„Time to kick some serious alien ass.“ – Dr. Okun
Die Aliens sind zurück. Nach ihrer Niederlage am US-amerikanischen Unabhängigkeitstag 1996 haben sich die wie Wanderheuschrecken über Planeten, Rohstoffe und Zivilisationen herfallenden Aggressoren in die Tiefen des Weltraums zurückgezogen. Für die Menschheit stand fest, dass sie eines Tages wiederkehren würden. Exakt 20 Jahre später ist es soweit – und belegt mit verblüffender Klarheit, warum sich Roland Emmerich („The Day After Tomorrow“) so lange erfolgreich gegen Sequels seiner Filme gesträubt hat. Dabei ist der originäre „Independence Day“ trotz Klassikerstatus kein sonderlich herausragendes Werk. Das Nebeneinander von Pathos, Humor und knalligen Zerstörungsszenarien ist fraglos unterhaltsam, doch hat Emmerich im Laufe seiner Karriere ausgewogenere Blockbuster auf die Leinwand gebracht. Solche wie den märchenhaft naiven „Stargate“ (1994), von dem aktuell eine Neuverfilmung in Planung ist.
Die Zeichen stehen also auf Ideen-Recycling. Dazu passt, dass auch „Independence Day: Wiederkehr“ mehr Reboot als Fortsetzung ist. Nur bedeutet das ein beinahe fahrlässiges Maß an aufgewärmten Ideen. Fast scheint es, als wollten Emmerich und Produktionspartner Dean Devlin („Godzilla“) kein Risiko eingehen, um dem Publikum die Illusion des nostalgischen No-Brainers zu bewahren. Also wird derselbe Film praktisch noch einmal erzählt und mit einem Budget von rund 165 Millionen Dollar ein Effektgewitter zelebriert, das den Vorgänger zumindest in Sachen Schauwerten überflügelt. Übrig bleibt Resteverwertung nach „Transformers“-Bauart, hohl, seelenlos, dabei aber nicht so furchtbar mies, als dass man sich darüber die Augen auskratzen müsste. Die Logiklöcher allerdings sind derart üppig, dass selbst das gen Erde steuernde Alien-Raumschiff mit einem Durchmesser von 3.000 Meilen problemlos hindurchfliegen könnte.
Das Invasionsvehikel verdunkelt die Erde, verwüstet spektakulär weite Teile Asiens und Europas und bohrt dann Richtung Erdkern. Die durch den Verlauf des Vorgängers auf Zusammenhalt gepolte Menschheit, die sich die Technologie des Feindes im Sinne technischen Fortschritts zu Eigen gemacht hat, wird also wieder an den Rand der Vernichtung gedrängt. Doch US-Präsidentin Lanford (Sela Ward, „CSI: NY“) kann sich auf die Hilfe des souverän durch die Handlung schlafwandelnden Jeff Goldblum („Jurassic Park“) verlassen, dessen Wissenschaftler David Levinson abermals mit schlauen Ideen ins Kampfgeschehen eingreift. Neben ihm konnte nahezu die gesamte Besetzung des Erstlings verpflichtet werden. Bill Pullman („Unter Kontrolle“) kehrt als von Alien-Visionen geplagter Ex-Präsident Thomas Whitmore zurück, Judd Hirsch („Numb3ers“) gibt neuerlich Davids spleenigen Vater und „Star Trek“-Veteran Brent Spiner darf als krauser (und angedeutet homosexueller) Forscher Brackish Okun für nerdige Lacher sorgen.
Selbst der 2015 verstorbene Robert Loggia („Big“) winkt kurz in die Menge. Fern blieb lediglich Will Smith, dessen Figur per Fliegerunglück aus der Geschichte getilgt wurde. Dafür ist seine frisch geliftete Film-Frau Vivica A. Fox („Kill Bill“) dabei, hat von Strip-Club auf Hospital umgeschult und wird trotzdem unter Trümmern begraben. Als Ersatzheld darf ihr Sohn Dylan (Jessie Usher, „Level Up“) fungieren, der den Fußstapfen des Ziehvaters entsprechend Kampfpilot geworden ist. Hinzu kommen Liam Hemsworth („Die Tribute von Panem“) als aufmüpfiger Armee-Flieger Jake, Maika Monroe („It Follows“) als dessen Verlobte/Whitmore-Tochter Patricia und William Fichtner („Lone Ranger“) als Interims-Anführer. Für die Internationalität des Widerstandes sorgen u.a. ein afrikanischer Warlord mit zwei Macheten (Deobia Oparei, „Dredd“), eine blasse chinesische Pilotin (Angelababy, „Hitman: Agent 47“) und Charlotte Gainsbourg („Nymphomania“) als Davids verflossene Kollegin.
An die alibihafte Ausarbeitung der Figuren wird kaum Zeit vergeudet, was sich denn auch unweigerlich in deren Strahlkraft niederschlägt. Pathetischen Reden und dümmlichen Einzeilern stehen humorige Momente und ein völlig zweckfreier Handlungsstrang gegenüber, in dem Hirsch mit einer Gruppe Kindern durch die Verwüstung juckelt. Zusammen findet das von gleich fünf Drehbuchautoren verantwortete Konstrukt nie, woran auch eine außerirdische Intelligenz in Kugelform Anteil nimmt, die im Universum Fachpersonal für den Kampf gegen die Invasoren rekrutiert. Obendrauf gibt es eine Alien-Königin in plagiatorischer Anlehnung an H.R. Giger, eine weitere heroische Selbstopferung und die finale Ankündigung, dass der Krieg nun in den Weltraum verlagert wird. Wenn der allerdings auch weiterhin ohne frische Ideen auskommt, dürfte es selbst schwer werden, die verbliebenen Sympathiepunkte des nach anspruchsloser Zerstreuung suchenden Publikums zu halten.
Wertung: (4,5 / 10)