Wenn es um musikalische Einflüsse im Punk-Rock geht, fällt zwangsläufig irgendwann der Name JAWBREAKER. Nur allzu leicht lassen sich diese zum Beispiel bei einer Band wie THE ATARIS ableiten, kommt die Band um Frontmann Chris Roe doch nicht umher, seine alten Helden immer wieder zu würdigen. Mit „Dear You“ war das Kapitel JAWBREAKER allerdings schon fast beendet. Mitte der 90er wechselte die Band um Blake Schwarzenbach – der im Anschluß mit TEXAS IS THE REASON eine nicht minder einflussreiche Band gründen sollte -, Adam Pfauler und Chris Bauermeister aus dem Untergrund zum Major Geffen. Dort wurde 1995 ihr letztes Album veröffentlicht, in den fünf Jahren zuvor zementierte die Band bereits mit drei Platten ihren Ausnahmestatus.
„Emotionaler Punkrock“, so könnte man die Musik von JAWBREAKER wohl bezeichnen. Aber ist Musik nicht eigentlich immer emotional? Statt JAWBREAKER könnte es auch SAMIAM heißen, eine nicht minder wichtige Band, beide standen zu Beginn der 90er fast selbstredend gemeinsam auf der Bühne. Was würde dies heute für ein Tour-Package abgeben? Der Sound von „Dear You“ ist klarer, weniger ungestüm als auf den Alben zuvor. Dem Major sei Dank. Allerdings hat dies dem Ergebnis nicht geschadet und rein subjektiv betrachtet ist dies das beste Album dieser großartigen Band. Hymnen und Hits gibt es satt. Trotz des gewohnt melancholisch wirkenden Untertons, der manchmal fast tragisch und leidend wirkt.
Die Songs gewinnen dadurch unheimlich an Tiefe und Atmosphäre, was in Verbindung mit den intensiv geschriebenen Texten von Schwarzenbach wieder eine kongeniale Mischung darstellt. Persönliche Highlights mag jeder für sich selbst festmachen, allerdings werden Stücke wie „Save Your Generation“, „I Love You So Much It’s Killing Us Both“ oder „Slutterin (May 4th)“ wohl für jedermann eine gewisse Bedeutung haben, die mit dieser Art von Musik mehr als nur normalen Hörgenuss verbinden. JAWBREAKER und somit auch „Dear You“ sind unbedingt ein essentieller Bestandteil von all dem, was irgendwie unter den Begriff Emo-Punk fällt. Schlichtweg ein Klassiker.
Wertung: (9 / 10)