wertung: (5 / 10)