„Der Mann mit dem Hut ist zurück. Und diesmal bringt er seinen Vater mit.“ – Der bekannte alte deutsche Werbespruch des Films
Zurück zu den Wurzeln heißt es im dritten Kinoabenteuer des draufgängerischen Archäologen Indiana Jones. Trotz seines Erfolges hinterließ der Vorgänger „Indiana Jones und der Tempel des Todes“, der eigentlich noch vor den Geschehnissen von „Jäger des verlorenen Schatzes“ angesiedelt ist, ein gespaltenes Meinungsbild. Was folgte war die Rückbesinnung von Produzent George Lucas („Star Wars“) und Regisseur Steven Spielberg („E.T.“) auf die ursprünglichen Stärken – biblische Artefakte, Nazis und eine weniger penetrante, sogar auf Seiten der Bösen stehende Frauenfigur (Alison Doody, „Ein Mann wie Taffin“). Dazu wurde der Härtegrad reduziert, der humoristische Anteil erhöht und ein weiterer Jones in die Geschichte integriert: Henry Jones sen., verkörpert vom genüsslich die zweite Geige spielenden Altstar Sean Connery („Die Unbestechlichen“).
Er ist auch der Stein des Anstoßes, mehr noch sein Verschwinden. Den Anfang aber macht eine Rückblende in die Jugendzeit Indianas, dort gespielt vom 1993 verstorbenen Jungstar River Phoenix („Stand by Me“). Noch bei den Pfadfindern, versucht er vermeintlichen Grabräubern ihren wertvollen Fund abzuluchsen, was in einer wüsten Verfolgungsjagd über Stock, Stein und einen Zug voller Zirkustiere führt. So erfährt man nicht nur, woher Jones’ Furcht vor Schlangen rührt, sondern auch, wie er zu seinem angestammten Schlapphut kam. Das wesentliche Element der Erinnerung besteht aber in der Aufzeigung des distanzierten Verhältnisses zwischen Vater und Sohn, das bis in die Gegenwart des Films unverändert bleibt.
Nach Jahren der familiären Funkstille erhält Indiana, in dessen Rolle Harrison Ford („Frantic“) einmal mehr zu Hochform aufläuft, das Tagebuch des Vaters. In dem sind, ganz der Passion des Seniors entsprechend, Aufzeichnungen und Notizen zur Ermittlung des Hortes des Heiligen Grals aufgeführt. Noch ehe sich der Filius über die seltsame Sendung wundern kann, wird er vom undurchsichtigen Unternehmer Donovan (Julian Glover, „King Ralph“) beauftragt, den in Venedig spurlos verschwundenen Vater aufzuspüren, mehr noch dessen Arbeit fortzusetzen. Der Beginn einer turbulenten Hetzjagd über drei Kontinente.
Den beiden Vorgängern, damit verbunden auch dem Geist des mit Cliffhangern gespickten Trivialabenteuers verpflichtet, nimmt das Skript, diesmal geschrieben von Jeffrey Boam („Lethal Weapon 2 + 3“), wenig Rücksicht auf Logik. In rasantem Tempo hangelt sich der Plot von einer gefahrvollen Situation zur nächsten. Nachdem Indy in Venedig Witterung aufgenommen hat, befreit er den Vater aus einem Schloss der Nazis, flieht mit Zeppelin, Flugzeug und Motorrad und stattet gar Adolf Hitler persönlich einen Besuch in der Reichshauptstadt ab. Erlaubt ist, was Vergnügen bereitet. Und dahingehend gibt sich das Duo Lucas/Spielberg keine Blöße.
Actionreich und humorvoll, für amüsante Wortgefechte zwischen Junior und Senior Jones stets inne haltend, spinnt „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ den Horizont der Reihe fort. Neben selbstreferenziellen Anspielungen erfährt der Zuschauer nun auch, dass der Spitzname Indiana eigentlich dem Haushund der Familie Jones zu Eigen war. Somit kommt auch George Lucas in den Genuss später Genugtuung, basiert der eigenwillige Rufname des Helden doch auf dem eines Vierbeiners in Lucas Jugend. Und weil auch die beliebten Chargen Denholm Elliott („September“) – als Indys schusseliger Doktorenkollege Marcus Brody – und John Rhys-Davies („Sahara“) – als ägyptischer Unterstützer Sallah – mit von der Partie sind, erweisen sich die Bande zum wegweisenden Original als fest geknüpft. Hollywood-Kintopp in Vollendung.
Wertung: (10 / 10)