„Kein Mensch wollte mit mir reden, weil ich kaum Englisch sprechen konnte. Überall habe ich angeklopft, bei Regisseuren, Produzenten und Agenten, und überall bekam ich nur zu hören: `Was will dieser Kerl mit seinen Muscles from Brussels`“ (Jean-Claude Van Damme)
An Selbstvertrauen mangelte es den selbsternannten `Muscles from Brussels` noch nie, sei es nun wegen des Talents des belgischen Fußkreisels oder der Bedeutung seiner Filme. Ende der 80er sah die Zukunft des Van Damme aber noch gar nicht so rosig aus, wie sie sich später entwickelte. Nachdem er „Bloodsport“ abdrehte, dieser aber in seiner Rohfassung erst jedoch einmal im sprichwörtlichen Mülleimer landete, drehte er sowohl „Cyborg“ als auch „Karate Tiger 3 – Kickboxer“. Nachdem diese aber ganz gut ankamen, wurde auch „Bloodsport“ veröffentlicht und ebnete danach den stetig steigenden Ruhm des Handkanten-Akrobaten.
Nachdem Van Damme bereits im ersten Teil der (nur in deutschen Videotheken existenten) „Karate Tiger“-Reihe den russischen Bösewicht (amüsant im Original: der französische Akzent) spielte und sich in Teil zwei Loren Avedon und Cynthia Rothrock durch Fernost prügelten, durfte er eben in Teil drei, zudem Auftakt der „Kickboxer“-Reihe, den Helden spielen. Zu Beginn des Films steht seine Figur des Kurt Sloane aber noch im Schatten des übermächtigen Bruders Eric (Dennis Alexio), seines Zeichens Meister im Kickboxen. Seine Karriere wird jedoch jäh beendet, als ihn der Thailändische Champion Tong Po (Michel Quissi) windelweich prügelt und Eric den Rest seines Lebens querschnittsgelähmt im Rollstuhl verweilen muss. Kurt schwört natürlich Rache, muss sich jedoch, bevor er endlich Tong Po gegenübertreten kann, erst einmal in die Hände von Xian Chow (Dennis Chan) begeben, der mit unorthodoxen Mitteln den zu Beginn steifen Nachwuchsboxer zu Höchstleistungen trimmt.
Dieser hat zwischen dem Malträtieren von Palmen sogar noch Zeit, ein Auge auf Mylee (Rochelle Ashana) zu werfen, was jedoch letztlich weitere Probleme mit sich bringt, als diese von Tong Po entführt wird. Letztendlich stehen sich beide Männer gegenüber, um auf klassische Art und Weise ihre Fehde zu beenden. Nicht nur die beiden Kontrahenten Jean-Claude Van Damme und Michel Quissi („Kickboxer 2 – Der Champ kehrt zurück“, „Bloodchamp“) treten im finalen Schlagabtausch auf klassische Art und Weise mit Glassplittern an den Fäusten gegeneinander an, auch der ganze Film könnte „klassischer“ nicht sein. Dies bezieht sich auf seine Inszenierung, die für eine solche Art von Film durchaus solide erscheint, zudem natürlich auf seinen Inhalt und auch die Optik. Ort des Geschehens ist Thailand, es gibt einen älteren Lehrmeister (sympathisch und wenig nervig: Dennis Chan), der Held hätte zu Beginn des Films gegen seinen Gegner nicht den Hauch einer Chance, eine oberflächliche Liebesbeziehung gibt es auch und Rachegelüste dürfen natürlich auch nicht fehlen. Willkommen im 08/15-Setzkasten des Karate-Films.
Mit „Karate Tiger 3 – Kickboxer“ stand „Le Spagat“ (van Damme) noch am Anfang seiner Karriere, doch konnte er im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen (Don Wilson, Gary Daniels, Michael Dudikoff u.v.m.) die B-Ebene nach einigen Jahren des Abrackerns verlassen. Zuvor galt es jedoch die Pflicht zu erfüllen, bspw. in diesem Film, der aber, wenn man sich die letzten Werke des Belgiers anschaut, noch nicht einmal sein schlechtester ist, unabhängig davon, ob dieser nun über 15 Jahre alt ist. Van Damme schlägt sich munter durch diesen soliden Kickbox-Streifen, der bis zum Ende hin eigentlich lediglich durch seine extensiven Trainingseinheiten besticht, denn die Kämpfe bis Minute achtzig können mühelos übergangen werden, dafür sind diese einfach zu unspektakulär geraten. Die letzten zehn Minuten jedoch haben es schon in sich und die gestählten wie frisch geölten Körper geben sich ordentlich in Szene gesetzt auf die Köpfe.
Dabei gibt es typische Van Damme-Kicks und -Sprünge zu sehen, die er auch noch viele Jahre später in so ziemlich jedem Film mindestens einmal zeigte und die so etwas wie zu seinem Markenzeichen wurden. Durch den Einsatz von Zeitlupen und gut positionierten Kameraeinstellungen wird der Endfight zusätzlich kurz über damaliges Durchschnittsniveau gehalten und entschädigt für den einen oder anderen Hänger zwischendurch.
Fans des Raufbolds werden „Karate Tiger 3 – Kickboxer“ sicherlich zu den besseren Van Dammes zählen, denn damals ging es noch mehr darum seinen Körper einzusetzen, als Schusswaffen. Frei von mimischem Talent gibt er hier den netten Grinsebert von nebenan, der zwischendurch sogar noch mit typischem Neandertaler-Gang Fangen mit kleinen Kindern spielt, bevor es endlich zum verdienten Höhepunkt des Films geht. „Karate Tiger 3“ ist keine Perle des Karate-Films und er rangiert auch verdientermaßen deutlich hinter „Bloodsport“, doch gehört der Showdown noch zum Besten, was Van Damme in seiner Karriere Kickbox-technisch zu bieten hat.
Wertung: (5 / 10)