Fortsetzungen populärer Kinofilme entstehen aus dem Drang heraus, den Erfolg des Vorgängers wiederholen zu wollen. Oft genug geht das in die Hose, doch nur selten derart rauschhaft wie in „Jagd auf die Poseidon“. Der Aufguss zum Katastrophenklassiker „Die Höllenfahrt der Poseidon“ schließt unmittelbar an dessen Ausklang an. Die handvoll überlebender Passagiere wurde aus dem kieloben treibenden Schiffswrack gerettet. Bühne frei also für Abenteurer und Terroristen, die es auf die verbliebenen Reichtümer – und ein Fass radioaktiven Materials – im Innern des havarierten Luxusliners abgesehen haben.
Ein klassischer Katastrophenfilm, von denen es in den Neunzehnsiebzigern ja reichlich gab, wurde aus der abermaligen Umsetzung eines Romans von Paul Gallico nicht. Jedoch ist das von Irwin Allen („Flammendes Inferno“) gedrehte Spektakel selbst eine Katastrophe. Und was für eine! Bereits mit „Der tödliche Schwarm“ bewies der Produzent/Regisseur ein schier untrügliches Gespür für teuren Trash mit Starbesetzung. Dieser Tradition verpflichtet, laufen auch bei der Rückkehr zur Poseidon bekannte Gesichter der A- und B-Garnitur auf, angeführt durch den wiederholt sämtlichen Schauspielgenius missachtenden Michael Caine („Freibeuter des Todes“).
Als Meeresschipper Mike Turner gerät er mit dem kollegialen, aber todkranken Seebären Wilbur (Karl Malden, „Patton“) und der trampeligen Zufallsbordbegleitung Celeste (Sally Field, „Ein ausgekochtes Schlitzohr“) in eben jenen Sturm, der schon den Luxusdampfer zum kentern brachte. Auf selbigen stoßen sie recht bald und wittern fette Beute, was den selbsternannten Mediziner Svevo („Kojak“ Telly Savalas), von Amtes wegen eigentlich Schurkenvisage, nicht davon abhält, mit ihnen ins Wrack zu steigen. Dort findet sich nicht nur unermesslicher Reichtum, sondern auch eine stattliche Zahl Überlebender.
Die rollen vom motzigen Militäroffizier (Peter Boyle, „Taxi Driver“) über einen Blinden (Jack Warden, „Begrabt die Wölfe in der Schlucht“) bis zum trinksüchtigen Aufschneider (Slim Pickens, „Pat Garrett jagt Billy the Kid“) etablierte Klischeetypen auf. Wer am Ende frohen Mutes gen Heimat schippert und wer unterwegs das zeitliche segnet, liegt auf der Hand. Allen folgt sklavisch Genreklischees und lässt keine Lächerlichkeit aus, um die Protagonisten in Studiokulissen möglichst viele Gefahren überwinden zu lassen. Als deren hartnäckigste entpuppt sich Svevo, der ihnen am Schluss mit Waffengewalt zu Leibe rückt.
Obwohl der pure Unsinn mit ernster Miene – und teils fahrlässig schwachen Rückprojektionen – aufgetischt wird, bereitet er einfach kein Vergnügen. Der so abenteuerliche wie seltendämliche Murks ergibt weder Sinn noch Spaß und welkt in seiner müden Aneinanderreihung aufgewärmter Überlebenskämpfe dahin. Die Schauspieler tun ihr übriges, um die fußkranke Dramaturgie mit dämlichen Dialogen und der emotionalen Tiefenwirkung eines Staubsaugers zu unterfüttern. So, wie man keine schlafenden Hunde wecken soll, wäre es auch ebenso vernünftiger gewesen, dies (quasi) gesunkene Schiff auf dem Meeresboden zu belassen.
Wertung: (3 / 10)