Die durch deutsche Verleiher angerichteten Verwirrungen um eigenmächtig umbetitelte Karate-Klopper meist amerikanischer Prägung sind beinahe legendär. Zugpferd dieser auch heute noch praktizierten Marketingmaßnahme ist die „Karate Tiger“-Serie, die neben verschiedenen Einzeltiteln auch drei „No Retreat, No Surrender“-Teile sowie zwei Filme der „Kickboxer“-Reihe einverleibte. Deren Ursprung ist „Karate Tiger 3“, im Untertitel immerhin als „Kickboxer“ ausgewiesen. Während aber „Kickboxer 2“ selbst in hiesigen Breiten unter seinem Originaltitel veröffentlicht wurde, verwandelte sich „Kickboxer 3: The Art of War“ auf wundersame Weise in „Karate Tiger 6 – Entscheidung in Rio“.
Kickbox-Champion David Sloane (Sasha Mitchell, „Die Klasse von 1999, Teil 2“) bekommt es darin mal nicht mit Erzrivale Tong Po zu tun, sondern dem skrupellosen Mädchenhändler Frank Lane (Richard Comar, „Bordertown“). Der tritt neben seiner Hauptbeschäftigung als Bösbatz nämlich auch als Manager des brutalen Fighters Martine (Ian Jacklin, „Death Match“) in Erscheinung, gegen den David in einem Charity-Schaukampf in Rio de Janeiro antreten soll. Gemeinsam mit Mentor Xian (Dennis Chan, „Naked Weapon“) nimmt sich der US-Titelträger eines Straßenjungen an, dessen Schwester von Lane entführt wurde. Ihre Freilassung will sich der Unmensch mit einer Niederlage Davids vergüten lassen.
So viel Ungerechtigkeit können der aufrechte Kickboxer und Xian natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Abseits sporadischer und zudem ziemlich lahmer Entschuldigungen für immerhin soliden Körpereinsatz herrscht in Rick Kings („Rollerboys“) B-Actioner aber hauptsächlich Langatmigkeit vor. Und weil auch Sasha Mitchell, der Mann mit den possierlichsten Trägerhosen des Genres, nur bedingt zum Filmhelden taugt, brauchen selbst eingefleischte Freunde tumber Unterhaltung eine ordentliche Portion Sitzfleisch. Für die belohnt werden sie im Mittelteil, wenn es statt satten Kicks blaue Bohnen hagelt und der Sturm auf eine Villa in zünftiges Zeitlupen-Blutvergießen mündet.
Aber auch der kurzzeitig gesteigerte Gewaltanteil rechtfertigt kaum die bis heute aufrecht erhaltene Indizierung des Streifens. Klar, die Art und Weise, mit der Menschenleben ausgelöscht werden ist reaktionär lapidar und überhaupt wird Gewalt als Mittel der Vernunft legitimiert. Aber eine Gefahr für das gesellschaftliche Miteinander lässt sich dem Film wohl kaum attestieren. Dafür steht auch Lane, dieser Teufel, der David, um die Niederlage auch körperlich zu erzwingen, mit Waffengewalt zwingt einen Rucksack voller Steine über Berghänge zu bugsieren! Über die Qualität dieses eben noch passablen Billigheimers sagt das schon eine ganze Menge aus.
Wertung: (4 / 10)