James Bond 007: Der Morgen stirbt nie (GB/USA 1997)

jamesbondmorgen„There’s no news like bad news.“ – Sieht (und sendet) bevorzugt das Schlechte im Menschen: Carver

Nach dem durchaus überzeugenden Einstand von Pierce Brosnan als britischer Elite-Agent James Bond sollte vor allem die Folgemission über öffentliche Wahrnehmung und Typisierung entscheiden. Denn manche als Neuerung vorgeführte Eigenheit der verschiedenen Darsteller erwies sich als lediglich kurzlebiger Versuch, etablierte Muster zu durchbrechen. Man denke nur an Roger Moores Debüt „Leben und sterben lassen“, in dem 007 Zigarren paffte und dem geschüttelten Martini edlen Whiskey vorzog. Brosnan aber wirkte vom Fleck weg wie eine Variierung verschiedener Vorgänger, bei dem vor allem die umfassende Unverwundbarkeit ins Auge stach.

Bei „Der Morgen stirbt nie“ wird der resolute Doppelnull-Übermensch in eine aufwändige Materialschlacht geworfen, in der er jede noch so lebensbedrohliche Herausforderung im Handstreich – und meist ohne mit der Wimper zu zucken – meistert. Was das für die erwähnte Wahrnehmung und damit unweigerlich verbunden Brosnans Vermächtnis bedeutet? Er bleibt der Archetyp des trivialen Actionhelden, der jede Emotion ausblendet und stets das richtige tut. Woran es Brosnan dabei erheblich mangelt, ist das Potenzial überrascht oder gar überrumpelt zu werden. So wird Bond unter Brosnan von einer Selbstgefälligkeit geprägt, die beim Zuschauer unweigerlich zu einer gewissen Gleichgültigkeit führt.

Allerdings wird die bereits im wohl zerstörungsintensivsten und spektakulärsten Opener der gesamten Serie von Kintopp in Reinkultur beiseite gewischt. In schneebedeckten Höhen hebt Bond einen internationalen Terror-Marktplatz für Waffensysteme aller Art aus. Danach widmet sich der Plot Medienmogul Elliot Carver (Jonathan Price, „Glengarry Glen Ross“), der internationale Konflikte schürt, um mit deren publikumswirksamer Verwertung Medienmacht zu gewinnen. Dafür fingiert er im südchinesischen Meer einen Torpedoangriff der Russen auf ein Schiff der britischen Navy – und sorgt durch Gefolgsmann Stamper (Götz Otto, „Iron Sky“) dafür, dass die Überlebenden vor laufender Kamera erschossen werden.

Bonds Vorgesetzter M (Judi Dench) bleiben lediglich 48 Stunden zur Untersuchung, ehe die britische Regierung ins angefachte Säbelrasseln einsteigt. In Hamburg nimmt 007 Carvers Medienimperium unter die Lupe. Und da er in der Vergangenheit eine Beziehung mit Carvers Gattin Paris („Desperate Housewives“-Star Teri Hatcher) hatte, ist auch gleich für Reibung gesorgt. In die schaltet sich auch die chinesische Geheimagentin Wai Lin (Michelle Yeoh, „Tiger and Dragon“) ein, mit der Bond nach misstrauischem Start bald paktiert und Carvers von Radargeräten nicht zu ortendem Stealth-Schiff nachstellt, von dem aus er die Großmächte gegeneinander ausspielt.

Das dem 1996 verstorbenen Bond-Produzenten Albert R. Broccoli gewidmete Abenteuer ist von Roger Spottiswoode („Mörderischer Vorsprung“) einwandfrei inszeniert. Doch nicht allein Schurke Carver wirkt mitsamt seinem geisteskranken Plan haltlos übertrieben. Die manipulative Medienmacht bleibt Aufhänger eines bisweilen absurden Agenten-Actioners, der von einer gestylten Krawallsequenz zur nächsten hastet, ohne sich je um Handlung und Figuren zu scheren. Zwar darf Eastern-Star Yeoh an der Seite von Brosnans affektiertem Superspion Schlagkraft beweisen, neben abgehobenen Gadgets (der ferngesteuerte BMW) und oberflächlichem Feuerwerk müssen die Darsteller aber zurückstehen. Mit 118 Minuten einer der kürzesten Bond-Filme – und insgesamt auch einer der schwächsten.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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