Was braucht eine Platte, um bereits vor dem Anspielen Aufmerksamkeit zu erregen? Das sinnfreie Zusammenspiel von Bandname, Albumtitel und Covergestaltung zum Beispiel. Bei IN LOVE YOUR MOTHER und deren in pink überschriebener Debütscheibe „The Great Ape Project“ funktioniert das mustergültig. Ließe die Anzahl von satten 17 Songs aber den Schluss zu, in der Folge Grindcore um die Ohren geballert zu bekommen, folgt gleich die nächste Überraschung.
Denn das Trio aus der Schweiz fährt Metal-Hardcore mit starker Mathcore-Tendenz auf und trotzt dem Chaos auf so spielfreudige wie mitreißende Weise. Mit herrlich progressiver Note, leidenschaftlichem Gebrüll und verblüffender Melodienbreite öffnen die Eidgenossen eine Wundertüte, deren Bewegungs- und Ereignisreichtum anfangs ein wenig überfordern könnte. Hat man sich aber an die ständigen Tempo- und Stilwechsel gewöhnt, eröffnet sich einem ein vielfältiger und instrumental weitschweifiger Klangkosmos, dem man sich bei aller Brachialität nur schwer entziehen kann.
Um die Überschaubarkeit der Track-Längen zu wahren, haben die Züricher das Titelstück sowie „Wish Me an Ocean“ in zwei bzw. drei Teile unterteilt. Zu entdecken gibt es aber auch auf schmalem Raum einiges, wie „We’re Gonna Dance Till Everyone is Naked and Fallen Apart“, „The Disco Fish“, „The Hedgehog“ oder das partiell auf Deutsch gebrüllte „Ein Hase, zwei Haese“ untermauern. Hardcore-Shouts, Klargesang, Innehalten, Vollgas, auf „The Great Ape Project“ wird die beachtliche Zutatenbreite derart packend verquirlt, dass die Zukunft von IN LOVE YOUR MOTHER mit einiger Spannung zu verfolgen ist. Nicht allein gemessen am Debütstatus ein bemerkenswertes Album.
Wertung: (8 / 10)