Jenseits der windigsten Fantasien ausgebuffter Drehbuchautoren schreibt die kuriosesten Geschichten noch immer das Leben selbst und liefert beizeiten solch herzerwärmende Episoden des menschlichen Daseins, wie die des britischen Frauen-Ortsverbandes Knapely. Als es nämlich darum geht, der Krebsstation des örtlichen Krankenhaus für die fürsorgliche Behandlung von Annies (Julie Walters, „Oliver Twist“) verstorbenem Ehemann Rod den Erlös des alljährlich initiierten Verbandskalenders zu spenden, reift in der Quertreiberin Chris (Helen Mirren, „Tötet Mrs. Tingle“) die Idee für ein ungewöhnliches Projekt heran. Um die erfahrungsgemäß überschaubare Auflage der obligatorischen Zusammenstellung dröger Aufnahmen von Landschaften und Kirchen zu steigern, sollen 12 Damen der ländlichen Fraueninstitution vor der Kamera die Hüllen fallen lassen.
Entgegen der Einwilligung ihrer peniblen Ortsgruppenleiterin begehen die Mittfünfzigerinnen zwischen allgegenwärtiger Schamesröte und der infantilen Freude kichernder Schulmädchen das ambitionierte Vorhaben. In alltäglichen Situationen, am Klavier, hinter dem Bäckereitresen oder an der Obstpresse sollen die Landfrauen posieren und abgelichtet werden, immer völlig unbekleidet. Auf diese Weise wirken die Damen nicht nur den konservativ gehaltenen Themenkreisen des Frauenverbandes um traditionelle Haushaltsführung und Abhandlungen über die Vielfalt von Broccoli entgegen, sondern unterstützen Annie überdies bei der Bewältigung ihrer Trauer. Was jedoch keine der Beteiligten vorausahnen kann: Der sensationelle Erfolg des Kalenders schlägt Wellen über den großen Teich bis nach Hollywood.
Auf der Grundlage wahrer Begebenheiten knüpft Regisseur Nigel Cole („Grasgeflüster“) bewegende Bande zwischen erfrischender Komik und emotionalem Tiefgang. Der Tradition britischer Sozialkomödien des Standards „Ganz oder gar nicht“ verpflichtet, erzielt auch in „Kalender Girls“ eine Gruppe belächelter Außenseiter entgegen bestehender Konventionen persönliche Erfolge jenseits der eigenen Vorstellungskraft. Getragen wird die Geschichte durch liebenswert charakterisierte Figuren und ein Ensemble spielfreudiger Darstellerinnen. Neben den glänzend agierenden Julie Walters und Helen Mirren, welche einmal mehr in die Rolle eines wagemutigen Frauencharakters schlüpft, ergänzt u.a. Ciaran Hinds („Der Anschlag“) den Zirkel sehenswerter Darsteller. Zwar verliert sich die Geschichte während des Schweifs nach Hollywood merklich in unbedeutenderen Belanglosigkeiten, doch siedelt allein die überragende erste Hälfte „Kalender Girls“ weit über dem Durchschnitt üblicher Unterhaltungskost an. Im Bestreben, sich eng am Ablauf der wahren Ereignisse zu bewegen, rekonstruiert Nigel Cole mit seinen Darstellerinnen sämtliche der originalen Fotografien des Knapely-Kalenders und schafft eine wunderbar einfühlsame Ode an die kleinen Makel des Alters.
Wertung: (7,5 / 10)