Das Wunder der Geburt versetzt nicht nur werdende Eltern in Erstaunen. Doch was ist, wenn sich das Erstaunen in Entsetzen verwandelt, das Kind durch die Einwirkung von Medikamenten beispielsweise nicht lebensfähig erscheint? Aus der Luft gegriffen waren solche Vorstellungen nicht, als Larry Cohen in den frühen Siebzigern „It’s Alive – Die Wiege des Bösen“ schuf. Allein der weltweit Aufsehen erregende Skandal um die deutschen Contagan-Kinder zeigte den verheerenden Einfluss nur unzureichend erprobter Mittel auf das ungeborene Leben.
B-Filmer Cohen („American Monster“) ging wesentlich weiter, als es die fehlende Ausbildung von Gliedmaßen in der Realität gezeigt hatte. Bei ihm verwandelt sich ein Baby durch Hormonpräparate in ein scharfzahniges und klauenbewährtes Monstrum. So staunt der stolze Papa Frank Davis (John P. Ryan, „Der Stoff aus dem die Helden sind“) nicht schlecht, als ihn eine blutüberströmte Schwester in den Kreissaal hasten lässt, wo außer seiner Frau Leonore (Sharon Farrell, „McQuade der Wolf“) niemand mehr am Leben ist. Vom Neugeborenen fehlt jede Spur, was erst den Verdacht eines Verbrechens nährt.
Fortan geht es dem Schmuddel-Autorenfilmer nicht um das Wirken des Babys, sondern die Verzweiflung der Eltern. Die durch Medikamente ruhig gestellte Leonore wirkt apathisch, während Frank der volle Zorn der Gesellschaft trifft. Er verliert seinen Job, wird von der Presse belagert und den Bekannten ignoriert. Das andere Kind der Davis´ wurde bereits vor Geburt des Monstrums in die Obhut des Onkels übergeben. Er ahnt noch nichts von dem Drama im Elternhaus, das sich mit jedem neuen Opfer zur nationalen Krise ausweitet. Dabei will der todbringende Säugling doch nur eines: nach Hause.
Die Ausgangssituation eines diskursiven Horrorfilms über die Anmaßung des Menschen, über Leben und Tod entscheiden zu dürfen, wirkt reizvoll. Doch Cohen ist ein Handwerker und kein herausragender Geschichtenerzähler. Das zeigt sich bereits an den bisweilen recht dürftigen Dialogen, die dem stark agierenden John P. Ryan jedoch nicht die Überzeugungskraft rauben. Erst ist er ganz auf Seiten der Obrigkeit, als es gilt, die Kreatur schnellstmöglich aufzuspüren und zu töten. Als er den monströsen Spross aber selbst in Händen hält, erwacht in ihm der väterliche Beschützerinstinkt.
Effekte und Masken bleiben dem Budget entsprechend von einer trashigen Aura umgeben, die dem ernsten Tenor des Films nicht recht steht. Anders als bei Hennenloters „Basket Case“ müht sich „It’s Alive“ um soziale Kommentare, was die Elemente des Horrors gerade in der ersten Hälfte an den Rand drängt. Hervorzuheben sind die Kompositionen von Bernard Herman („Taxi Driver“), der entgegen der unspektakulären Bilder echte Stimmung aufkommen lässt. Als gesellschaftlicher Seitenhieb funktioniert der Film besser denn als Horror-Schocker. Die Ambition in Ehren, aber Cohens Monsterbaby hat gehörig Staub angesetzt.
Wertung: (6 / 10)