Stellt euch doch vorangehend all denjenigen vor, denen die Existenz von THE BANDGEEK MAFIA bislang verborgen blieb:
Wir sind 5 Jungs aus Trier (RLP) machen Punkrock mit Bläsern und nennen uns THE BANDGEEK MAFIA.
Achim – Vocals/Gitarre
Björn – Drums
Dominik – Bass
Dennis – Trompete/Shouts
Henning – Posaune
Stilistisch verbindet ihr zwei Genres, die oft totgesagt werden: Emo-Core und Ska-Punk. Wie kam es zu dieser Melange?
Zunächst muss ich sagen, dass ich mich inzwischen mit derartigen Kategorisierungen etwas schwer tue. Ich mag all diese neu entstandenen Musik- und Genrebezeichnungen mit ihren zahllosen Unterkategorien nicht sonderlich. Aber du hast Recht, auch wir waren damals, zu Zeiten unseres Debütalbums „Paint Your Target“, mehr oder weniger gezwungen dem Kind einen Namen zu geben. Vielmehr haben wir uns auf Grund unserer „Unerfahrenheit“ zum damaligen Zeitpunkt dazu hinreißen lassen, unsere Musik mit Bezeichnungen wie Screamo, Emo und Ska zu umschreiben. Nur weil unsere Songs Offbeat-, Schrei- und Bläserparts sowie überwiegend emotionale Texte beinhalten. Heute rudern wir dahingehend etwas zurück! Im Grunde genommen ist es doch einfach Punkrock mit Bläsern oder von mir aus auch Brasspunk, den wir machen. Wenn ein Song Platz zum Shouten lässt, kann man ihn doch nutzen ohne das dann direkt Screamo oder Emo nennen zu müssen. Ebenso kann man Bläserarrangements oder Offbeats verwenden ohne zu behaupten, dass das dann direkt Ska sei.
Durch die vielen verschiedenen Einflüsse, die durch die unterschiedlichen Charaktere in unserer Band zusammen kommen, entstehen in der allgemeinen Musikanschauung vielleicht schnell Genre- bzw. Klischeebarrieren. Wir haben allerdings erkennen müssen, dass das oft sehr hinderlich sein kann und nicht selten zu Vorurteilen und Schubladendenken führt. Zudem haben wir selbst wesentlich mehr Spaß am Musikmachen, wenn wir genreübergreifend denken. Also überspringen wir diese Hürden einfach, indem wir die Einflüsse eines jeden einzelnen, sei es Punk, Metal, Ska u.a. berücksichtigen und in unsere Songs integrieren, anstatt sie von vorneherein abzulehnen und auszuschließen. Nur weil sie nicht ins typische Skaband- Offbeat-Kapellenschema passen ?!? Wir sind der Ansicht, dass es sich zunächst für uns gut anhören muss. Wenn es das tut, darf man alles!
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das sogar eine Chance bedeutet. Denn diese Eigenschaft verleiht unserer Musik etwas Einzigartiges und eine gewisse Eigenständigkeit. Dies bietet die Möglichkeit sich abheben zu können. Es hatte immer Priorität, unserer Musik einen unverwechselbaren Fingerabdruck zu verpassen. Eine Charakteristik, die es möglich macht, uns alleine vom Sound und von den Songstrukturen her, eindeutig zuordnen zu können. Dies ist uns, wie wir finden, ziemlich gut gelungen!
In der Mischung mag man erst einmal ein emotionales Tohuwabohu aus Herzschmerz und Lebensfreude erwarten. Wie würdet ihr eure Musik umschreiben?
Das lassen ebendiese Kategorisierungen vermuten. Klar, Musik bietet ebenso wie alle anderen Künste exzellente Möglichkeiten, Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Und ja, auch wir nutzen diese, indem wir unter anderem über Herzschmerz und Lebensfreude singen. Aber eben nicht festgehalten an Genrebezeichnungen wie Emo oder Ska. Ganz banal ausgedrückt würde das ja bedeuten, wir singen in unseren Skaparts über Lebensfreude und in unseren etwas härteren „Emo“- Parts über Herzschmerz. Das wäre dann doch etwas zu viel Klischee. Nein, wir sehen das nicht so eng! Wir schreien Herzschmerz ebenso wie Lebensfreude heraus. Andersherum kann man in Offbeatparts wunderbar über Herzschmerz singen und auch dazu tanzen. Das macht das Ganze irgendwie interessanter.
Durch die Tatsache, dass wir mit Trompete und Posaune besetzt sind, taucht der Begriff „Ska“ natürlich unweigerlich auf. Bläser und der Begriff „Ska“ scheinen für viele untrennbar miteinander verbunden. Doch unsere Bläserarrangements sind bis auf einige wenige Ausnahmen überwiegend melodramatisch und düster komponiert und entsprechen nicht den gängigen Happy-Ska- Arrangements. Auf unserer im Februar erscheinenden Platte „No Disguise“ wird das sehr gut deutlich. Die BANDGEEK MAFIA- Bläser haben hier, bis auf klar ausgewiesene Soloparts, eben keine dominante Funktion, sondern verschwimmen mit den Gitarren zu einer Einheit. Wir haben versucht, mit ihnen genau wie mit den Gitarren, eine Art Teppich für das Gesungene zu bilden. Ich weiß, das mag gewagt sein und im ersten Moment etwas außergewöhnlich klingen aber irgendwie funktioniert und rockt es gewaltig!
Ihr habt gerade eine Deutschland-Tour mit den Kaliforniern von 3RD ALLEY absolviert. Welche einschneidenden Erfahrungen konntet ihr an der Konzertfront sammeln?
In erster Linie waren wir froh, mit den Jungs von 3RD ALLEY unterwegs sein zu dürfen. Auch Torben Möller-Meissner von RANTANPLAN, der uns bei fast allen Shows als Solo-Akustikkünstler unterstützt hat, ist nicht zu vergessen. Das gesamte Paket hat menschlich wie auch musikalisch großartig harmoniert! Wir sind stolz darauf überhaupt das Privileg zu besitzen, eine zusammenhängende Tour auf die Beine gestellt bekommen zu haben. Das ist für Newcomer-Bands, wie wir eine sind, nicht unbedingt die Regel und zudem ungemein schwer zu organisieren. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle Veranstalter, für die durchweg geniale Organisation, den Support und die Zusammenarbeit!
Ich hoffe nicht alle Auftritte entsprachen der Geisterkulisse in der Hamburger Prinzenbar!?
Hehe, nein. Unsere Band bewegt sich zurzeit, mit nur einem Albumrelease von 2007 auf einem Level, auf dem man nicht wirklich drinsteckt, wie viel auf einer Show los sein wird. Wir haben im Verlauf der Tour Konzerte in Köln, Trier, Nossen und Würzburg gespielt, da war die Hölle los. Aber eben auch solche, wie beispielsweise in Hamburg, wo eine eher gemütliche, private Atmosphäre herrschte. Wir sehen das positiv! Wenn man nach einer Show, wie der in Nossen vor knapp 200 und der in Köln vor fast 400 Leuten, von der Bühne geht, spornt es doch gewaltig an gesehen zu haben, dass unsere Musik zu funktionieren scheint. Da muss man in der Position eines Newcomers hin und wieder besuchertechnische Rückschläge in Kauf nehmen. Ich betone an dieser Stelle nochmals, dass wir die Tour gespielt haben, nachdem lediglich unser Debütalbum „Paint Your Target“ und unsere Single „About Beasts & Lovers“ veröffentlicht war. Über die Hälfte aller Konzerte der Tour waren gut besucht. Besser als wir uns das erträumt hatten. Wir sind selig!
Die Single „About Beasts & Lovers“ ist der Vorgeschmack auf eure Anfang 2010 erscheinende zweite Platte „No Disguise“. Was könnt ihr über die Entstehungsgeschichte des Albums erzählen?
Für „No Disguise“ konnten wir mit Kurt Ebelhäuser (BLACKMAIL, SCUMBUCKET) einen großartigen Produzenten für uns gewinnen. Auch die Co-Produzenten Sascha Hoffmann und Simon Jäger waren eine hervorragende Bereicherung, mit denen die produktive Zusammenarbeit im Tonstudio-45 in Koblenz unglaublichen Spaß gemacht hat.
Wir haben die Songs für „No Disguise“ in einem wesentlich kürzeren Zeitraum geschrieben, als die für das erste Album. Das Ergebnis ist eine wesentlich komplexere Platte als „Paint Your Target“. Es ist insgesamt deutlich runder und nicht mehr so kantig wie das Erste. Es klingt einfach deutlich reifer. Wie schon angesprochen, haben wir die Bläserarrangements zu einer Einheit mit den Gitarrenarrangements werden lassen, was letztendlich mehr Platz für Gesangsmelodien lässt. Das tut der Tanzbarkeit und dem Druck nach vorne allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil!
Neben dem Titeltrack findet sich auf „About Beasts & Lovers“ die eher ruhige Nummer „Your Kingdom, My Home“. Eine Ausnahme, oder fahrt ihr das Tempo in Zukunft etwas zurück?
Hehe nein, mit Sicherheit nicht! Wir sind im Großen und Ganzen unserem Stil treu geblieben. Schließlich ist die Tatsache, dass es bei uns etwas härter zugeht charakteristisch für THE BANDGEEK MAFIA. Es gibt also nach wie vor auf die Ohren und daran halten wir fest. „Your Kingdom, My Home“ ist einfach so passiert! Der Sommer kam, es war heiß und wir dementsprechend träge ;-). Also haben wir uns getraut, auch mal ein paar Reggea-Elemente aufzugreifen. Auch das wird nach ersten Liveeinschätzungen dankend vom Publikum angenommen.
Die Resonanzen auf „Paint Your Target“ waren in der Hauptsache wohlwollend. Wie ist „About Beasts & Lovers“ nach bisheriger Einschätzung angekommen?
Die Promotion zur Veröffentlichung der Single verlief hauptsächlich in Eigenregie, über die bekannten Medien wie beispielsweise MySpace. Insofern kann man dazu zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht allzu viel sagen. Live haben die neuen Songs äußerst gut funktioniert. Mit der Resonanz des Publikums sind wir mehr als nur zufrieden! Das von HandleMeDown verfasste Review zur Single stellt bis zum jetzigen Zeitpunkt zwar die einzige objektive Meinung dar, wird aber natürlich zur Albumpromotion nicht die einzige bleiben. Danke an dieser Stelle für die überwiegend positive Bewertung!
Wie sehen eure Pläne für die Zeit bis zur Veröffentlichung von „No Disguise“ aus – und wie die danach?
Bis zum Release werden wir selbstverständlich einige Shows und somit auch diverse Songs vom neuen Album spielen. Außerdem werden Dennis und ich (Achim – Anm. d. Redaktion) die Zeit nutzen, um mit einem sehr guten Freund am Bass Songs für unser Akustikprojekt fertig zu schreiben und aufzunehmen. Das Ganze nennt sich dann BECOMING ELIAH! und wird zeitgleich zum „No Disguise“ -Release, an den Start gehen. Im Stile von „Just Friends (Acoustic)“, der als Bonustitel auf unserem ersten Album zu finden ist, gibt’s dann eine schicke 6-8 Track-Acoustic-EP! Sorry, aber ich musste gerade diese Gelegenheit nutzen, um vorab schon einmal die Werbetrommel zu rühren…
Ist eine weitere Tour in Planung?
Eine zusammenhängende Releasetour ist nicht in Planung. Wir tendieren momentan eher dazu, die Releaseshows auf viele aufeinanderfolgende Wochenenden aufzuteilen. Dadurch sind wir flexibler und es lässt Raum, um als Support für die eine oder andere bekanntere Band mit auf Tour gehen zu können. Dadurch erhoffen wir uns zum Einen, vor wesentlich größerem Publikum und in größeren Clubs auftreten zu können und zum Anderen, vermehrt ins europäische Ausland zu gelangen.
Wie bewertet ihr eure Chancen, unter einer Schwarz/Gelben-Regierungskoalition zu Weltstars aufzusteigen?
Politische Statements abzugeben ist und bleibt eine heikle Angelegenheit und ich mache mir dies nicht zur Aufgabe! Zum Glück leben wir in einer Demokratie, in der jeder frei seine Meinung äußern kann. Solange dies der Fall ist, besitzt unser Staat das gesellschaftlich gerechteste Fundament und es kann koalieren wer möchte! Unsere Zukunft als Musiker sehe ich aufgrund dessen von der politischen Ebene nicht direkt beeinflusst.
Werdet ihr in Zeiten, in denen ein designierter Außenminister Westerwelle den Deutschzwang im öffentlichen Raum einfordert, für zukünftige Songs zur Muttersprache konvertieren?
Nein, TOKIO HOTEL machen ihre Sache wirklich gut. Wir sind da raus! 😉
Außerdem möchten wir uns die Möglichkeit offenhalten, als kleine Band, die nicht gerade RAMMSTEIN oder DIE TOTEN HOSEN heißt, im Ausland Fuß zu fassen. Dazu ist es dienlicher, sich auf eine Weltsprache festzulegen, die ein Großteil der Menschen verstehen kann.
Die letzten Worte gebühren euch:
Ich möchte mich ausdrücklich im Namen der BANDGEEK MAFIA bei Dir und HandleMeDown für die kontinuierliche Unterstützung bedanken. All diejenigen, die unsere Musik mögen oder deren Interesse und Aufmerksamkeit geweckt wurde bzw. noch wird, sollten sich den 19.02.2010 dick im Kalender anstreichen. Ab dann gibt’s unser neues Album „No Disguise“ in jedem gut sortierten Musikgeschäft, über den Online-Shop unseres Labels Long Beach Records Europe und natürlich direkt bei uns am Merch-Stand auf jedem unserer Konzerte. Bis dahin, Augen und Ohren offenhalten und uns am besten auf Liveshows oder auf www.thebandgeekmafia.de besuchen…
Wir freuen uns auf Euch, es wird ein Fest!