Wieder sind ein paar Jahre ins Land gezogen, abermals veröffentlichen die Emo-Darlings JIMMY EAT WORLD ein neues Album. Trotz für Bandverhältnisse solider („Futures“) – was im internationalen Vergleich immer noch gut heißt – bis herausragender („Bleed American“) Alben wird die Band noch immer an ihrem Meisterstück „Clarity“ gemessen. Zum einen ist dies sicherlich verständlich, denn wenn man ein solches Werk veröffentlicht, liegt die Messlatte zwangsläufig sehr hoch. Kommerziell erfolgreicher waren dennoch die Folgealben, vor allem „Bleed American“, dessen Hitdichte die Band auch außerhalb der Szene zu Stars machte. „Futures“ war vor drei Jahren ein solides (also gutes) JIMMY EAT WORLD Album und ähnliches wird man im Endeffekt auch über das neue Werk, „Chase This Light“ sagen.
Die großen Überraschungsmomente fehlen sicherlich, allerdings war es auch nicht anzunehmen, dass ausgerechnet jetzt ein zweites Husarenstück wie „Clarity“ aus dem Hut gezaubert würde. Über die Jahre hat man sich (verdientermaßen) einen Status erspielt und erarbeitet, von dem andere nur träumen. Da muss man sich nicht mit jeder Platte neu erfinden, auch wenn dies sicherlich von einigen Leuten insgeheim erhofft wird. Das neue Album geht in die „Futures“ Richtung, man ruht sich also quasi auf dem bereits Geschaffenen aus, wenn man es kritisch sehen möchte. „Emo-Schlager“, wie es ein Schreiberling bezeichnete, ist aber wohl etwas zu weit hergeholt. JIMMY EAT WORLD machen wieder einmal das, was sie einfach am besten können. Eingängige Melodien paaren sich mit einer melancholischen Grundnote, dazu der zuckersüße Gesang von Jim Adkins mit vielen Chören im Hintergrund. Das hier auch poppige Gemüter bedient werden, warum nicht?
Hits hat natürlich auch „Chase This Light“ zu bieten, wenn vieles auch mittlerweile arg bekannt vorkommt. „Let It Happen“ beispielsweise. Rockig ist der Song, gleichwohl auch poppig untermalt. Dazu gibt es diese Chöre, diese Melodien, diese Gitarrenläufe. Alles schon da gewesen, aber weil es so vertraut ist, mag man es nicht missen. Sanftes und im Hintergrund Verspieltes gibt es mit „Always Be“, während „Carry You“ ein Schmachtfetzen der ersten Garde ist. Da läuft der Zucker quasi aus den Boxen. Aber „Chase This Light“ hat bessere Songs als diesen zu bieten. Das unter Strom stehende „Electable (Give It Up)“ vielleicht, welches es mit seinen OhOhOhOhs aber etwas übertreibt. Das ruhigere „Gotta Be Somebody’s Blues“ rückt dann fast schon in „Clarity“-Ebenen vor. Die Magie des 99er Albums können JIMMY EAT WORLD dennoch nicht einfangen. Aber sie können mit „Firefight“ nochmal gen Ende ein richtiges Ausrufezeichen setzen. Business as usual also? Nein, aber irgendwie doch. Wer sich bereits in den letzten Jahren auf die Band eingeschossen hat, bekommt hier neues Futter. Der Sound der letzten Zeit dominiert auch „Chase This Light“, so dass man gut bedient wird, wenn man dies mag. Beim nächsten Album müsste aber eigentlich mal wieder etwas mehr kommen.
Wertung: (6 / 10)
https://www.youtube.com/watch?v=nQ0qlrS5uRM