James Bond 007: Liebesgrüße aus Moskau (GB 1963)

jamesbondrussialove„The Cold War in Istanbul will not remain cold very much longer.“ – Um einen flotten Spruch nie verlegen: James Bond

Die Auftritte von Sean Connery gelten gemeinhin als Krone der James Bond-Reihe. Doch sollte dies nicht allein mit der Originalität des Serienauftakts und den damit verbundenen Möglichkeiten begründet werden. Denn die ersten Abenteuer des Agenten ihrer Majestät haben Stil, sind weniger übertrieben als spätere Einsätze und zeigen ihn im Umgang mit Frau und Feind zuweilen moralisch ambivalent. Oder anders ausgedrückt: Bond darf auch mal den skrupellosen Scheißkerl mimen. Nicht zuletzt ist da aber auch Connery selbst, dessen Performances zwischen jugendlichem Charme und brustbehaarten Machoallüren einfach großen Spaß bereiten.

Allerdings ist da noch ein anderes Attribut, nämlich der Einstieg. Während Bond mit den Jahren gleich zum Auftakt seine Supermann-Qualitäten unter Beweis stellen durfte, gehören die Anfangssequenzen der ersten Filme meist den Schurken. Bei Connerys zweitem Einsatz, „Liebesgrüße aus Moskau“, ist das nicht anders. Ein 007-Double wird dabei in einer düsteren Parkanlage vom blondierten Robert Shaw („Der Weiße Hai“) gemeuchelt. Ziel der Übung ist die Veranschaulichung seines mörderischen Könnens. Schließlich soll er für die in „Dr. No“ eingeführte Verbrecherorganisation SPECTRE, die sogar eine eigene Insel mit Badesee und Ausbildungsstätte für Killerkommandos unterhält, eine teuflische Mission erfüllen.

In Istanbul wird die russische Agentin Tatiana Romanova (Daniela Bianchi, „Im Netz der goldenen Spinne“) hinters Licht geführt. Sie soll den britischen Geheimdienst kontaktieren und die Anreise James Bonds verlangen, der sie nach England eskortieren soll und im Gegenzug Zugang zu einem Modell der lang begehrten russischen Deschiffriermaschine Lector erhält. Natürlich wittern Bond und der vorgesetzte M (spielte die Rolle bis zu seinem Tod im Jahr 1981 in jedem Bond-Film: Bernard Lee) eine Falle, ahnen jedoch nichts von der Beteiligung SPECTREs. In der Türkei angekommen, erlebt Bond, wie sich die Lauerstellung zwischen Ost und West durch den Masterplan des Syndikats in zunehmend offen ausgetragenen Konflikten auflöst.

Jedoch lässt es der erneut auf dem Regiestuhl Platz genommene Terence Young im Stile klassischer Spionage-Thriller relativ ruhig, fast schon zögerlich angehen und verzichtet auf großspurige Schauwerte und üppige Actioneinlagen. Stattdessen darf Bond, unterstützt vom Türken Karim Bey (Pedro Armendàriz, „Der Eroberer“), nach Gutdünken Machosprüche reißen und bekommt die Frauen trotzdem wieder nachgeschmissen, was beim Gypsy-Catfight und der Zuneigung spielenden Tatiana zu einigen herrlich unfreiwillig komischen Momenten führt. Streckenweise werden die Geschlechterklischees zwar richtig billig ausgetreten, doch kontert Connery jeden potentiellen Anstoß mit seiner schelmischen Darbietung.

In seinem liebevollen Hang zu übertriebenen Figuren genügte „Liebesgrüße aus Moskau“ allein wohl schon als Stichwortgeber für Mike Myers „Austin Powers“-Reihe. Shaw eröffnet im Orient-Express, der gegen Ende zur stimmigen Zwischenbühne klärender Konfrontationen wird, in aller Ausführlichkeit die Pläne SPECTREs und die russische Überläuferin Kleppa (Nr. 3) ist mit grimmigem Gesichtsausdruck und dem gespielten Akzent sowieso ein echter Höhepunkt. Eingeführt wird übrigens SPECTRE-Oberhaupt Blofeld (schon mit Katze, dafür ohne Gesicht), während Waffentüftler Q (hier erstmals gespielt von Desmond Llewelyn) und M-Sekretärin Moneypenny (die lange obligatorische Lois Maxwell) endgültige Etablierung erfuhren. Warum die Schurken den Dekodierungsapparat nicht einfach selbst stehlen, bleibt ihr Geheimnis. Doch trägt auch die freudvolle Unlogik zum großen Unterhaltungswert dieses unumstößlichen Klassikers bei.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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