Das Remake des Jugendfilm-Klassikers „Karate Kid“ ist eine durchaus positive Überraschung. Sofern man denn mit Wohlwollen über die Naivität der Geschichte, kleine Längen und den Umstand hinwegsehen will, dass die Hauptfigur entgegen des Titels in Kung Fu und nicht Karate geschult wird. Allerdings gewinnt die Modernisierung der von Harald Zwart („Der rosarote Panher 2“) mit Witz und Einfühlungsvermögen erzählten Außenseitergeschichte bereits dadurch an Profil, dass die Handlung von Amerika ins ferne China verlagert wurde.
Dorthin verschlägt es Teenager Dre Parker (Will Smiths Sohn Jaden, „Das Streben nach Glück“), als dessen Mutter (Taraji P. Henson, „Date Night“) in der Fremde den Neuanfang wagt. Die unbekannte Kultur ist für den vaterlosen Jungen jedoch alles andere als das Paradies, das ihm die Mutter vorgaukeln will. Vor allem in der Schule hat er Probleme sich zu integrieren. Zum einen spricht er kein Chinesisch, zum anderen drangsaliert ihn der in Kampfkünsten ausgebildete Cheng (Zhenwei Wang) mit seiner Clique fortwährend. Einzig die hübsche Musikschülerin Mei Ying (Han Wenwen) ergreift für ihn Partei.
Der Umbruch erfolgt, als der geschundene Dre eines Tages unverhofften Beistand durch Hausmeister Han (Eastern-Legende Jackie Chan, „Police Story“) erhält. Der entpuppt sich als wahrer Meister des Kung Fu und erklärt sich nach einem gescheiterten Schlichtungsversuch bei Chengs unerbittlichem Ausbilder (Yu Rongguang, „Iron Monkey“) dazu bereit, Dre für ein offenes Martial Arts-Turnier zu trainieren. Bevor er sich dort gegen alle Wahrscheinlichkeit den Respekt der Gegner erkämpfen kann, muss er aber erst die harte Schule der Selbstdisziplin und körperlichen Verausgabung durchlaufen.
Im Mittelpunkt steht, wie schon beim Original, die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Dre und Ersatzvater Han. Der unscheinbar wirkende Chinese, dessen Leben nach einem schweren Schicksalsschlag komplett aus den Fugen geriet, vermittelt dem Jungen ein neues Lebensgefühl und schöpft seinerseits selbst neuen Mut. „Karate Kid“ funktioniert nicht aus einer tiefschürfenden und glaubwürdigen Geschichte heraus, sondern aufgrund des überzeugenden Zusammenspiels der Hauptdarsteller. Die gelungen inszenierten Kampfszenen dieses zwar überlangen und doch sehenswerten Familienfilms sind letztlich nur Beiwerk, um der Vermittlung politisch korrekter Wertvorstellungen einen dynamischen Rahmen zu bieten.
Wertung: (6,5 / 10)