Interview mit Donots (September 2004)

Im Rahmen der „Got the Noise“-Tour ziehen die DONOTS zur Zeit durch die Lande und machten auch in der Suppkultur in Koblenz halt. Eine willkommene Gelegenheit, mal ein paar Fragen an die Jungs loszuwerden. Und was kann man sich zu einer Interview-Premiere besseres vorstellen, als eine für gesunde Geschwätzigkeit bekannte Band? Bassist Jan-Dirk und Gitarrist Alex machten es sich mit mir im Hinterhof bequem und legten los.

Wie läuft die Tour bisher? Wie war das Konzert mit JIMMY EAT WORLD im E-Werk in Köln und wie kam es überhaupt dazu, dass ihr gegen freien Eintritt dort gespielt habt?

Jan-Dirk: Die Tour läuft bisher sehr gut, wobei wir ja auch noch nicht so viele Konzerte gespielt haben. Und das mit Köln war eher eine spontane Sache. Wir hatten gelesen, dass o2 ein Konzert mit JIMMY EAT WORLD für umsonst veranstaltet. Da wir parallel in der Live Music Hall gespielt hätten, haben wir einfach gefragt, ob wir nicht im E-Werk mitspielen können. Unser Konzert in Köln haben wir dann nicht abgesagt, sondern nur nach hinten verschoben, so dass keiner benachteiligt wird.

Und wie oft musstet ihr Werbung für o2 auf der Bühne machen?

Alex: Eigentlich hielt sich das alles in Grenzen. Am Eingang standen nur so zwei Werbetafeln, aber ansonsten war dort von o2 nicht viel zu sehen.

Wie kommen die neuen Songs live an?

Jan-Dirk: Die neuen Songs kommen ganz gut beim Publikum an. Außerdem haben wir vor der Tour über 50 verschiedene Stücke geprobt, so dass wir jeden Abend eine andere Setlist spielen können. Wir basteln mittags immer eine neue für den Abend und schauen, dass einige „bewährten“ Stücke dabei sind, aber zwischendurch immer mal wieder ein anderer Song eingestreut wird.

Wie sind die Rückmeldungen zu „Got the Noise“?

Jan-Dirk: Die Rückmeldungen sind insgesamt sehr positiv ausgefallen. Besonders die Leute in unserem Umfeld meinen, das wäre die bisher beste DONOTS-Platte.

Was sagt ihr selber zum neuen Album? Insbesondere im Vergleich zum Vorgänger?

Alex: Wir sind selber auch sehr zufrieden mit dem Album. Wir wollten ja, dass sich das Album insgesamt ein wenig schrammeliger anhört, dazu hatten wir ja auch einen anderen Engeneer – Peter Seifert – dabei. Und als wir uns dann nach ein paar Wochen noch mal hingesetzt haben und die Aufnahmen angehört haben, hatten wir ein sehr gutes Gefühl dabei!

Aus aktuellem Anlass: die Ballade als zweites auszukoppeln, ist das nicht etwas zu offensichtlich? Wie viel Einfluss hattet ihr selbst auf die Auskopplung des Songs?

Jan-Dirk: Der Plattenfirma gefiel die Idee am Anfang überhaupt nicht. Wir wollten den Song aber dann unbedingt rausbringen. Ich verstehe aber nicht, warum alle sagen, es wäre eine Ballade. Er ist zwar Akustik-Gitarren-lastig aber keinesfalls eine aufgepumpte Ballade. Eher Singer/Songwriter mäßig…

…aber er ist doch eher Donots-untypisch…

Ja, das stimmt schon. Vor allen Dingen, weil er so roh klingt. An diesem Song haben wir auch so gut wie gar nichts mehr geändert, um ihn genau in dieser Stimmung zu lassen.

Die DONOTS laufen auf Rotation bei Viva und konkurrieren mit O-Zone und Co, was SMS-Votes betrifft. Was denkt man sich dabei?

Jan-Dirk: Ich frage mich immer ernsthaft, wer bei so etwas überhaupt eine SMS schickt. Hast du mal beobachtet: bei Viva laufen zum Beispiel fast nie die BEATSTEAKS, wobei die bei MTV zur Zeit hoch und runter laufen. Das sagt schon einiges über das Publikum oder die Einstellung der Musiksender aus.

Somit direkt zur Frage: Wer ist aktuell die schlimmste Band, die so über den Äther geht? Jetzt dürft Ihr mal so richtig vom Leder ziehen.

Jan-Dirk: Naja, eigentlich sind die Geschmäcker ja verschieden. Insofern will ich hier über keine Band herziehen. (überlegt ein wenig) Aber was im Moment gar nicht geht, sind diese VANILLA NINJAS. Oder, Moment… Ich hatte erst heute Nacht einen Albtraum, bei dem ich diverse Male einkaufen gegangen bin und überall wo ich war, lief dieser… verdammt, wie hieß er noch mal… Ich glaube SIN WITH SEBASTIAN oder so. Scheußlich!

Alex: Ich hatte die Nacht auch einen Albtraum, und zwar habe ich mit Peter von den Sportis bei den Bundesjugendspielen mitgemacht und überall verloren. Und beim Weitsprung guckte die ganze Zeit Flo aus dem Sand und winkte.

Ähm, ja, gute Überleitung: 1999 habt Ihr mit „Outshine the world“ den Titeltrack zur Snowboard-EM geliefert, in Japan läuft „Saccharine Smile“ zum Einlauf eines großen Baseball-Profis – was kommt als nächstes? So etwas wie der WM-Song für 2006 mit den angesprochenen Sportis?

Jan-Dirk: Die machen das echt! „Mein Freund ist aus Leder“ oder so soll der Song heißen. Ich glaube, die schaffen das auch!

Sind die DONOTS überhaupt sportlich?

Jan-Dirk: Naja, der Alex und ich waren heute Mittag noch joggen. Also jeder für sich. Ich hab mich hier total verlaufen, bis ich mal nen Park oder so gefunden habe. Aber die Knollmanns (lacht) Nee, die eher nicht. Obwohl Ingo aber auch regelmäßig läuft… Nur Ballsportarten sind nicht so der Knollmanns Gebiet…

Was findet sonst so den Weg zu euren Ohren? Nur Alternative wird auf die Dauer doch sicher langweilig? Was ist dran an der Geschichte, dass Guido zur Zeit voll auf Sheryl Crow abfährt?

Jan-Dirk: Ja, der hört im Moment nur so etwas und fährt voll auf Country ab. Einer von KETTCAR hat ihm letztens auch so ne CD von einer Country-Band namens DRIVE BY TRUCKERS geschenkt, ich glaube, die hört er jetzt nur noch. Ich persönlich stehe im Moment total auf Tom Petty. Es ist echt Wahnsinn, was der aus den einfachsten Akkorden herausholt und was er damit für eine Stimmung aufbaut.

Alex: Kennst du die neue MY CHEMICAL ROMANCE?

Ja, sehr abgefahren!

Alex: Ich weiß auch nicht, in Amiland heißt es teilweise, die wäre so sehr Mainstream. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Ich finde die sehr geil!

Kann man die Szene-Polizei verstehen, die sich mit der Zeit von der Band abgewendet hat? Und was entgegnet man denen, wenn man die Möglichkeit hat, mit ihnen zu diskutieren?

Jan-Dirk: Manche Kritik ist durchaus angebracht. Die liest man sich dann durch und versucht, das kritisierte zu verbessern. Aber manchmal ist es auch sehr oberflächlich. Mit solchen Leuten ist dann auch eine Diskussion nicht wirklich möglich, da sie ihre Meinung vorab schon im Kopf haben und sich auf nichts anderes einlassen.

Was macht der amerikanische Markt? Vor ca. zwei Jahren hattet Ihr einen kleinen Abstecher unternommen und vor wichtigen Leuten gespielt. Was ist daraus geworden?

Jan-Dirk: Das mit Amerika haben wir vorerst mal auf Eis gelegt. Man sagte uns, um auf dem Amerikanischen Markt Erfolg zu haben, müssten wir erst mal ein Jahr quer durchs Land touren, natürlich mit Platte im Gepäck. Aber so lange wollen wir erst mal nicht wegbleiben. Aber wir sind jetzt auch auf dem neuen „Rock Against Bush“-Sampler vertreten. Ingo hat sich mit Fat Mike getroffen und lange mit ihm gesprochen. Also die Kontakte nach Amerika bestehen.

Wo wollen die DONOTS noch hin? 

Jan-Dirk: Also zunächst wollen wir mal schauen, dass wir uns in Europa weiter ausbreiten.

Alex: Ja, wir haben zum Beispiel ein Angebot der portugisischen Band FONZIE bekommen, die uns ziemlich gerne als Support für Ihre Portugal-Tour hätten. Die sind dort sehr groß und wir freuen uns auch darauf!

Nun mal wieder zurück in die Heimat und zum Phänomen Ibbenbüren und Umgebung, wo die Rock-Bands wahrlich aus dem Boden sprießen. Wie kommt die Vielzahl von Bands zustande? Ist es auf dem Land einfach so langweilig?

Jan-Dirk: Das ist in der Tat so, dass es auf dem Land nicht wirklich viel zu tun gibt! Eine andere Sache ist auch, dass die Bands sich immer gegenseitig unterstützen und durch den Zusammenhalt so eine kleine Gemeinschaft aufgebaut wurde, die es einem als Band wirklich einfacher macht, sich zu präsentieren.

Und wann huldigt die Stadt Ibbenbüren einer Band, die ihre Heimat dermaßen dick auf die Fahnen schreibt?

Alex: Ohne Witz, die Stadt wollte uns einmal aktiv ins Stadtmarketing einbauen. Das haben sie uns gegenüber einmal geäußert, aber bis jetzt habe ich davon nie wieder was gehört. Das hat sich wohl ein wenig im Sand verlaufen.

Entsteht bei 10 Jahren Musikmachen nicht auch mal der ein oder andere Streit unter 5 guten Freunden? Was unternehmt Ihr dagegen und wie sieht euer Kontrastprogramm zu den DONOTS aus?

Jan-Dirk: Also in erster Linie haben wir eine Menge Spaß bei dem, was wir tun. Es ist ja das, was wir uns früher immer erträumt hatten. Aber mit Sicherheit gibt es schon mal Meinungsverschiedenheiten. Die müssen halt geklärt werden und manchmal kracht es auch. Aber mittlerweile kennen wir uns gegenseitig auch so gut, dass wir genau wissen, wann es gefährlich wird und wann man doch besser den Raum verlassen sollte, um einem heftigen Krach aus dem Wege zu gehen.

Was passiert nach den DONOTS? Nach einer Handvoll veröffentlichter Platten gestattet sich die Frage, denn alt werden eher die wenigsten in dieser Umgebung.

Jan-Dirk: Ich denke, jeder von uns wird mit einer Singer-Songwriter-Geschichte weitermachen und alleine Musik machen… (grinst, und bleibt eine Antwort schuldig)

Das wär’s dann auch. Alex, Jan-Dirk, vielen Dank für diesen unterhaltsamen Plausch!

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