Interview mit No Use For a Name (Juni 2005)

NO USE FOR A NAME veröffentlichen bereits aktuell mit “Keep them Confused” ihr fünftes Album bei Fat Mike’s Label „Fat Wreck“, dass vor allem optisch düsterer wirkt als alles was die Band vorher veröffentlicht hat. Über das neue Album, weitere Pläne und die anstehende Europa-Tour im August sprachen wir telefonisch mit Frontmann Tony Sly, der sich als äußerst ruhiger Zeitgenosse präsentierte.

Ihr habt jetzt schon einige Alben auf „Fat Wreck“ veröffentlicht und seit im Grunde von Anfang an dabei. Habt Ihr Euch nicht auch einmal überlegt den nächsten Schritt zu wagen und es mal auf einem anderen Label zu probieren? Siehe aktuell den Wechsel von ANTI-FLAG.

Ich habe nichts gegen Bands die von einem Indie zu einem Major wechseln. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich sag es mal so. Ein Major will immer die Kontrolle haben und versucht Dich letztlich dahin zu lenken, wo er dich gerne haben möchte. Und genau das möchte ich nicht. Deswegen bin ich daneben, dass NO USE FOR A NAME irgendwann einmal bei einem Major landen. Es würde nicht für das stehen was uns ausmacht und hinter dem wir stehen. Ich wäre einfach nicht glücklich damit. „Fat Wreck“ macht für uns einen außerordentlich guten Job, wir verkaufen auch ganz Alben und es geht uns einfach gut dort.

Kommen wir doch dann direkt zu Eurem neuen Album „Keep them Confused“. Inwieweit hat sich der Arbeitsprozess zu Euren früheren Alben geändert? Ist alles mehr Routine geworden?

Nein, mit Routine hat das eigentlich nicht so viel zu tun. Ein bisschen etwas ist immer anders. Ich habe nach „Hard Rock Bottom“ beinahe zwei Jahre keine Songs mehr geschrieben. Dann auf einmal hiess es, das Album muss fertig werden. Wo sind die Songs? Das Label wartete, die Band wartete und ich hatte keine Songs geschrieben. Die Jungs sind dann zwei Monate nach Costa Rica gefahren, haben geprobt und gesurft (lacht). Dann kam bei mir irgendwie alles ganz schnell und in etwa vier bis fünf Monaten hatte ich genügend Songs geschrieben. Auf einmal sprudelte es einfach so aus mir heraus. Es war die perfekte Zeit scheint es, denn so schnell war ich im Endeffekt noch nie.

Das Artwork ist wie ich finde Euer bislang düsterstes. Was kannst Du über die Wahl dieses Artworks erzählen und warum eine solche Veränderung im Gegensatz zu „More Betterness“ und „Hard Rock Bottom“ zum Beispiel?

Wir wollten einfach etwas anderes machen und zudem passte es auch ganz hervorragend zum Inhalt des Albums. Als wir beim Designer saßen und ihm von unseren Plänen und Ideen erzählten, da fertigte er dies eben für uns an und es passte unserer Meinung nach perfekt zum Album und das was es aussagt. Thematisch ist „Keep them Confused“ eben sehr düster geraten und deswegen ein solches horrormäßiges Cover.

Eure erste Single ist „For Fiona“ und im Booklet dankst Du ihr auch. Wer ist sie?

Fiona ist meine Tochter. Sie kam im Februar zur Welt und wenn Du ein Kind hast, es ist mein erstes, dann verändert sich alles um Dich herum. Ich habe eben versucht meine Gefühle dadurch auszudrücken und habe es so simpel wie möglich versucht. Eben so wie sie denken würde. Es ist ein absolut tolles Gefühl ein kleines Kind zu haben.

“Killing Time“ ist ein Stück über und gegen den Krieg. Kennst Du selbst Menschen die im Krieg umgekommen sind oder die dort noch im Irak stationiert sind?

Zu dem Stück inspiriert hat mich eine Szene aus dem Michael Moore Film „Fahrenheit 9/11“. Dort geht es um einen 23-jährigen Jungen der während eines Einsatzes gestorben ist und wie dann seine Familie damit konfrontiert wird und nach dem Warum fragt. Von meiner Frau ein Cousin ist im Irak stationiert, so dass wir da schon ein wenig empfinden können, was in der Mutter des Jungen vorgegangen ist. Die ganze Familie sitzt zu Hause und wartet nur auf ein Zeichen. Jetzt ist zwar kein Krieg mehr, aber damals als der Songs geschrieben wurde war eben noch Krieg und der Bezug vielleicht ein bisschen aktueller, wobei ja immer noch Menschen im Irak sterben. Insofern hat er von seiner Aussage natürlich nichts verloren. Es war für mich sehr traurig, diesen Song zu schreiben.

Der Sound hat sich ab der „More Betterness“ ja doch verändert und die „Hard Rock Bottom“ ging dann auch in eine ähnliche Richtung. Die Geschwindigkeit wurde doch gemindert und es ging melancholischer zu. Nun gibt es bei „Keep them Confused“ auch wieder ein paar schnellere Passagen. Wo siehst Du das Album wenn Du es mit Euren anderen vergleichst?

Wir haben versucht verschiedene Musikstile und Einflüsse in das Album einzubringen, was uns glaube ich auch ganz gut gelungen ist. Es ist dynamisch, hat ruhigere aber auch schnellere Passagen, was die Vorgänger in diesem Maße für mich nicht unbedingt hatten. Perfekt ist es sicherlich nicht, denn ansonsten bräuchten wir wohl nicht weiterzumachen. Wir versuchen aber immer unser bestes zu geben, musikalisch wie auch ich vom Texten her. Wir wollen immer das letzte aus uns herausholen und so denke ich ist es ein gutes Album geworden.

Du hast ja die Split-CD mit Joey Cape gemacht. Gibt es diesbezüglich weitere Pläne?

Das war ja eine Akkustik-Sache und derzeit ist nichts in dieser Richtung geplant. Im Grunde entstehen auch die meisten NO USE Songs so. Ich sitze dann meist zu Hause und spiele auf der Gitarre einfach so rum. Im Proberaum spiele ich es den Jungs dann vor und daraus entwickeln sich dann die Songs. Wenn dann würde ich aber eigene Songs verwenden wollen. Es ist aber schwierig richtige Akkustik-Songs zu schreiben, denn ich habe ja eigentlich nur unsere gecovert. Es ist vielleicht nicht so schwer wie von einer Klippe zu springen, aber wir machen Punkrock-Songs und keine Akkustik-Stücke, deswegen habe ich mich damit noch nicht so intensiv befasst. Vielleicht später einmal, aber zurzeit eher nicht.

Ihr solltet ja eigentlich die diesjährige „Deconstruction Tour“ headlinen. Warum ist letztlich nichts daraus geworden?

Unser Album sollte ja eigentlich früher erscheinen, vorab bereits eine Teaser-EP. Aber dann verzögerte sich leider alles weil wir zu viel mit dem Mixen benötigten. Ich habe dann mit „Destiny“ gesprochen und gesagt das wir lieber kommen würden wenn unser Album auch draussen ist. Das gab insofern keine Probleme da die MAD CADDIES kurzfristig einspringen konnten und so kommen wir dann eben im Spätsommer, wenn die Leute die Platte vielleicht auch schon zu Hause haben und die Songs kennen.

Die Städte in denen Ihr auftreten werdet stehen mittlerweile fest und ich hatte auf den ersten Blick das Gefühl, dass die Clubs ein wenig kleiner gebucht wurden als noch bei Eurer letzten Tour.

Das kann ich jetzt so gar nicht sagen. Wir werden wohl mit USELESS I.D. kommen und wollen eben etliche Clubshows spielen, natürlich dann als Headliner. Ein paar größere Sachen werden vielleicht auch noch dazu kommen und wir spielen 4-5 Festivals, aber natürlich stehen für uns die Clubshows an erster Stelle.

Ihr spielt in diesem Sommer ja auch wieder auf der „Warped Tour“. Ist das eigentlich die beste Zeit wenn man auf Tour ist? Inmitten dieser vielen Bands?

Es ist immer eine schöne Zeit, keine Frage. Aber ich mag es eigentlich mehr Clubshows zu spielen. Ob in Europa oder bei uns ist mir da egal. Die Menge geht auf den Shows, wo sie nur dich sehen wollen einfach mehr ab und du kannst als Band halt auch viel länger spielen. Bei der „Warped Tour“ hast vielleicht 10 Songs Zeit, aber wenn Du allein unterwegs bist kannst du dir aussuchen, was Du spielen willst und musst nicht so selektieren.

Vielen Dank dann erst einmal für Deine Zeit, viel Erfolg mit dem Album und natürlich auch viel Spaß auf der „Warped Tour“. Ich freue mich schon jetzt auf den Auftritt im August in Köln.

Vielen Dank für das Interview und wir sehen uns dann in Köln. Ich freue mich.

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