Mit seinem ersten Film gelang Filmemacher Sam Mendes bereits der große Coup. Seine Kleinstadt-Spießbürgertum-Farce „American Beauty“ heimste Oscars u.a. als „Bester Film“ und „Beste Regie“ ein. Das folgende Gangster-Drama „Road to Perdition“ stand dem zwar etwas nach, doch mit „Jarhead“ läuft Mendes wieder zu gänzlich alter Form auf. Dieser wurde zwar mit keinem Goldjungen bedacht, doch untermauert auch er Mendes‘ ironisch satirische Seitenhiebe auf ein modernes Amerika.
Der Film basiert auf den Aufzeichnungen von Anthony Swofford, der sich Ende der 80er zum Militärdienst meldete, allerdings eher aus der Not heraus als aus tiefster Überzeugung. Swofford wird gespielt von Jake Gyllenhaal, der zum Scharfschützen ausgebildet wird, dem harten Drill von Anfang an jedoch nichts abgewinnen kann. Sein erster Auftrag führt ihn als Vorläufer zum ersten Golf-Krieg nach Kuwait, wo er mit seiner Einheit unter der Führung des Staff-Sergeants Skyes (Jamie Foxx) die Grenze bewachen soll. Die Monate im Wüstenstaub vergehen, den Soldaten bleibt nichts anderes übrig, als sich die Zeit mit Wichsen und jugendlichem Wahnsinn zu vertreiben. Doch als der Irak in Kuwait einmarschiert, wird die Armee mobilisiert und die Einheit von Swofford, die monatelang auf diesen Einsatz gewartet hat, setzt sich in Bewegung. Der moderne Krieg aber pulverisiert ihre Ideale und Sehnsüchte innerhalb weniger Sekunden. Übrig bleiben lediglich zerbombte Ölfelder. Und so geht der Krieg schneller als er gekommen ist, ohne das Swofford sein Gewehr einsetzen musste.
Mit „Jarhead“ ist Sam Mendes das Kunststück gelungen, seinen Oscar-prämierten Erstling in Punkto ironisch ehrlichen Seitenhieben noch zu toppen. „Jarhead“ kann lediglich im entferntesten Sinne als Kriegs- oder Antikriegsfilm bezeichnet werden, dargestellt wird lediglich der Soldatenalltag. Dieser besteht allerdings nicht aus endlosen Scharmützeln, hunderten von Toten und dem üblichen Wahnsinn, sondern äußert sich in gänzlich anderen menschlichen Darstellungen. Mendes stellt also nicht den Krieg als solches in den Vordergrund, sondern zeigt, dass bei der modernen Kriegsführung heutiger Tage der gemeine Soldat recht überflüssig erscheint. Basierend auf den Notizen des wahren Soldaten Swofford zeigt Regisseur Mendes Soldaten, die es nicht erwarten können an die Front zu kommen, dort allerdings schnell vom Alltag und Ungewissheiten eingeholt werden. Ihr Alltag besteht aus überflüssigem Drill, leeren Versprechungen und falschen Erwartungen.
Die Monate vergehen, Individualität und Lebensgeist bleiben schnell im Wüstensand auf der Strecke. Bissig zeigt Mendes in einer Sequenz – in der die Soldaten den Hubschrauber-Angriff aus „Apocalypse Now“ johlend begleiten – den Unterschied zwischen Erwartung und Realität. Jake Gyllenhaal („Brokeback Moutain“) steht stellvertretend und eindrucksvoll für den Wahnsinn, der um seiner Figur widerfährt. Mit dem üblich leicht angehaucht langweiligen Gesichtsausdruck und gestähltem Körper beweist er abermals, warum er zur oberen Riege der jungen Darsteller von Hollywood gehört. In seinem Gesicht lässt sich jederzeit die Nutzlosigkeit seines militärischen Daseins ableiten. Oscar-Preisträger Jamie Foxx („Ray“) steht ihm als Vorzeige-Soldat gegenüber, ehrgeizig, engagiert und stets mit der Hand auf dem Soldatenherz. In weiteren Rollen sind Peter Sarsgaard („Garden State“) sowie Chris Cooper („American Beauty“) zu sehen.
„Jarhead“ reiht sich in die Riege großer Antikriegsfilme ein, ohne aber wirklich einer von ihnen zu sein. Ohne die Kriegsgräuel oder den Kampf an sich zu zeigen, stellt Regisseur Mendes jederzeit den Wahnsinn auf ironische Art und Weise dar. Dem ersten Lachen folgt jedoch schnell die große Ernüchterung, ganz so, wie es auch die Protagonisten im Film erleben.
Wertung: (8 / 10)