„Observe, Mr. Bond, the instruments of Armageddon.“ – Bringt die Welt in Gefahr: Stromberg
Wie sehr sich die James Bond-Reihe in der Ära Roger Moores gewandelt hatte, unterstreicht vor allem „Der Spion, der mich liebte“. Das zehnte und nebenbei erste allein von Albert R. Broccoli produzierte Abenteuer des Meisterspions mit der Lizenz zum Töten teilt mit dem Roman Ian Flemings, wie schon „Man lebt nur zweimal“, lediglich den Titel – was allerdings auf eine Forderung des 007-Erfinders selbst zurückgeht. Moore jedenfalls trat in seinem dritten Einsatz als Superagent endgültig aus dem Schatten Sean Connerys heraus und etablierte die schelmischen Wesenszüge eines lebensfrohen Frauenhelden als feste Charakterzüge der berühmten Heldenfigur.
Diesmal wird Bond von MI6-Oberhaupt M (altgedient: Bernhard Lee) mit der Aufklärung des rätselhaften Verschwindens zweier Atom-U-Boote betraut. Da eines russischen Ursprungs ist, soll er mit Sowjet-Agentin Anya Amasova (Ringo Starr-Liebchen Barbara Bach, „Die Insel der neuen Monster“) kooperieren. Überschattet wird die natürlich nur anfangs rein dienstliche Beziehung durch den Umstand, dass Bond den Geliebten Anyas während einer Verfolgungsjagd auf Skiern (Willy Bogner koordinierte einmal mehr die Stunts) in den Österreichischen Alpen tötete. Spektakulär ist das vor allem aufgrund des wahnwitzigen Fallschirmsprungs von einer (übrigens in Kanada gelegenen) Bergspitze.
Bevor der Brite und die Russin aber zum schlagkräftigen Gespann zusammenwachsen, kommen sie sich beim alleinig vollzogenen Missionsstart in Kairo erst einmal in die Quere. Gemeinsame Feinde schweißen aber bekanntlich zusammen. Hier ist es Jaws (Richard Kiel, „Pale Rider“) – im Deutschen Beißer –, ein Riese mit gefährlichem Metallgebiss, der Bond auch im Folgefilm „Moonraker“ zusetzen sollte. Der untersteht dem wahnsinnigen Reeder Karl Stromberg (solide: Curd Jürgens, „Des Teufels General“), der in seiner gewaltigen Meeresstation (der Name Atlantis lässt auf ihr Schicksal schließen) von einem Leben unter Wasser träumt.
Dieser schöngeistig exzentrische Superschurke, der sich neben unberührten Unterwasserwelten vor allem an Kunst und klassischer Musik erfreut, gedenkt mit den Nuklearraketen der von ihm entführten U-Boote einen Atomkrieg anzuzetteln, der ihn als Herrscher einen neuen Zivilisation im Meer etablieren möge. Auf dem Weg zum zerstörungsintensiven Showdown bleibt selbstredend ausreichend Zeit für humorige Verstrickungen (Moore beweist allein erhöhten Hang zur Selbstironie, wenn Bond von Anya nach einem Näherungsversuch betäubt wird) und die von Waffentüftler Q (Desmond Llewelyn) entwickelten Gadgets.
An deren Spitze steht der Lotus Esprit, der sich nach einem Sturz ins Meer kurzerhand in ein Mini-U-Boot verwandelt – die Unterwasseraufnahmen besorgte der honore Lamar Boden („Flipper“). „Der Spion, der mich liebte“, inszeniert von Lewis Gilbert (drehte bereits „Man lebt nur zweimal“), ist von jedem Ballast realitätsnaher Darstellung befreit. James Bond wird endgültig zum überlebensgroßen Supermann, der mit Charme und Dienstwaffe jede noch so große Gefahr zu meistern versteht. Im nächsten Abenteuer entschwand Bond gar in den Weltraum. Die letzte Bodenhaftung allerdings ging bereits hier verloren. Ein übermütiger und bis heute zu Recht äußerst beliebter Teil der Serie.
Wertung: (7,5 / 10)