Itsy Bitsy (USA 2019)

„Curiosity killed the Cat. Can be Deadly to people, too.“ – Walter

Die Plünderung des kulturellen Nachlasses indigener Volksgruppen ist ein Verbrechen, das vor dem Hintergrund der Kolonialzeit oft ungesühnt blieb. In Micah Gallos „Itsy Bitsy“ dient dieser Kontext als Auslöser, wenn ein mysteriöses schwarzes Ei Anstoß für handgemachten Spinnen-Terror bietet. Denn Indios haben die Brut einer übergroßen Arachnide in das Artefakt eingeschlossen. Als skrupellose Glücksritter das Ei rauben und dafür über Leichen gehen, landet es schließlich beim kränklichen Walter (Genre-Altstar Bruce Davison, „Willard“). Der hortet in seinem abgelegenen Anwesen zahlreiche kulturelle Schätze, zeigt am Geschenk in Ehren an seine verstorbene Gattin aber wenig Interesse.

Also zerbricht der erboste Gönner das Ei und ermöglicht es dem darin platzierten Tier, sich auf Katzengröße auszustrecken und unbemerkt im Nebenhaus einzunisten. So weit, so bekannt. In seinem Langfilmdebüt als Regisseur legt der vorrangig auf visuelle Effekte spezialisierte – und hier auch als Produzent und Co-Autor in Erscheinung tretende – Gallo („Chillerama“) aber gesteigertes Augenmerk auf die Problemhorizonte der Figuren. Das wird besonders durch die alleinerziehende Kara (Elizabeth Roberts, „Horror Noire“) verdeutlicht, die mit Teenager-Sohn Jesse (Arman Dabo, „Greatland“) und ihrer achtjährigen Tochter Cambria (Chloe Perrin, „The Ship“) aufs Land zieht, um den an Multipler Sklerose erkrankten Walter als Privatpflegerin zu umsorgen.

Durch einen schicksalhaften Autounfall ist Kara traumatisiert und in der Folge mehr noch süchtig nach Schmerzmitteln. Im Zusammenspiel mit wachsenden familiären Problemen, die insbesondere dadurch bedingt werden, dass sie die Obhut Cambrias immer häufiger Jess aufbürdet, erwächst eine den Schrecken überlagernde Schwermut. Doch die Gefahr durch die Spinne bleibt gegeben – nicht zuletzt, da Kara & Co. in jenes Haus ziehen dürfen, dessen Dachboden das Tier zur Brutstätte erkoren hat. Erzählerisch bleibt „Itsy bitsy“ dabei ohne großes Tempo und im atmosphärischen Unterbau eher klassischem Grusel verpflichtet. Entsprechend bedächtig entfaltet sich die Bedrohung durch die Spinne, die immer dort auftaucht, wo es dem Drehbuch gerade dienlich erscheint.

Auf Basis von Walters Erzählungen glaubt Jesse bald an deren Existenz. Kara schenkt den Berichten jedoch erst Glauben, als sie und die Kinder im Schlussdrittel in tödliche Gefahr geraten. Begegnen muss sie dieser allerdings ohne Hilfe von außen. Sheriff Jane Dunne (Denise Crosby, „Friedhof der Kuscheltiere“) braucht der Film lediglich, um ein offenes Ohr für Karas Probleme zu etablieren. Den Höhepunkt markiert das Finale, in dem die handgemachten Tricks Gänsehautmomente schüren, aus denen lediglich der Klischee-Schock der aus einem Haufen Stofftiere hervorbrechenden Arachnide negativ heraussticht. So bleibt ein nicht zwingend überraschender, aber handwerklich gelungener Beitrag, dessen ironisch banalisierte Post-Abspannszene keinesfalls übersehen werden sollte.  

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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