
Zum Einstieg: Wie ist die (fast) erste Hälfte von 2025 für euch verlaufen?
Markus: 2025 begann für uns ungewöhnlich ruhig. Nach dem letzten Album „All Riot“ wollten wir mal eine kurze Pause machen. Wir hatten uns somit eine kleine Live-Pause verordnet, was mit unseren Familien und dem ganz normalen Leben zu tun hatte. Charly und ich sind Väter und brauchten mal etwas Luft, bevor es wieder voll in die Release-Phase für unsere neue EP ging.
Trotzdem gab es viel zu tun, da wir dieses Jahr ja die neue EP veröffentlichen. Artwork, Vinyl-Produktion, Content-Planung und und und… Ein Release ist ja ein echtes Projekt mit zig Baustellen. Aber jetzt stehen wir in den Startlöchern und freuen uns, dass es wieder losgeht.
Auch wenn der Titel eurer neuen EP mit „Unite & Fight“ gewohnt politische Töne erwarten lässt, bedient die Vorab-Single „Bring Back the 90s“ doch vorrangig nostalgische Gefühlsregungen. Woher kam die Idee, den Blick zurück zu richten?
Markus: Die EP ist thematisch sehr vielfältig. Wir beschäftigen uns mit vielen Dingen: Politik, Gesellschaft, eigene Probleme, Probleme alles unter einen Hut zu bringen, aber eben auch mit Erinnerungen aus der eigenen Jugend. Die 90er waren für uns prägend. Mitten in der Punk-Explosion der 90er haben wir unsere ersten Konzerte besucht, Platten entdeckt, die ersten Schülerband gegründet und Bandshirts gesammelt.
„Bring Back the 90s“ ist kein langweiliger Nostalgietrip, sondern eher eine Hommage an eine prägende und tolle Zeit. Vielleicht fehlt die Leichtigkeit dieser Zeit heute oft, gerade in einem zunehmend angespannten politischen Klima. Der Song soll erstmal im Ohr hängen bleiben und dann alte Geschichten und Erinnerungen wecken.

Wie du schon sagst: Für viele Punk-Fans sind die mittleren bis späten 90er eine prägende Phase, die mit zahllosen kleinen und großen Erinnerungen verbunden ist. An was denkt ihr aus dieser Zeit gern zurück?
Markus: Da gibt’s unzählige Geschichten. Charly ist zum Beispiel mal mit seinem alten Bulli bis nach Schweden zu Burning Heart Records gefahren – um dann da zu shoppen und schließlich im Shop-eigenen Skatepark zu skaten. Ich war zum anderen beim Bizarre Festival dabei, wo WIZO nach dem Auftritt von der Polizei abgeführt wurden. Stichwort „Kopfschuss“ und „Rockpalast-Kameras“.
Jabbl durfte schon früh mit seiner damaligen Band NO ONES CHOICE als Support für US-Helden auftreten. Da gibt es auch viele coole Geschichten. Legendär war der Moment, als er bei einem Song von NO USE FOR A NAME auf der Bühne einen Song an der Gitarre mitbegleiten durfte. Und natürlich: unsere unzähligen Jugendzentrum-Gigs und vieles weitere. Immer wenn wir Menschen auf unseren Shows treffen, findet man Gemeinsamkeiten aus den 90ern mit guten Geschichten.
Welche Punk-Platten aus dieser Ära kommen bei euch immer noch regelmäßig auf den Teller?
Markus: Wir haben ein paar – für uns prägende Platten/Songs aus der Zeit – direkt im Refrain von „Bring Back The 90s“ untergebracht. „Dookie“ von GREEN DAY, „Smash“ von THE OFFSPRING, „Punk in Drublic“ von NOFX oder auch „One Step Beyond“ von MADNESS. Die laufen zum Teil heute noch regelmäßig im Auto, wenn wir zu Shows unterwegs sind. Diese Alben haben unsere musikalische Sozialisation geprägt – und ganz ehrlich: sie altern einfach nicht.

In den letzten Jahren haben sich diverse Punk-Verfechter, die in den 90ern Erfolge gefeiert haben, wieder zusammengerauft und neue Musik präsentiert. Wie steht ihr zur Rückkehr von CIGAR, DIESEL BOY & Co.?
Markus: Wir feiern das! Viele dieser Bands stehen noch immer auf meiner persönlichen Bucket List – manche haben ich noch nicht live gesehen. Dass die nochmal Gas geben, ist für uns völlig nachvollziehbar. Punk ist schließlich kein Jugendphänomen mehr. Wenn wir auf Punkshows gehen, ist das Publikum mitgewachsen. Es macht einfach Spaß, die alten und auch teilweise neuen Songs nochmals live zu hören. Punk ist doch irgendwie „Young Until I Die“!
Demnächst dürfen wir sogar mit NERF HERDER, BODYJAR und URETHANE spielen. NERF HERDER haben wir Anfang der 2000er mal supported, BODYJAR stehen seit dem „Tony Hawk“-Soundtrack auf meiner Bucket List.
Anstatt eines klassischen Videos zu „Bring Back the 90’s“ werdet ihr verschiedene Clips mit Geschichten und Anekdoten veröffentlichen. Was möchtet ihr den Fans damit vermitteln?
Markus: Wir hatten ursprünglich ein klassisches Musikvideo geplant – aber das ist heute einfach nicht mehr das Mittel der Wahl. Die Produktionskosten sind hoch, und der Impact ist oft enttäuschend. Wir haben uns dann überlegt, einfach viel mehr Clips für Social Media zu machen und da über Dinge aus den 90ern zu sprechen. Mal schauen, ob es ankommt.
Wir hatten jedenfalls beim DIY-Dreh und beim Raussuchen der „Devotionalien“ viel Spaß. Ein Beispiel: Damals gab’s halt keine Smartphones, kein Streaming. Man hat einen frankierten Rückumschlag an Fat Wreck geschickt und Wochen später ein Katalog samt Comic zurückbekommen. Musik entdecken war ein echtes Abenteuer. Darüber erzählen wir unter anderem.

Auch wenn du es schon angedeutet hast: Mit welchen anderen Themen setzt ihr euch auf „Unite & Fight“ auseinander?
Markus: Die EP ist ein wilder Mix. Der Titeltrack „Unite & Fight“ ist ein Aufruf gegen die Verrohung der Sprache, gegen Fake News und Gleichgültigkeit. Wir wollen Mut machen, sich zu engagieren, Haltung zu zeigen, nicht leise zu bleiben. Ein echter Fingerpointer!
Daneben gibt’s auch persönliche Songs wie „Love What You Do“, ein klassischer „Fenster runter und Gas geben“-Song über Leidenschaft und Durchhaltevermögen. „No Fear“ wiederum ist ein Hardcorepunk-Brett, der gesellschaftlichen Isolation thematisiert – mit der Message: Du bist nicht allein. Keine Angst.
Das politische Klima in Deutschland und der Welt ist so angespannt wie lange nicht mehr. Gewinnt der musikalische Protest eurer Meinung nach wieder an Bedeutung?
Markus:Definitiv. Punk war und ist schon immer ein Ventil. Für uns ist Punkrock individuelle Entfaltung, und damit automatisch politisch. Aber es freut uns auch, dass sich klare Haltung gegen rechts mittlerweile in vielen Genres zeigt – ob im Hip-Hop oder Pop.
Am Ende sollte jede Jugend ihre Ausdrucksform finden – vielleicht ist das Punk, vielleicht was anderes. Wichtig ist, dass es eine Stimme gibt, die sich gegen Ungerechtigkeit auflehnt. Besonders freut es uns, wenn zu unseren Shows auch jüngere Menschen kommen und sich gegen den Rechtsdruck engagieren.
Neben dem EP-Release: Was sind eure Pläne für die zweite Jahreshälfte?
Markus: Alles steht im Zeichen von „Unite & Fight“. Wir spielen einige großartige Shows und suchen auch noch 1-2 Shows. Parallel schreiben wir schon fleißig neue Songs. 2026 kommt schneller als man denkt – und wir wollen da definitiv nicht mit leeren Händen dastehen.
Ein echtes Highlight wird unsere Release-Show am 22. November im Don’t Panic in Essen. Die letzte war ausverkauft, ein Abriss sondergleichen – wir freuen uns tierisch, das zu wiederholen!
Und auch die abschließenden Worte gehören dir:
Markus: Erstmal vielen lieben Dank an dich und HandleMeDown für die Unterstützung!
Gönnt euch mit uns die 90er nochmal neu – und freut euch auf die kommenden Singles. See you in the pit!