Interview mit Waves Like Walls (September 2013)

waveslikewallsbandStellt euch und WAVES LIKE WALLS doch einleitend kurz vor.

Uns gibt es in der jetzigen Formation seit Juni 2012, vier von uns haben allerdings davor bereits in einer anderen Band zusammengespielt. Nach einiger Zeit kam dann unser zweiter Gitarrist Flo dazu. Wir wollten modernen Hardcore mit Einflüssen aus modernem Metal und Melodien machen und genau das machen wir jetzt auch!

Musikalisch orientiert ihr euch an klassischem Metal-Hardcore. Wo seht ihr eure Wurzeln – und welche Bands beeinflussen euer Schaffen?

Das ist von Bandmitglied zu Bandmitglied unterschiedlich. Gemeinsame Nenner dürften vor allem PARKWAY DRIVE und THE GHOST INSIDE sein, aber da kommen dann einige Bands hinzu, die zumindest den meisten Mitgliedern gefallen, wie z.B. HATEBREED, TERROR, THE ACACIA STRAIN, TEXAS IN JULY und STICK TO YOUR GUNS hinzu. Aber auch in ganz anderen Ecken gibt es Bands die uns sehr gut gefallen.

Nach seiner kommerziellen Kannibalisierung scheint der Metal-Hardcore wieder vermehrt im Independent behaftet zu sein. Für euch eine erwartbare Entwicklung und mehr noch die Chance für neue Impulse?

Erwartbar ist das vor allem dadurch, dass der Grundgedanke bei Metal und Hardcore im Underground lag. Obwohl viele unserer persönlichen Helden auch sehr kommerzialisierte Größen der Szenen sind, haben wir auch ein Faible für Underground Bands, vor allem im Hardcore-Bereich.

waveslikewallsbrainweaponKürzlich habt ihr eure selbstproduzierte Debüt-EP „Brain As a Weapon“ präsentiert. Was könnt ihr über die Entstehungsgeschichte eurer ersten Veröffentlichung berichten?

Die Idee zur EP kam relativ spontan. Wir hatten bereits sehr schnell unsere erste Single „Family and Friends“ aufgenommen und die wurde dann auch ge-remixed und ge-remastered auf die EP gepackt, weil sie erstaunlich gut ankam. Die anderen Songs sind wie alle anderen im Proberaum entstanden und dann im Studio etwas Umgestaltet. Dazu gehört das Intro „Will We Stand There Silent?“, welches sich mit Massentierhaltung kritisch auseinandersetzt, „Brain As a Weapon“, ein sehr religions- und manipulationskritischer Song und dann noch „You Are Not a Hero“. Darin geht es um Menschen, die sich die Freiheit nehmen zu glaube, sie seien besser oder „hochwertiger“ als andere.

Der DIY-Sektor wird gemeinhin mit Post-Hardcore assoziiert, während der Metal-Hardcore in den letzten Jahren doch eher in Richtung latenter Überproduktion abgedriftet ist. Könnte man euch als Beweis dafür anbringen, dass DIY für alle da ist?

DIY ist immer so eine Sache. Und die Definition von Post-Hardcore ist sowieso immer schwammig, daher lässt sich da viel streiten! Es stimmt, dass es einige moderne Hardcore-Bands gibt, die konsequent DIY agieren, aber NASTY’s neues Album gibt es auch bei Impericon und im Laden und trotzdem würde sie wohl niemand als kommerzialisiert bezeichnen. Auch im Metal-Bereich gibt es so eine „Underground-Szene“ die über Blog-Seiten organisiert ist. THY ART IS MURDER sind z.B. auf diesem Weg bekannt geworden. Aber DIY ist definitiv eine Sache, die es in allen musikalischen Bereichen gibt, auch im Rap, Punk oder Techno.

Erhält der DIY-Gedanke im Zeitalter von Internet und onlinegestützten sozialen Netzwerken eine neue Bedeutung – oder erleichtert es eigenverantwortlichen Bands im musikalischen Untergrund schlicht die Arbeit?

Beides. Bands erhalten über Seiten wie Facebook ganz neue Möglichkeiten, das natürlich irgendwie auf Kosten von Originalität und auch Authentizität, weil man einige Bands ja nur durch diese Facebook-Fassade kennt. Aber es funktioniert und man braucht nicht über mangelnde Aufmerksamkeit jammern, wenn man diese Chance im Moment nicht nutzt. Wobei Bands, die auf diesen Seiten alles Erdenkliche anpreisen und nur durch diese Sache existieren, auch langsam nerven.

Wie wichtig ist es für euch, die volle Verantwortung für Produktion, Booking etc. zu tragen?

Wir wollen nicht alle organisatorischen Dinge aus der Hand geben. Obwohl wir großartige Unterstützung in den Bereichen Booking, Produktion und Promotion bekommen, liegen große Teile davon immer noch bei uns. Für die Produktion ist es auch so eine Sache, uns ist eine gewisse Studio-Qualität und Produktion sehr wichtig und die anfallenden Kosten müssen natürlich irgendwie gedeckt werden. Für die Bandmitglieder ist das auf Dauer eine beachtliche Summe, da ist es natürlich schön ein bisschen Hilfe zu bekommen. Aber auch wenn wir beispielsweise gerne Ratschläge und Kritik entgegennehmen, ist es uns natürlich vor allem im musikalischen Bereich wichtig, das letzte Wort zu haben.

Viele DIY-Verfechter stellen ihre Veröffentlichung kostenlos im Internet zur Verfügung. Wie steht ihr dazu?

Man freut sich natürlich, wenn es kostenlose Musik gibt. Aber wenn man beispielsweise ein Produkt wie eine CD oder eine Platte in der Hand haben will, weil man sich damit auseinandersetzen will, dann muss man die Scheibe auch pressen! Und das ist ohne finanziellen Aufwand nicht möglich. Generell ist die ganze Musik-Industrie ja in einem riesigen Umbruch und keiner weiß, was da letztendlich rauskommen wird. Aber wenn es irgendwann darauf hinausläuft, dass die generelle Qualität darunter leidet, dass jeder stümperhaft elektronisch seine Musik zuhause zusammenschnipselt und Bands nicht mehr live spielen, weil das Geld nicht da ist, dann ist das eine sehr tragische Entwicklung.

Mit welchen Themen setzt ihr euch textlich auseinander?

Hauptsächlich kritische. Wie schon beschrieben, wir haben ja Texte um etwas auszusagen, sonst bräuchten wir keine. Wir wollen die Leute vor den Kopf stoßen, ihnen sagen „Hey das geht so nicht, denkt doch mal nach“. Leider ist die Auseinandersetzung mit Inhalten im Hardcore-Bereich im Laufe der Zeit anscheinend abgeflacht,  viele Kids wollen nur noch cool sein und harte Musik hören. Dass manche Bands ihnen sagen „Ihr habt gar nichts verstanden“, registrieren sie gar nicht mehr. Es ist sehr frustrierend, wenn man ansieht, wie eine Szene, die dazu da ist, sich mit Problemen auseinanderzusetzen statt davor wegzulaufen, sich immer mehr zum Trend entwickelt. Es ist aber auch sehr schwer aus dieser Masse der „coolen“ Bands herauszustechen, weil wir im Prinzip dieselben Mittel nutzen.

Wie waren die bisherigen Resonanzen auf „Brain As a Weapon“?

Glücklicherweise sehr gut. Die Leute kamen ziemlich ausnahmslos auf uns zu und waren sehr zufrieden. In Reviews haben wir auch gute Kritiken bekommen, vor allem der angesprochene Sound, den wir liefern wollen, kam gut an. Wir freuen uns auch über negative (ernsthafte) Kritik, wenn sie begründet ist. Persönlich sind wir auch sehr zufrieden, definitiv ein guter Einstieg. Wir hatten auch mit den Texten, wie „Brain As a Weapon“ schon ein paar „Vor-den-Kopf-Stoß“-Momente live, was ein sehr gutes Gefühl ist. Man merkt, dass die Leute dann gezwungen sind, sich damit auseinanderzusetzen.

Wo wollt ihr mit WAVES LIKE WALLS hin?

Wir sind nicht absolut auf den Untergrund fixiert. Wenn wir mal die Gelegenheit hätten, mit unseren persönlichen Helden oder auf großen Festivals zu spielen, würden wir definitiv zusagen. Aber wenn wir auf Umwegen mal auf eine kommerziellere Schiene kommen würden und unsere Texte/unser Auftreten zu einer großen Inszenierung werden, bei der unsere Message keine Rolle mehr spielt, dann hätten wir unser ursprüngliches Ziel definitiv verfehlt. Die Musik einer breiteren Masse an Leuten zu präsentieren ist natürlich ein großes Ziel, aber wie gesagt: Unter gewissen Bedingungen.

waveslikewallsband2Wie oft könnt ihr euch live präsentieren?

Dadurch, dass wir inzwischen öfters mit kleinen Bookern usw. zusammengearbeitet haben und auch befreundete Bands vor allem Shows organisiere, kommen wir dafür, dass es uns erst ein Jahr gibt verhältnismäßig gut herum. Grob würden wir jetzt auf locker 12 Shows im Jahr, eher deutlich mehr schätzen. Es ist noch nicht ganz sicher, was dieses Jahr noch so passiert aber einige Shows kommen sicher noch dazu! Aber live spielen ist definitiv der Höhepunkt einer jeden Band. Generell spielen wir für Spritgeld und Verpflegung überall wo man uns haben möchte, solange wir es organisatorisch hinbekommen!

Wer mehr über WAVES LIKE WALLS erfahren möchte, der…

Besucht unsere Facebook-Seite www.facebook.de/waveslikewalls und von da aus kann man auch andere Seiten wie Soundcloud, Youtube, Twitter, Tumblr usw. von uns erreichen. Generell erfährt man aber auf Facebook von uns am meisten!

Was wird euch der Rest von 2013 noch bringen?

Wir hoffen nach unserer kurzen Sommerpause noch einige Shows spielen zu können, wir haben da ein paar Sachen in Planung, aber noch nichts endgültiges. Gerade sind wir auch dabei neue Songs zu schreiben, damit wir neues Material präsentieren können. Wir bleiben auf jeden Fall sehr aktiv.

Und auch die finalen Worte gebühren euch:

Geht auf eure lokalen Shows, hört euch neue Bands an und hört vor allem keine Bands, nur weil ihr sie „cool“ findet. Lest die Texte der Bands, vielleicht haben sie was zu sagen, das euch zum Nachdenken bringt. In diesem Sinne: „Risk a look behind the mask!“

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