Interview mit Born As Lions (Mai 2019)

Foto: Leif’s Band Shit

Stellt BORN AS LIONS und die dahinterstehenden Individuen eingangs doch kurz vor.

Jens: Wir sind fünf Jungs aus dem Großraum Frankfurt am Main. Im Tor steht Patrick, Steven fungiert als Libero, dann haben wir eine Flügelzange bestehend aus Tom und mir (Jens) und im Sturm steht Henryk.

In den vergangenen zwei Jahren, ausgehend von der Veröffentlichung eurer Debüt-EP „Greed“, war viel los bei euch. Unter anderem habt ihr Konzerte in allen Teilen der Republik gespielt und euch mit einem Besetzungswechsel sowie der personellen Aufstockung zum Quintett beschäftigt. Wie lautet euer Zwischenfazit nach rund vier Jahren Bandgeschichte?

Jens: Es kann nur besser werden. Zu viert war es bestimmt angenehmer, in einem Auto zum Gig zu fahren, jetzt sitzt da noch einer mehr drin. Der hat als Hobby auch noch, schwere Dinge hochzuheben und braucht deshalb fast die halbe Rückbank. Mein persönliches Fazit ist aber:

Es gibt viel zu wenig Veganes Catering. Veganes Catering niemals abschaffen. Döner ist aber auch spitze!

Ihr habt in der jüngeren Vergangenheit mit einigen namhaften Bands die Bühne geteilt. Was sind eure bisherigen Highlights in dieser Richtung?

Jens: NAUTILUS, FORGOTTEN CHAPTER und Sebastian Klepzig. Im Ernst, mit „namenhaften Bands“ spielen macht Spaß. Der Grund dafür ist aber nicht direkt die Band, sondern das dadurch mehr Zuschauer vor der Bühne stehen. Mit befreundeten Bands spielen finde ich persönlich trotzdem schöner. Da macht das ganze drumherum auch mehr Spaß!

Mit eurer unlängst vorgestellten zweiten EP „The Serpent in Us“ schlagt ihr ein neues Kapitel auf. Was könnt ihr über den Entstehungsprozess der Scheibe erzählen?

Jens: Also eigentlich ist das Grundgerüst komplett auf der Tour entstanden, da Tom und ich uns die Zeit vertreiben wollten. Inspiration war genug vorhanden. Das zweite halbe Jahr ging es dann ein wenig schleppender voran. Wir haben hier und da nochmal Parts umgeschmissen, Patrick hat ständig die Drums überarbeitet, Henryk hat die Lyrics geschrieben und Steven hat sich ´nen Hund geholt. So ist das halt.

Auffällig an den neuen Songs ist der Zugewinn durch die zweite Gitarre. Inwiefern hat diese Ergänzung euren Sound verändert?

Jens: Im Prinzip gibt es ja zwei neue Gitarren. Tom und ich kennen uns schon ewig und haben früher schon zusammen Musik gemacht, dadurch hat sich der Sound von BORN AS LIONS meiner Meinung nach maßgeblich verändert. Live, durch die zweite Gitarre und auf Platte, weil wir uns auch songwriting-technisch super verstehen. Die drei anderen sind natürlich davon begeistert.

Welche Bands und Künstler betrachtet ihr als relevanteste Einflussgrößen auf eure Musik?

Jens: ANGERFIST, DYING FETUS und der WU-TANG CLAN.

Auch „The Serpent in Us“ entstand in Eigenregie. Erhält der DIY-Gedanke Im Zeitalter von Internet und Online-Netzwerken nach eurer Auffassung eine stärkere Bedeutung oder ist die Eigenverantwortung durch den technischen Fortschritt lediglich einfacher geworden?

Jens: DIY ist uns wichtig. Einerseits haben wir die Platte, bis auf das Mastering, komplett selbst recorded und gemixt (an dieser Stelle Shout-Out an Tom, Ehre, wem Ehre gebührt) und auf der anderen Seite finden wir es wichtig, auch sonst selbst zu entscheiden, was wie gemacht wird.

Ich denke gut vernetzt zu sein ist harte Arbeit, maßgeblich sind hier Henryk und Steven verantwortlich. Klar, vor 10 Jahren hatte man irgendwie eine Myspace-Page und hat versucht, so Aufmerksamkeit zu erregen. Heute geht das mit Facebook definitiv einfacher.

Allerdings ist der „Markt“ überflutet mit Bands, da zu differenzieren wird immer schwieriger. Mein Fazit wäre, dass es nicht wirklich einfacher geworden ist.

Viele DIY-Bands stellen ihr Songmaterial kostenlos im Internet zur Verfügung. Wie steht ihr dazu?

Jens: Money makes the world go round. Natürlich kann man uns auf Spotify, Youtube, Apple etc. streamen, aber ich denke es ist gerechtfertigt, Leuten, die die Platte in ihre Mediatheken laden möchten, ein paar Euro abzunehmen.

Trotz DIY steckt da ´ne Menge Arbeit und Geld drin. 1-80 Euro pro Download finde ich fair.

Angesichts der Qualität des neuen (und auch alten) Materials scheint schwer vorstellbar, dass noch kein Label bei euch angeklopft hat. Gab es bereits Kontakte in dieser Richtung?

Jens: Ein Teil der Antwort würde die Bevölkerung verunsichern.

Ihr habt „The Serpent in Us“, wie auch „Greed“, am 1. April herausgebracht. Ist das ein Zufall oder steckt ein tieferer (scherzhafter) Sinn dahinter?

Jens: Ja, wir haben einfach wieder einen Dartpfeil auf den Kalender geworfen und er steckte wieder im 1. April. Was ein Zufall.

Womit beschäftigt ihr euch textlich auf „The Serpent in Us“?

Henryk: Im Grunde ist „The Serpent in Us“ eine Art Inception einer Person, die selbst gerade an einer Inception teilnimmt. Es geht um das Gefüge der Kosmischen Materien, die unsere Welt zusammenhalten. Und was Clownsnasen mit einer unvergesslichen Nacht von Jens und mir (Henny) zu tun haben.

Spaß beiseite, in „The Serpent in Us“ geht es in der Tat um persönliche Erfahrungen mit narzisstischen Menschen, Personen, die nehmen und nicht geben und die dadurch gewonnene Erkenntnis.

In „Disconnected“ geht es z. B. um diesen einen Typen oder das Mädel, das jeder kennt. Er oder Sie sitzt vor dem Supermarkt, an der Tanke oder unter der Unterführung in der Stadt. Und wir alle nehmen diese Menschen kaum mehr war. Im Vorbeilaufen, ganz unterschwellig und für höchstens eine Millisekunde. Denn wir sind so sehr mit tausenden Dingen beschäftigt, dass wir Menschen um uns herum völlig ausblenden. Und manchen Menschen tust du mit einem freundlichen Guten Tag einen riesigen Gefallen. Indem du ihnen das Gefühl gibst, keine Geister zu sein, durch die die Nation hindurchsieht.

Es geht aber auch, wie schon auf „Greed“, um die menschlichen Laster wie eben Gier, Egoismus usw. In „Erased“ behandeln wir z. B. das systematische Ausbeuten und schröpfen der Dritten Welt. Jeder trägt seinen Teil dazu bei, ob man es wahrhaben möchte oder nicht. Doch wo ist die Grenze?

Wie waren die bisherigen Reaktionen auf das neue Material?

Jens: 387 „Gefällt mir“ auf Facebook und 43 Youtube-Clicks. Solide.

Verfolgt ihr Pläne für eine Tour im Zuge der Veröffentlichung der EP?

Jens: Wir sind Ende September, Anfang Oktober auf Tour. Die jetzt allerdings mit der EP-Veröffentlichung in Verbindung zu bringen wäre grober Unfug. Um die Frage also präzise zu beantworten: Nein.

Was sind eure Ziele als Bandkollektiv für die nahe Zukunft?

Jens: Uns nicht auflösen. Irgendwann mal ein Album rausbringen und die Tour im Oktober verlustfrei überleben.

Die finalen Worte gebühren ebenfalls euch:

Jens: Besser die Quetsch gefingert, wie die Finger gequetscht. Alla gä, bleibt sauber.

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