Joey Cape – Let Me Know When You Give Up (2019, Fat Wreck)

Ungeachtet seines überschaubaren Körpermaßes zählt Joey Cape zu den ganz Großen des modernen Punk-Rocks. Als Frontmann von LAGWAGON hat der heute 52-jährige maßgeblich zur zeitgenössischen Prägung des Melo-Cores beigetragen. Dass mehr in ihm steckt als das, beweist der Kalifornier seit Jahren als Solokünstler – und als Betreiber des sympathischen Labels One Week Records. Mit „Let Me Know When You Give Up“ hat Cape sein fünftes Album als Singer/Songwriter vorgelegt. Der Löwenanteil der darauf verewigten elf Stücke wird jedoch im Quasi-Bandverbund dargeboten, mit Stromgitarre und Schlagzeug. Trotzdem ist die Platte eine relative, einnehmend vorgetragene Einzelveranstaltung geworden.

Cape präsentiert Themen, die ihn umtreiben. Natürlich geht es um persönliche Erfahrungen und Gefühlsregungen, vorrangig die Verortung des Individuums in einer Welt am Rande des Wahnsinns, aber auch – siehe die famose Vorab-Auskopplung „I Know How to Run“ – um kritische gesellschaftspolitische Breitseiten. Mit dem herleitenden, fünfeinhalbminütigen Titeltrack nimmt die Scheibe zögerlich rockend Fahrt auf. In der Folge offenbart der auch stimmlich zurückgenommene Alleinunterhalter auf reduzierterem Terrain zwar wenig neue Impulse, besticht dafür aber durch abwechslungsreich melancholische Kompositionen, die sich mal in eingekehrter Gemütsruhe entfalten (siehe die von weiblicher Stimme begleiteten „Daylight“ und „Possession“) und mal den Tatbestand des (gedrosselten) Punks („Fighting Atrophy“, „Fall Down“) erfüllen.

An Highlights mangelt es „Let Me Know When You Give Up“ wahrlich nicht, wie auch das schwelgerisch von innerer Gelassenheit kündende „Andalusia“ oder das von Folk und Country geküsste „Love of My Life“ verdeutlichen. Auch wenn es „Let Me Know When You Give Up“ wahrlich nicht an schwermütigen Zwischentönen mangelt, scheint Joey Cape die in „Stitch Puppy“ (2015) besungene Midlife-Crisis ein gutes Stück hinter sich gelassen zu haben. Allerdings bleibt auch das jüngste Werk des bemerkenswert unauffälligen US-Künstlers von einer Unaufgeregtheit bestimmt, die es schwer gestaltet, von seinem wunderbar überschaubar dimensionierten und trotzdem überraschend häufig gemeingültigen Dunstkreis nicht vereinnahmt zu werden. Dafür vielen Dank, großer kleiner Mann!   

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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