„Curious… how everyone who touches those diamonds seems to die.“ – Nur scheinbar verwundert: Killer Mr. Wint
Für Sean Connery zahlte sich die Hartnäckigkeit letztlich aus. Nach der Fertigstellung seines fünften Bond-Auftritts „Man lebt nur zweimal“ verkündete er trotz eines Vertrages mit der Produktionsfirma Eon über sechs Filme seinen Ausstieg. Die Zeit zwischen den immer aufwändigeren Abenteuern wurde ihm zu lang, die Bezahlung gemessen am internationalen Erfolg zu schlecht und das etablierte Image des Doppelnull-Agenten erschwerte die überzeugende Verkörperung anderer Rollen. Als sein Nachfolger wurde der Australier George Lazenby vorgestellt, der sich jedoch zu Höherem berufen sah und bereits nach seinem Einstand „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ den Dienst quittierte.
Neuer Bond-Darsteller sollte der Amerikaner John Gavin werden, dessen Kontrakt zugunsten Connerys, der ein stattliches Salär von rund 1,4 Millionen Dollar sowie eine Beteiligung am Gewinn erhielt, jedoch aufgelöst wurde. So geriet „Diamantenfieber“ zur Abschiedsvorstellung des Schotten – das inoffizielle „Feuerball“-Remake „Sag niemals nie“ (1983) wohlwollend ausgeklammert – und verstrickt ihn, bzw. den unerschrockenen MI6-Agenten 007, einmal mehr in den Kampf mit Erzfeind Ernst Stavro Blofeld. Um Rache für die Ermordung seiner Frau (siehe „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) zu nehmen, reist Bond im Prolog rund um den Erdball, vermöbelt Mann und Frau und findet Blofeld schließlich in einer Einrichtung für plastische Chirurgie.
Doch nicht der plötzlich mit Haaren gesegnete Schurke, hier gespielt von Charles Gray (wirkte, wenn auch auf Seiten der Guten bereits in „Man lebt nur zweimal“ mit), lässt sich die Visage verändern, sondern zum eigenen Schutz verschiedene Doppelgänger herrichten. So bleibt denn auch erahnbar, dass der von Bond getötete Blofeld nicht der echte ist. Bis zur nächsten Konfrontation der beiden hat der Meisterspion jedoch anderes zu erledigen: Aus einer afrikanischen Mine verschwindet eine beträchtliche Menge Diamanten, die jedoch nicht auf dem internationalen Markt auftauchen. Bond soll den Schmugglerring infiltrieren und herausfinden, zu welchem Zweck die Edelsteine gehortet werden. Er nimmt die Identität des Schmugglers Peter Franks an und reist nach Amsterdam. Dort trifft er auf Tiffany Case (Jill St. John, „L – Der Lautlose“), Franks Kontaktfrau und Verwahrerin der Diamanten.
Mit ihr fliegt er nach Amerika, wo ihm CIA-Agent Felix Leitner (hier gespielt von Norman Burton) bei der Aufrechterhaltung seiner Tarnung behilflich ist. In Las Vegas sollen die Steine übergeben werden. Dort aber folgt nicht nur die nächste Begegnung mit Blofeld, der sich zu Tarnungszwecken der Identität des abgeschottet lebenden Milliardärs – Howard Hughes lässt grüßen – Willard Whyte (Country-Star Jimmy Dean) bedient, sondern auch die Aufdeckung einer groß angelegten Verschwörung. Denn die Diamanten benötigt Blofeld, um sich von Wissenschaftler Dr. Metz (Joseph Fürst, „55 Tage in Peking“) einen zerstörerischen Laser-Satelliten konstruieren zu lassen, mit dem er droht den Patt der Atommächte aufzuheben.
Die Abnutzungserscheinungen, die 007 bereits bei „Man lebt nur zweimal“ offenbarte, maximieren sich bei „Diamantenfieber“ noch. Abgesehen vom homosexuellen Killerpaar Wint (Bruce Glover, „Chinatown“) und Kidd (Putter Smith), die nach verrichtetem Mordauftrag schon mal Hand in Hand durch die Wüste schlendern, erweist sich die Adaption des vierten Bond-Romans von Ian Fleming als überraschend ideenlos. Zwar meistert Connery seinen Ausstand routiniert und mit der gewohnten Mixtur aus Machogebaren, Sexismus und zynischer Flapsigkeit, vor allem die Action (zeitlos bleibt der Kontinuitätsfehler beim Autofahren auf zwei Reifen!) aber wirkt seltsam flach und nur selten spektakulär. Dass es Regisseur Guy Hamilton besser kann, bewies er nachweislich mit „Goldfinger“. Von dessen Klasse ist Connerys schwächster Auftritt als 007 allerdings überraschend weit entfernt.
Wertung: (6 / 10)