
Auch wenn ihr Name anderes implizieren kann: Die KAPUT KRAUTS waren noch nie eine Band für schnelle Parolen. Um das zu erkennen, braucht es nur einen Song aus der Vita der Jungs aus Berlin und dem Ruhrpott. Irgendeinen. Zum Beispiel „Einer dieser Tage“, den Auftakt ihres Albumdebüts „Quo Vadis, Arschloch?“. Neben einem komplexen Textgefüge zeigt der Opener aber noch ein weiteres markantes Charakteristikum ihrer Musik: die vielen Tempo- und Rhythmuswechsel. Die deuteten sich bereits auf den Beiträgen der „Bombing Your Kleinstadt“-Split mit NEIN NEIN NEIN (2006) an, manifestieren sich hier aber als nur zu offenkundige Weiterentwicklung.
Dabei erinnert der auch mal gesprochene Gesang (siehe „Kreislaufbeschwerden“) bisweilen an PASCOW, während die Gesamtanmutung auch schon mal TURBOSTAAT streift. Doch beweisen die KAPUT KRAUTS zu viel eigenen Kopf, um achtlos in eine „Klingen wie…“-Ecke gestellt zu werden. Das untermauert insbesondere die experimentelle (post-punkige) Ader, die bei „Gemütlichkeitspunks Not Dead“ (samt Klaus-Lage-Zitat) oder „Usaantifada“ elektronische Anflüge mit Knüpplekaskaden fusioniert. In diese Kerbe fügt sich auch das textlich sympathisch simpel gehaltene Synthie-Punk-Prachtstück „Auto?“. Melodischer – und auch geradliniger – wird es hingegen bei „Versuchen, einsehen, einigen“ oder dem partiell ausgeprägt rockigen „So einer wie James Bond“, regelrecht gemütlich gar beim Auftakt des starken Instrumentalstücks „MS Seelenverkäufer“.
Insgesamt erscheint „Quo Vadis, Arschloch?“ aber nie auf die großen, die unverzüglichen Hits ausgelegt; selbst wenn „Mutige Spechte“, „Dude, What the Fuck…?“, „Meißel mein Gesicht in den Dollenberg“, „Glaube, Liebe, Hoffnung“ oder „Mindestens haltbar bis…“ eine ganz andere Meinung forcieren dürfen. Aber auch wenn das sperrige Moment auf den (bis dato beiden) späteren Langspielern stärker nach vorn gestellt wurde, ist bereits „Quo Vadis, Arschloch?“ ein vielseitiges, mal ungestüm knüppelndes, dann wieder ausgeprägt rockiges Erlebnis für all diejenigen, denen der (moderne) Deutsch-Punk zu handzahm und vorhersehbar erscheint.
Wertung: (8 / 10)