Interview mit Rise Against (Dezember 2008)

Manche Interviewtermine gestalten sich etwas schwieriger als andere. Dieser hier mit RISE AGAINST war solch einer. Aber es ist nun einmal alles eine Nummer größer geworden, die ehemals bei Fat Wreck beheimatete Band füllt nun stattlichere Hallen und auch die Höhen der Billboard Charts gehören mittlerweile zum Standard. Gesprächspartner ist ein entspannter Joe Principe, seines Zeichens Bassist bei RISE AGAINST. Zum Zeitpunkt des Gespräches befindet sich das Gespann in Denver, auf Tour mit ALKALINE TRIO und THRICE. RISE AGAINST sind (natürlich) der Headliner. Bei diesem Paket bekommt man in Übersee wieder einmal feuchte Augen. Aber auf Tour sind RISE AGAINST eigentlich immer. So auch in der letzten Zeit, explizit seit „Appeal For Reason“ veröffentlicht wurde. Und das ist nun schon ca. zwei Monate her.

Mit „Appeal For Reason“ haben RISE AGAINST ihre Pflicht für Geffen erfüllt, drei Alben wurden beim Major-Label veröffentlicht. Nun ist die Band quasi heimatlos, was jedoch kein Problem darstellt. Im Gegenteil, denn nun kann sich der Vierer neu ordnen. „Es gibt noch keine Pläne, wie es mit einem Label weitergeht. Das wäre auch zu früh, schließlich haben wir gerade erst das Album draußen und wir sind vor allem auch mit der Zusammenarbeit mit Geffen sehr zufrieden gewesen. Die Arbeit mit ihnen war immer sehr einfach und unproblematisch.“ Die Möglichkeit, nun ein eigenes Label hochzuziehen, liegt da quasi auf der Hand, wobei diese Alternative bis dato noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen wurde.

Das neue Album „Appeal For Reason“ wurde unterschiedlich aufgenommen. Während es einigen zu poppig erschien, anderen schlicht belanglos vorkam, war der fünfte Langspieler für viele aber auch die logische Konsequenz der Vorgänger. Zufrieden ist die Band mit dem Ergebnis aber allemal, man könnte fast schon von einer euphorischen Stimmung sprechen. „Es ist für uns ein sehr wichtiges Album, denn es zeigt vor allem Wachstum und Entwicklung. Es ist für mich das Resultat aus acht Jahren RISE AGAINST, in denen wir uns meiner Meinung nach immer weiterentwickelt haben und dies auch auf „Appeal For Reason“ zu hören ist. Ich mag aber immer noch jedes Album von uns, da jedes einzelne uns weitergebracht hat und unsere Musik besser geworden ist. Und das trifft auch auf das neue Album zu, das Songwriting, die Lyrics, der Gesang. Als Band willst du natürlich auch immer besser werden, was uns gelungen ist. Alles klingt größer, wobei wir mit einer neuen Platte natürlich noch besser werden wollen“.

Daran wird sicherlich auch Bill Stevenson seinen Anteil gehabt haben, dessen Ballroom Studios RISE AGAINST abermals betraten und mit dem ehemaligen Drummer der DESCENDENTS und BLACK FLAG aufnahmen. „Bill weiß einfach, wie eine Band klingen muss! Er ist zum einen ein sehr guter Freund von uns, aber er kennt sich eben auch in der Szene aus, weiß wie eine Hardcore-Band klingen muss, wo man noch etwas verbessern kann. Aber gleichzeitig wirkt alles auch so unglaublich melodisch und eingängig. Er versteht den Sound einer Band und kann diesen immer wieder verbessern. Das kann er wie kein anderer. Seine Einflüsse auf das Album sind auf jeden Fall zu hören. Die einzelnen Übergänge, die ganze Homogenität des Albums, es gibt so viel, wo er seine Finger mit Spiel hatte. Es hat nie unterschiedliche Meinungen zu dem gegeben, was wir gemacht haben.“ Dass „Appeal For Reason“ eingängiger und poppiger ist, mag der Bassist nicht abstreiten, sieht die Scheibe aber einfach als Momentaufnahme. Das nächste Album könnte schon wieder ganz anders klingen.

Textlich haben sich RISE AGAINST nicht verändert, noch immer gelten sie als das politische Sprachrohr schlechthin. Umso erfreulicher ihr anhaltender, eher noch stetig wachsender Erfolg, der in gewisser Hinsicht gewiss auch auf ihre kritischen Texte zurückzuführen ist. Inwieweit die Wahl von Barack Obama künftig auf diese Einfluss haben wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, mit der Wahl Obamas kann die Band gut leben. „Ich bin sehr zufrieden mit der Wahl. Aber es gibt so viel, was getan werden muss, ich bin mal gespannt wie er das alles lösen will. Ich habe aber das Gefühl, dass er das alles anpacken will und wirklich den Plan hat, Veränderungen herbeizuführen. Bush hatte lang genug alles runtergerissen, die Menschen haben nun eine unglaubliche Erwartungshaltung. Am wichtigsten ist für mich, dass die Truppen aus dem Irak zurückgeholt werden, dann natürlich die Rezession und die gesamte wirtschaftliche Lage.“

Im Februar kommen RISE AGAINST wieder nach Deutschland, dann haben sie STRIKE ANYHWERE und RENTOKILL mit im Gepäck. Eine vor allem politisch hochexplosive Mischung. Dass die Tour weitgehend ausverkauft ist, stand zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht fest. Erfolg spiegelt sich für ihn aber ohnehin nicht in Verkaufszahlen wieder. „Erfolg ist für mich, wie wir uns entwickelt haben. Wir schauen nicht auf die Charts und lesen auch keine Reviews. Daran machen wir keinen Erfolg fest. Wenn wir jetzt nach Europa kommen, kann man ja auch eine Entwicklung sehen, die über all die Jahre gegangen ist. Alles wurde größer, mehr Leute wollen dich sehen und singen deine Lieder mit. Das ist Erfolg und zeigt unsere Entwicklung“.

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