Interview mit Worst Kid Ever (Mai 2018)

Hallo Werner, zu Beginn die wohl drängendste Frage der Nation: Wie läuft die Personalbeschaffung bei RUN, MELOS!?

Werner: Ich sage mal: mittelmäßig. Wir haben eine freie Stelle an der Gitarre inzwischen neu besetzt, aber am Gesang mangelt es inzwischen seit über einem Jahr. Wenn sich also eine Sängerin oder ein Sänger aus Hannover finden lässt, der/die Lust auf eine untalentierte, aber sympathische Pop-Punk-Band hat, meldet euch bitte bei RUN, MELOS!

Wir schrauben aber natürlich trotz erfolgloser Suche weiter an neuen Songs, etwa an dem großen Sommerhit 2019, der derzeit auf den Arbeitstitel „Jon Bovi“ hört.

Die Zwischenzeit hast du mit der Gründung von WORST KID EVER gefüllt. Wie kam es dazu?

Werner: Die Idee zu WORST KID EVER hatten Andy und ich schon, als wir noch zusammen bei RUN, MELOS! gespielt haben. Andy ist dort leider ausgestiegen, um nach Bremen zu ziehen. Wir wollten aber irgendwie in Kontakt bleiben und da hat sich die musikalische Fernbeziehung  á la THE POSTAL SERVICE natürlich angeboten. Bei RUN, MELOS! merken wir gerade, wie schwer die Beschaffung einer Frontperson ist, deshalb bin ich ganz froh, dass ich meine gierigen Klauen rechtzeitig in einen Sänger geschlagen habe.

Eure im Frühjahr präsentierte Debüt-EP „You Were Right About Me“ klingt schwer nach einer Hommage an die guten alten Emo-Tage. Was steckt neben der knietiefen Verbeugung vor Bands wie THE ATARIS hinter der Musik?

Werner: Vermutlich steckt in der Ausrichtung der Musik einfach der Einfluss der Bands, die unseren Geschmack geprägt haben, was in meinem Fall viel von dem ist, was man Anfang der 2000er wohl in die Emo-Schublade gesteckt hat. Welche Bands das konkret sind, kann man unter anderem in unserem Song „Nature Loves Courage“ nochmal genauer nachhören.

Generell bin ich als Musiker aber viel zu untalentiert, um mir zu denken ‚Der Song soll jetzt in diese Richtung gehen‘, der Ansatz geht deutlich eher in Richtung ‚Ich fange einfach an, auf meinem Instrument rumzuhauen und wenn mir gefällt, was dabei rauskommt, nehmen wir’s‘. Abgesehen davon war die Idee aber auch, etwas mit elektronischen Elementen rumzuprobieren.

Welchen Anteil hatte Andy am Entstehungsprozess der fünf Songs?

Werner: Andy hat eigentlich nur zu singen und sonst die Klappe zu halten. Nein, Spaß. Auf dieser EP hat er die Gesangsmelodien beigetragen, als die Songs instrumental schon fertig waren. Bei neuen Songs werde ich ihn aber auch an die Schießbude setzen wo er hingehört.

Die Instrumentierung stammt komplett von dir, teilweise eingespielt, teilweise programmiert. Entspricht dieser Ansatz bewusst dem kreativen REGGIE AND THE FULL EFFECT-Credo oder folgt er vorrangig pragmatischen Motiven?

Werner: Grundsätzlich eher pragmatischen Motiven. Andy singt zwar nicht nur, sondern ist auch ein erstklassiger Drummer, hat aber zwischen Familie und Arbeit weniger Freizeit als ich gammlige Coach Potato. Da ich dafür aber deutlich ungeduldiger bin, habe ich das Programmieren der Drums selbst in Angriff genommen, was sich alleine schon seltsam angefühlt hat, weil ich selbst außer bei „Guitar Hero“ gar kein Schlagzeug spielen kann.

Aber als ich gemerkt habe, dass ich als unterdurchschnittlich guter Gitarrist vielleicht nicht unbedingt die optimale Besetzung für Bass und Drums bin, war alles schon zu spät. Für die zweite EP ist aber geplant, Andy ans Schlagzeug zu setzen, da ich generell auch kein Fan von programmierten Drums bin. Bei den elektronischen Momenten war das Ganze einfacher, da ich hier auf der Gitarre komponieren konnte.

Wer hat das filigrane Filzstift-Cover der EP zu verantworten?

Werner: Das Cover ist von Andys Tochter Clara. Was der Profi natürlich sofort erkennt: Es stellt Elsa aus „Frozen“ dar. Für die nächste EP habe ich sicherheitshalber auch schon einmal ein Bild der Nichte meiner Freundin beiseitegelegt.

Wie ist „You Were Right About Me“ in der Öffentlichkeit angekommen?

Werner: Überhaupt nicht. Mit Ausnahme deines Reviews und zwei, drei netten Nachrichten bei Facebook hat sich eigentlich niemand wirklich dafür interessiert.

Gibt es Pläne, WORST KID EVER auf die Bühne zu bringen?

Werner: Da wir nur zu zweit sind und dafür mindestens zu fünft oder dechst sein müssten, wird WORST KID EVER vermutlich nie auf die Bühne kommen. Alleine das Schlagzeug, das ich mir beim Programmieren zusammengestockelt habe, würde an manchen Stellen drei oder vier Arme benötigen. Daher ist es natürlich auch nochmal schwerer, eine Reaktion auf die Musik zu bekommen, wenn man online mit aller Musik der Welt konkurrieren muss, was ja live nicht der Fall ist.

Was wird die Zukunft für WORST KID EVER bringen? Ich meine, gemessen an der Schwärze der gegenwärtigen Weltlage könntet ihr glatt die nächsten THE WILD STALLIONS werden.

Werner: Vermutlich gar nichts außer irgendwann mal einer zweiten EP, aber wir machen uns da keinen Stress, da ja auch niemand wirklich darauf wartet.

Ich muss übrigens gestehen, dass ich nicht weiß, was es mit THE WILD STALLIONS auf sich hat, Google spuckt mir nur einen Film mit Miranda Cosgrove aus. Und falls du den meinst: Ich hoffe, wir werden nicht die nächsten THE WILD STALLIONS…

Nein, gemeint sind die musikalisch-chaotischen Weltenretter aus „Bill & Ted“. Macht nichts, es kann nicht jede nerdige Anspielung ihr Ziel finden.  

Über welche Kanäle kann man „You Were Right About Me“ rezipieren/erwerben/zelebrieren?

Werner: Überall dort, wo untalentierte Menschen ihre musikalischen Ergüsse unkompliziert uploaden können: Also bei Youtube, Spotify und Konsorten. Ansonsten kann man sich die Songs aber auch auf unserer Bandcamp-Seite anhören und gratis downloaden.

Falls die vorangegangenen Fragen wesentliche Aspekte deines/eures Wirkens ausgeklammert haben, folgt hier Raum zur finalen Nachbesserung:

Werner: Mit dem Lesen dieses Interviews akzeptierst du unsere neue Datenschutzerklärung gemäß der DS-GVO.

Ich danke für das Interview und hoffe auch mehr DIY-Klänge aus dem Raum Hannover.

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