Vielschichtigkeit ist wieder Trumpf im Hause IRA. Nur eben nicht auf Basis überbordend vertrackter Gitarrenwände. Die Musik der Konstanzer ist sphärisch, lässt dabei aber nie die entscheidende Klarheit vermissen, die den Post-Rock zugunsten eingängiger Passagen hinter sich lässt. „Katapult“, der Eröffnungssong ihres Mini-Albums „These Are the Arms“, unterstreicht dies wie selten ein Stück in der Geschichte der Band zuvor.
Erst kommt die fast sakral hallende Wiederholung des Werktitels zu elegisch gedehnter Melodie. Dann setzt Toby Hoffmanns lyrischer Diskurs in deutscher Sprache ein. So kennt man IRA. Ungewohnt hingegen ist die spätere Öffnung in entspannte, beinahe poppige Gefilde. So unaufgeregt wie Hoffmanns Stimme ist auch das Gesamtbild. Wenn er singt, dann emotional, wenngleich ohne zur Schau gestellte Seelenpein. Die gesprochenen Passagen wirken ein wenig entrückt. Aber gerade sie sind es, die den poetischen Charakter der Band unterstreichen.
Ein wenig anstrengend wird es in den experimentell angehauchten Zwischenspielen „Epk“ und „Score“. Dort wird mehr gezupft als gespielt und eher lose verdichten sich dissonante Laute zu klanglichen Skulpturen. „These Are the Arms“ lebt große Gefühle in kleinen Gesten. Die vier den eigentlichen Kern bildenden Nummern entfalten sich langsam (allein „The Gift“ endet unter dreieinhalb Minuten), erstarren darüber aber nie in Bewegungslosigkeit. IRA faszinieren, berühren und nehmen mit – auf eine Reise in die Tiefen des Rocks, die ohne tief gestimmte Gitarren auskommt. Ein abermals wunderbares Werk der Süddeutschen, das Vielseitigkeit nicht mit Sperrigkeit verwechselt.
Wertung: (7,5 / 10)