„Courage is no match for an unfriendly shoe.“ – Mal wieder nicht um kecke Sprüche verlegen: Bond
Am Anfang des 12. James Bond-Einsatzes „In tödlicher Mission“ scheint es für einen Augenblick so, als wäre selbst Sprücheklopfer Roger Moore zur (relativen) Ernsthaftigkeit früherer Filme zurückgekehrt. Am Grab seiner im Finale von „Im Geheimauftrag Ihrer Majestät“ heimtückisch erschossenen Gemahlin legt er Blumen nieder. Aber emotionale Momente sind im Tagesgeschäft von Superagent 007 nun mal nicht vorgesehen. Im Gegensatz zur Bewältigung ausweglos erscheinender Gefahrensituationen. Und so entpuppt sich der ihn auflesende Hubschrauber als Falle seines alten Erzfeinds Ernst Stavro Blofeld, der mittlerweile mit Halsstütze im Rollstuhl sitzt.
Via Stromschlag tötet er den Piloten und steuert den Helikopter über eine Schalttafel fern. Nur mit großer Mühe kann Bond die Kontrolle über das Fluggerät übernehmen und Blofelds Rollstuhl schließlich mit einer Kufe in die Luft heben. Endgültig geschlossen wird das Kapitel SPECTRE, als Bond den flehenden Blofeld in einen Industrieschornstein bugsiert. Doch folgt diesem „abgehobenen“ Einstieg ein Plot, der im Vergleich zum Vorgänger „Moonraker“ deutlich zurückhaltender wirkt. Vor der Küste Albaniens sinkt ein Schiff der britischen Marine. Mit an Bord ein ATAC-Steuercomputer zur Kontrolle von Atomraketen. Ein offizielles Rettungsmanöver kommt aus Gründen der Geheimhaltung nicht in Frage. Also soll ein in der Nähe befindlicher Archäologe die Suche nach dem Wrack übernehmen.
Als dieser von seiner hübschen Tochter Melina (Carole Bouquet, „Zu schön für dich“) aufgesucht wird, muss sie mit ansehen, wie ihre Eltern von einem Killer heimtückisch getötet werden. An dessen Fersen heftet sich auch der mit der Aufspürung von ATAC beauftragte Bond. Doch Melina kommt ihm in Griechenland zuvor und richtet den Mörder ihrer Familie. Den Rachedurst will sie aber erst gestillt wissen, wenn auch der Auftraggeber des Mordanschlags zur Strecke gebracht ist. Eine furiose Autoverfolgungsjagd später (als Fluchtfahrzeug dient eine Ente) geht Melina eigene Wege und Bond kommt dem Reeder Aristoteles Kristatos (vor Moore selbst mal als Bond-Darsteller im Gespräch: Julian Glover, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“) in die Quere.
Der gedenkt ATAC an die Russen – einmal mehr repräsentiert durch General Gogol, der in insgesamt sechs Bond-Filmen von Walter Gotell gespielt wurde – zu verhökern. Allerdings schickt der 007 erst einmal auf die falsche Fährte des griechischen Schmugglers Columbo (Chaim Topol, „Flash Gordon“), der ihm im kommenden Kampf beisteht. Davor ist in Innsbruck mal wieder Ski-Action angesagt. Die gewagte Verfolgung im Eiskanal forderte allerdings das Leben von Stuntman Paolo Rigoni. Vor Ort trifft Bond auch Melina wieder – und wird von der jungen Eiskunstläuferin Bibi Dahl (Lynn Holly-Johnson) umworben, die von Kristatos gesponsert wird. In der Erwehrung ihrer Avancen spielt der seinerzeit 54-jährige Moore selbstironisch mit Bonds Image des ewig willigen Frauenhelden.
Aber „In tödlicher Mission“, der letzte Film, bei dem Broccolis Eon Productions den Vertrieb durch United Artists besorgte (es übernahm MGM), bietet trotz bodenständiger Plotte wenig Neues. Die Action ist wie gehabt patent inszeniert (die Verantwortung trugt erstmals John Glen, der die Reihe zuvor bereits als Cutter und Regie-Assistenz begleitet hatte) und das Finale am griechischen Steilhang mit Erstürmung der Bergfeste ist recht packend geraten. Aber nicht nur der schmalzige, für einen Oscar nominierte Titelsong Sheena Eastons steht für eine Betulichkeit, die Moores Einsätze mehr und mehr prägen sollten. Darüber täuscht aber auch der humorige Einschlag inklusive Finale mit Margaret Thatcher-Double nicht hinweg.
Wertung: (6 / 10)