John Rambo (USA/D 2008)

john-rambo„You know what you are, what you’re made of. War is in your blood. When you’re pushed, killing’s as easy as breathing.” – Rambo

Die Essenz des Actionfilms ist das Überlebensgroße, das Aufbäumen der Gerechten über die Gesetzlosen. Das Schema ist althergebracht, funktionierte schon im Western und erhob die Schwarzeneggers und Stallones bar jeder Realität zu den Rettern der freien Welt. Damit ist es nun vorbei. So brutal die Action früher bisweilen auch durch die Kinosäle fegte, sie wirkte doch immer gestellt, unrealistisch und auf die Befriedigung eines Massenpublikums abgestimmt. „John Rambo“ beruft sich auf eben jenen eingangs formulierten Traditionalismus und schockiert gleichzeitig durch Wundzeichnungen, denen die Trivialität des Genres gänzlich abhanden gekommen ist.

Zwei Jahrzehnte war es still um die Ein-Mann-Armee. Frieden mit sich und der (politisierten) Welt konnte er in dieser Zeit nicht schließen. Im Dschungel Thailands führt er das Leben eines einfachen Mannes, der sich als Fischer und Schlangenjäger verdingt. Nur ist er eben kein einfacher Mann, sondern eine Kampfmaschine. Und die verfehlt ihre Berufung, so lange sich der Finger nicht um den Abzug krümmt. Durch die menschenverachtende Militärherrschaft im benachbarten Burma ergibt sich dafür jedoch ausreichend Gelegenheit. Als er eine Gruppe christlich-idealistischer Mediziner (u.a. Julie Benz, „Dexter“) ins Herz der Finsternis schippert, werden die Missionare während der Ausrottung eines ganzen Dorfes verschleppt. Das weckt den schlafenden Krieger aus seiner Lethargie.

Dem zur Rettung beorderten (Klischee-)Söldnertrupp schließt sich Rambo an und zerfleischt fortan, wer (oder wessen Kehlkopf) ihm in die Finger kommt. Die Drastik, die der Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Autor Stallone bei der nostalgischen Wiederbelebung des Mythos offenbart, steht im unvereinbaren Gegensatz zum angestrebten Unterhaltungsziel. Als politischer Pranger ist das ungeschönte, auf den Spuren von „Apocalypse Now“ wandelnde Kriegstreiben ungeeignet. Da helfen auch die der Handlung vorangestellten Originalaufnahmen aus der Krisenregion nichts. Der Terror wirkt erschreckend real, ebenso die überharte Gewalt. Nur zerschellt dieser Brückenschlag in die Wirklichkeit am Gebaren der Titelfigur.

Wenn die Intention in der möglichst detaillierten Wirkungsaufzeigung tödlicher Waffen liegt, hat Stallone sein Ziel erreicht. Das Nichts an Handlung aber bringt keine Spannung und dient lediglich als Bühne für zerfetzte Körper und fliegende Glieder. Einst wurde der Kriegsheld durch Vietnamtrauma und moralischen Verfall in der Heimat zum Berserker. Rambo ist ein im Grunde trauriger Held, dem der heuchlerische Nationalismus zweier Fortsetzungen jede Glaubwürdigkeit entzog. Zumindest die hängenden Wangen des alternden Bullen Stallone stehen ihm vortrefflich. Die Psyche der Figur ist leider nebensächlich. Sie versinkt in einem schnörkellosen Orkan aus Blut. Ein im Sinne des Achtziger-Revivals gelungenes, wenn auch äußerst zwiespältiges Spektakel.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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