Jennifer (Megan Fox, „Transformers“) ist die heißeste Ische an der Schule. Alle wollen sie, wenige kriegen sie. An ihrer Seite ist die leicht nerdig anmutende Sandkasten-Freundin Needy (Amanda Seyfried, „Mama Mia!“), die auch bis ins hohe Teenageralter ihre beste Freundin geblieben ist. Wie es so schön heißt, gehen sie zusammen durch dick und dünn, so dass die Sorgen und Nöte eines High-School Lebens in einem typischen US-Kaff (Devil´s Kettle, welch Kreativität!) gleich erträglicher scheinen. Als das dynamische Duo eines Abends ein Konzert aufsuchen möchte – und beinahe den Zorn Chips (Johnny Simmons), der mit Needy die Genüsse der Liebe auskundschaften darf, auf sich lädt – geschieht Unfassbares. Die Bar, in der das Spektakel seinen Lauf nehmen soll, fängt wie von Geisterhand Feuer!
Nicht Wenige kommen ums Leben, noch mehr sind auf ewig traumatisiert – nicht so unsere Jenny. Trotz der brenzligen Situation lässt sie von ihrem Vorhaben, vom Sänger der Gruppe (mit Kajal: „O.C. California“-Star Adam Brody) flachgelegt zu werden, nicht los und steigt, ihre beste Freundin zurücklassend, in den Tourbus. Doch die Musiker haben sinistres im Sinn und wollen Jennifer als Opfer an den Fürsten der Dunkelheit (auch Satan genannt) darbieten. Eigentlich sollte die zu opfernde Maid okkulten Gesetzen solcher und ähnlicher Filme entsprechend über ein intaktes Jungfernhäutchen verfügen. Andernfalls nämlich kann es vorkommen, dass der Widersacher Gottes und Versucher der Menschheit eingeschnappt reagiert, das getötete Mädchen reanimiert und sie, mit pechschwarzer dämonischer Seele ausgestattet, auf die Menschheit loslässt.
Dass solch eine Gegebenheit fatale Folgen haben kann, liegt natürlich auf der Hand. Ebenso die Tatsache, dass Jennifers Hymen schon lange nur ein Relikt aus längst vergangenen Tagen ist. Zusammenfassend für den Rest des Films bedeutet das folgendes: Jenny hat plötzlich übernatürliche Kräfte (sie kann sogar levitieren), sie muss Blut trinken und Menschen- bzw. Männerfleisch fressen und macht sich sogar an Chip ran. Needy macht ihr letztlich den Garaus und der Streifen ist zu Ende. Natürlich nicht ohne Schlusstwist, der gestandene Filmonauten aber gewiss nicht vom Hocker zu reißen vermag. Was hätte das doch für ein Spaß werden können – ein kleiner, dreckiger Horrorfilm der auf der einen Seite aus der Feder der Oscar-prämierten Diablo Cody stammt, die für ihr Skript zur Coming of Age-Komödie „Juno“ zurecht den goldenen Jungen erhielt, auf der anderen die Präsenz von Megan Fox, der zur Zeit wohl gehyptesten XX-Chromosom-Trägerin schlechthin.
Zugegeben, hier und da bleibt spürbar, dass das Drehbuch nicht von irgendeinem dahergelaufenen Szenarist zweiter Klasse stammt. Man(n) könnte zweifelsfrei behaupten, es geht in Ordnung, dass der Film nicht verstecken kann (und auch nicht möchte), dass er seine Existenzberechtigung und den Erfolg an den Kassen doch größtenteils aus der inflationären Faszination um die mittlerweile kultisch angehimmelte Hauptdarstellerin schöpft. Megan Fox-Fetischisten kommen sicherlich auf ihre Kosten, auch wenn die ersehnten Nacktszenen doch wieder herausgeschnitten wurden. Wahren Adoratoren der neuen Göttin am Himmel Hollywoods macht es sicher auch nicht viel aus, dass ihre Ikone hier und da mal einen ihrer Artgenossen bestialisch zerfleischt, um aus seinem Kadaver genüsslich den roten Lebenssaft zu schlürfen. Der „Twilight“-Edward jedenfalls würde seine blasse Freundin sicher sofort links liegen lassen, träfe er auf Jennifer.
Das Problem an „Jennifer´s Body“ ist die Unentschlossenheit, mit der die Geschichte zwischen Teenager-Drama (mit Horrorelementen) und Dämonen-Thriller (mit Teenie-Drama-Einschlag) taumelt. Beide Aspekte werden nicht genügend behandelt. Das Blut spritzt hier und da, (Fun-)Splatter-Orgien bekommt man indes nicht zu sehen, auch wenn Dämonen-Filme solche Ausschweifungen potentiell immer bereit halten können. Und in einem Horrorfilm mit Megan Fox will der geneigte männliche Zuschauer ohnehin nicht zu viel Drama sehen. Es wurde sicherlich schon irgendwo behauptet, dass Karyn Kusama, die Regisseurin des Films, auch selbst die Vorstellung gehabt haben könnte, die Fox und ihr Sex Appeal würden den Film schon stemmen. Die erste Einstellung, in der die Kamera über Jennifers Body, der sich auf einem Bett räkelt, hingleitet, könnte diese Annahme gar verstärken.
Dagegen könnte aber die Tatsache sprechen, dass sie zuvor „Aeon Flux“, „Girlfight“ und einige Folgen der (Frauen-)Serie „The L-World“ drehte. In denen wird das weibliche Geschlecht zwar ebenso sexy von der Linse festgehalten, erfährt aber zu keinem Zeitpunkt eine Degradierung zum puren Lustobjekt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Positiv zu vermerken sind gewisse Klischeevermeidungen. So etwa der Umstand, dass das heißeste Girl der Schule mit einem weniger attraktiven Mädchen außerhalb ihrer Liga befreundet sein kann. Oder dass diese trotz ihrer Anziehungskraft immer noch als Single herumläuft und nicht mit dem Captain der Football-Mannschaft zusammen ist – und dass, obwohl sie Cheerleaderin ist.
Unterm Strich bleibt „Jennifer´s Body“ ein netter Versuch, das Horrorgenre etwas aufzupeppen, gar eine willkommene Abwechslung in diesen tristen Jahren der Sequels, Remakes und Reboots. Und wer nur den Reizen der neuen Sexgöttin Fox verfallen möchte, ist hier gewiss besser bedient als in ihrem letzen Film. Ihr wisst schon, der mit den riesigen Robotern. Dagegen ist Kusamas Film dann doch wahre Poesie. Fast witzig ist letztlich der Umstand, dass die eigentliche Zielgruppe, sprich pubertierende Jungs, den Film gar nicht sehen dürfen, da er hierzulande eine Freigabe „ab 18“ erhalten hat.
Wertung: (5 / 10)