Interview mit Rise Against (Juli 2006)

Derzeit rollt die „Warped Tour“ wieder durch die USA. Mit an Bord sind auch RISE AGAINST. Mittlerweile gehören sie zu den Großen im Business, Ende Juli erscheint bereits ihr vierter Longplayer „The Suffering & the Witness“. Nach „Siren Songs for the Counter Culture“ ist dies schon das zweite Major-Album, mit dem die Band um Frontmann Tim McIlrath jedoch mitnichten sanftere Töne anschlägt. Vielmehr ist es der Band wieder einmal gelungen, eine gute Mischung aus Punkrock, Hardcore und Melodie zu finden. Mitten während der „Warped Tour“ hatten wir die Gelegenheit, mit Frontmann Tim zu sprechen.

„Die aktuelle Tour läuft wirklich großartig für uns. Wir sind jetzt seit ungefähr drei Wochen on the Road. Es macht wieder eine Menge Spaß“.

Da „The Suffering & the Witness“ bereits ihr zweites Werk bei einem Plattenmulti ist, waren die Aufnahmen für die Band einfacher, als noch beim Vorgänger. „Es war für uns schon etwas leichter, denn vor zwei Jahren gab es doch einige Sachen, die einfach anders liefen. Wir wussten nun mehr, wie alles funktioniert, wir haben ein gutes Label im Hintergrund und wir stehen zu 100% hinter dem, was wir machen.“ Diese Selbstsicherheit ist im Grunde jedoch nichts neues, denn der Sänger weiß um seine langjährige Erfahrung, auch Druck oder ähnliches, verspürt er zu keiner Sekunde. „Warum sollte ich Druck verspüren? Nein, ich bin kein Mensch der Angst oder so hat, wenn er ein neues Album veröffentlicht. RISE AGAINST sind jetzt seit sechs Jahren zusammen, wir haben in dieser Zeit vier Alben aufgenommen. Davor habe ich schon in Bands gespielt, Druck habe ich in all den Jahren noch nicht gespürt. Für mich ist das auch der Erfolg als Band. Diese Jahre, die man zusammen ist, vier Alben aufgenommen zu haben. Wir verkaufen zudem genug Alben, warum sollte ich mich selbst unter Druck setzen? Ich bin sehr zufrieden, wie es läuft.“

Nachdem RISE AGAINST bereits zu „Revolution per Minute“-Zeiten mit Bill Stevenson zusammenarbeiteten, führte sie für ihr viertes Werk der Weg wieder zusammen. Wie so häufig, so kommt auch Tim nicht herum, die Qualitäten ihres Produzenten ausführlich zu loben. „Er ist ein Großer, ich bewundere ihn und er ist mehr als nur ein Freund für mich. Es ist unglaublich, ihn im Studio zu erleben, er bringt sich überall mit ein, gibt Tipps zu jedem einzelnen Song und jedem Arrangement. Er ist so etwas wie das fünfte Mitglied von RISE AGAINST. Es ist sicherlich seine langjährige Erfahrung, ich meine der Mann hat bei den DESCENDENTS und BLACK FLAG gespielt! Zwei meiner Lieblingsbands und die mich zudem sehr geprägt haben.“

Nachdem RISE AGAINST mit „Siren Songs of the Counter Culture“ auch ruhigere Töne anschlugen, ist „The Sufferer & the Witness“ erstaunlich kraftvoll geworden und hat weniger ruhigere Passagen, als mancherorts vielleicht vermutet wurde. Dahinter steckt jedoch keine offenkundige Absicht, sondern hat sich vielmehr im Laufe der Aufnahmen so ergeben. „Abwechslung ist mir nicht so wichtig, es kommt eben, wie es kommt. Wir sind im Studio, spielen die Songs und mit der Zeit entwickelt sich das einfach. Es ist aber jetzt nicht so, dass wir so viele schnelle Songs und so viele ruhigere auf dem Album haben wollen.“ Ruhigere Stücke gibt es dennoch, wobei selbst ein reines Akustik-Album nicht ganz undenkbar wäre. „Ich könnte mir so etwas schon vorstellen, vielleicht irgendwann einmal. Zurzeit bin ich aber mit RISE AGAINST so sehr beschäftigt, dass dafür gar keine Zeit ist.“.

RISE AGAINST standen immer für anspruchsvolle Texte, dies ist selbstverständlich auch 2006 immer noch der Fall. Die Lyrics sollen zum Nachdenken anregen, handeln von Schmerz, doch letztlich geht es vor allem darum, wie man diesen besiegt. „Es ist bei den Texten eigentlich so, wie es bei RISE AGAINST immer war: Ich schreibe über das, was mich oder die anderen bewegt. Auf den beiden letzten Alben waren die Texte ein wenig politischer, nun sind sie wieder mehr persönlich. Es geht aber letztlich darum, auch in einer traurigen Phase, in der es einem schlecht geht, über alles nachzudenken und wieder Hoffnung zu schöpfen. Dies drückt auch der Titel des Albums aus. Denke über deine Welt nach, nimm das auf, was um dich herum passiert. Ordne nur die ganzen unterschiedlichen Dinge richtig und lasse dich nicht zu sehr von Außen negativ beeinflussen.“

Kürzlich standen RISE AGAINST für eine kleine Szene im Skater-Film „Lords of Dogtown“ zur Verfügung, für sie beinahe eine Pflichtveranstaltung, denn schließlich galt es eine Legende zu vertreten. „Das war relativ spontan, dass wir dort mitgewirkt haben. Man hat uns gefragt, ob wir dazu Lust hätten und was soll ich sagen, natürlich hatten wir. Wir haben im Film auf der Straße gespielt und den Song „Nervous Breakdown“ von BLACK FLAG gecovert. Es passte für uns einfach zusammen, denn zum einen sind wir damals mit dieser Band groß geworden und die ganze Skater-Szene war auch schon immer ein Teil unseres Lebens. Genau so wie BLACK FLAG. Es war eine super Sache für uns, dort mitgespielt zu haben.“

In wenigen Wochen werden RISE AGAINST auch wieder in Deutschland zu Besuch sein und auch wenn dies nicht das erste Mal auf europäischem Boden ist, so ist dies immer noch etwas Besonderes. „Als wir das erste Mal in Deutschland waren, wurden wir super empfangen. So etwas vergisst man nicht und ich komme immer wieder gerne nach Deutschland oder besser nach ganz Europa. Inzwischen waren wir schon in vielen Städten, häufig auch schon mehrfach. Mittlerweile habe ich da sogar schon meine Favoriten, also Clubs oder Restaurants, wo ich gerne hingehe. Ich fühle mich sehr wohl dort. Jetzt aber spielen wir erst einmal die Warped Tour, dann geht es auf UK- und Europa-Tour, im Oktober und November spielen wir eine Tour in Nordamerika, dann geht’s nach Australien und Kanada.“

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