„On a mission I’m expected to sacrifice myself.“ – Vor allem beim weiblichen Geschlecht wieder voll im Einsatz: Bond
Zum Abschluss Routine: Als Roger Moore nach 12 Jahren und sieben Einsätzen im Geheimauftrag für Königin und Vaterland die Lizenz zum Töten an den Nagel hing, hielt sich die Trauer durchaus in Grenzen. Der Brite, Zeit seiner Abdankung immerhin schon 57 Jahre alt, hatte die Figur des James Bond deutlich humorvoller und selbstironischer angelegt, als es unter Sean Connery (oder dem einmalig berufenen George Lazenby) der Fall gewesen war. Die durch ihn etablierte comichafte Note wurde fortan deutlich reduziert. Einen zweiten „Octopussy“ würde es nicht geben. Trotzdem kam Bond mit ihm in den Achtzigern an, was auch der von Duran Duran eingespielte Titelsong verdeutlicht.
Die Abnutzungserscheinungen blieben unter Moore dennoch unverkennbar. Die Plots entpuppten sich als weitgehend überraschungsfrei und die Bösewichter entwickelten weniger Prägnanz als beispielsweise ein Blofeld oder (vor allem) Goldfinger. Aber zumindest die Schurkenseite enttäuscht bei Moores Abschiedsmission nicht. Christopher Walken, für seine Darbietung in „Die durch die Hölle gehen“ (1978) mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet, gibt gewohnt ausdrucksstark den von einem Nazi-Wissenschaftler zur psychopathischen Intelligenzbestie herangezüchteten Ex-KGB-Agenten Max Zorin.
Der hat den Ost-West-Konflikt – und auch den wiederum von Walter Gotell verkörperten General Gogol (an dessen Seite übrigens Action-Haudegen Dolph Lundgren in einem frühen Mini-Auftritt zu sehen ist) – hinter sich gelassen und will den Markt für Mikrochip-Technologie an sich reißen. Dazu plant er die Zerstörung des amerikanischen Silicon Valley. Tatkräftige Unterstützung erhält er von der amazonenhaften Killerin May Day (Grace Jones, „Conan – Der Zerstörer“), die mal geheimnisvoll lasziv und dann wieder raubtierhaft gefährlich erscheint.
Der Anfang allerdings zeigt Bond mal wieder im Schnee. Bei der Bergung eines Mikrochips aus Feindeshand kommt es zu allerhand Feindkontakt. Willy Bogner übernahm abermals die Inszenierung der sehenswerten Ski-Stunts. Danach geht es um Pferde. Zorins Pferde, die sämtliche Galopprennen für sich entscheiden. Bond soll ermitteln und gibt sich auf dem Pariser Anwesen des Unholds als aristokratischer Züchter aus. Als Gehilfe dient sich ihm Patrick McKnee an, der als Star der TV-Reihe „Mit Schirm, Charme und Melone“ selbst als britischer Geheimagent zu Weltruhm kam. Zorins Plan wird Bond aber erst klar, als er in San Francisco die Geologin Stacey Sutton (für die Goldene Himbeere nominiert: Tanya Roberts, „Sheena – Königin des Dschungels“) trifft.
Die Öl-Pipelines, die sie von ihrem verstorbenen Vater erbte, will der Schurke ohne ihr Wissen für die Umsetzung seines sinistren Vorhabens nutzen. Und weil der keine Zeugen duldet, richtet der Psychopath vor dem finalen Zweikampf mit Bond auf der Golden Gate Bridge sein Gefolge gleich selbst skrupellos hin. Wäre es nicht um Walkens bestechenden Bösewicht und dessen exotische Partnerin Jones, die Mittelpracht von Moores Abschied bliebe wohl unverkennbar. So aber bietet die dritte von John Glen als Regisseur verantwortete Bond-Mission zumindest gestandene Feindbilder und ansehnliches Spektakel, bei dem der Hauptdarsteller überdeutlich gedoubelt wird.
Wertung: (6 / 10)