„Things to do, revenge to take.“ – Jack Frost
Am Ende von „Jack Frost – Der eiskalte Killer“ (1997) blubberte nicht nur das Frostschutzmittel, sondern auch die Endorphinausschüttung des Zuschauers. Der Kampf einer Gruppe Kleinstädter gegen den mutierten Mörderschneemann war von ersprießlicher Lachhaftigkeit, im Skript wie in den Effekten. Der Slasher-Unfug zeigte sich angenehm unernst und stahl, da bereits ein Jahr zuvor veröffentlicht, der gleichnamigen Familienproduktion aus dem Hause Warner glatt die Schau. Autor und Regisseur Michael Cooney, der mit den Drehbüchern zu „The I Inside“ und „Identität“ (beide 2003) greifbareres Talent bewies, setzte drei Jahre nach dem ersten Treiben Jack Frosts noch einen drauf und verpflanzte Handlung wie Originalbesetzung in die sonnige Südsee. Natürlich nicht, ohne auch den eisigen Serienkiller nach einem Tapetenwechsel dürsten zu lassen.
Der in besagtem Frostschutzmittel aufgelöste Leib des Mörders mit der Mohrrübennase wurde, verpackt in handliche Kanister, von seinen Bezwingern verscharrt. Weil Sheriff Sam Tiler (Christopher Allport, „Judge Man“) aber vor seinem Therapeuten – der sich nebst Vorzimmerdame und allerlei Besuchern prächtig über die Geschichte seines Patienten zu amüsieren weiß – den Lagerort preisgibt, wird Jack Frost von windigen Wissenschaftlern zwecks Wiederherstellung exhumiert. Derlei Vorgehensweisen münden nicht erst seit „Chucky 2“ in Unheil, so dass seine durch ein Missgeschick verursachte Wiederbelebung wenig überrascht. Der Zorn über das vorzeitige Ableben in Teil eins sitzt so tief, dass er seine Gegner von einst bis auf ein tropisches Eiland verfolgt. Der Klimazone ungeachtet ist Sonnenschein rar gesät, was der Physis des frostigen Schurken eindeutig zugute kommt.
„Jack Frost 2 – Die Rache des Killerschneemanns“ ist Trash für Fortgeschrittene. Die billige Umsetzung und der krude Humor werden ungeübte Augen verprellen, sind für eingefleischte Schwachsinnsfreunde jedoch ein rauschendes (Weihnachts-)Fest. In der Ferienanlage des schrulligen Colonel Hickering (Ray Cooney, „Jetzt nicht, Liebling“, gefeierter Bühnenschauspieler und Vater des Regisseurs) fällt die Zahl halbnackter Strandschönheiten rapide, was den Sicherheitsbeauftragten des Areals auf den Plan ruft – den ehemaligen FBI-Agenten Manners (als Ersatz für Stephen Mendel: David Allen Brooks – „Dodgeball – Voll auf die Nüsse“). Gemeinsam stellt man sich der Gefahr, nicht ahnend, dass Jack Frost mittlerweile gefräßigen Nachwuchs speien kann.
Die Kinder des Eismanns sind – na klar – Schneebälle. Diese fallen gleich in Scharen über die Urlauber her, was neben verlustierten Gliedmaßen auch allerlei Schabernack begünstigt. Das Treiben der schlicht modellierten Brut erinnert unschwer an „Gremlins“ und „Critters“, wirkt in seiner preisgünstigen Umsetzung aber derart billig, dass hinter den Bewegungen nicht selten die führende Hand eines Crewmitglieds zu erspähen ist. Gegenüber der Originalfassung zeigt sich die Synchronisation um Kalauer bemüht, was gerade beim chaotischen Walten des Schneeball-Nachwuchses von Jack Frost auffällt. Während im englischen Original hauptsächlich gekichert wird, feuern die Racker im deutschen Pendant markige Spruchsalven ab.
„Jack Frost 2“ ist eine gelungene, deutlich überzogene und wenig Rücksicht auf Struktur und Inhalt nehmende Fortsetzung, die mit dem Original aufgrund allgegenwärtiger Absurdität nur schwer zu vergleichen ist. Die Figuren sind schrill, die Bluttaten zünftig und der Massenmörder ein Schneemann. Was kann da eigentlich noch schief gehen?
Wertung: (5 / 10)