In der Gewalt der Zombies (I 1981)

indergewaltderzombiesSchmuddelsex und Splatter-Horror schließen sich nicht unbedingt aus. Vor allem nicht im italienischen Kino der frühen Achtziger. Im Falle des Genre-Exoten „In der Gewalt der Zombies“ werden gleich beidhändig niedere Gelüste des menschlichen Geistes befriedigt. Vornehmlich plumper Schlüssellochvoyeurismus. Dabei ist Joe D´Amatos („Man-Eater“) Film nicht mehr als ein karibisches Urlaubsvideo mit reichlich nackter Haut und spärlichem Blutvergießen. Denn die Toten können auch hier nicht in Frieden ruhen. Wie auch, wenn Mark Shannon permanent und überall sein Glockenspiel zum Läuten bringt?

John „Die Zunge“ Wilson (Shannon, „Heiße Räder, heiße Lippen“) ist ein schwerreicher Architekt, der die Frauen gleich reihenweise vernascht. Vorzugsweise gegen Bezahlung, damit der Fick noch auf der Spesenabrechnung Platz findet. Auf der abgelegenen und angeblich verfluchten Katzeninsel will der immergeile Geldsack einen Hotelkomplex errichten. Weil die Nutten aber keinen Bock auf Reisebegleitung haben, muss eben Zimmernachbarin Fiona (Dirce Funari, „Im Knast der perversen Mädchen“) herhalten. Die lässt sich auch für Bares bespringen und ist dazu noch eine brauchbare Köchin. Herz, was willst du mehr?

Zuerst muss die Katzeninsel allerdings vermessen werden. Zu diesem Zweck wird Bootseigner Larry O´Hara (George Eastman, „Alle für einen – Prügel für alle“) verpflichtet. Der soll John und Fiona zum Eiland schippern und gibt bei der Dauerbegattung des Finanziers den lustvollen Spanner. So hat der potente Seemann alle Hände voll zu tun, die Hormone im Zaum und die Zombies auf Abstand zu halten. Denn die mysteriöse Luna (Laura Gemser, „Alle Perversionen dieser Welt“) und ihre untoten Kumpane können Wilsons Unterfangen wenig Gütliches abringen.

„In der Gewalt der Zombies“ ist mehr Fleischbeschau denn Horrorfilm. Eben ein Film mit Vollbart – bei den Männern im Gesicht, bei den Frauen in der Bikinizone. Hier trifft der „Schulmädchenreport“ auf „Schreckensinsel der Zombies“ und gewährt anatomische Einblicke mit verzichtbaren Hardcore-Tendenzen. Immerhin serviert das obskure Ausnahmewerk die etwas andere Methode, eine Flasche Champagner zu köpfen. Da verwundert wenig, dass sich kurze Zeit später alle beteiligten erneut um Joe D´Amato scharten, um mit „Porno Holocaust“ den nächsten dullen Erotik-Horror zu ferkeln.

Schorsche Eastman formte unter dem Namen Tom Salina auch das dünne Drehbuch. Dieses bringt ordentlich Gründe für schnelles Entkleiden und Penetration mit sich, Sinn will der Schabernack aber partout keinen ergeben. Zwischen fröhlichem Einseifen und Genitalmassage prangt plötzlich die Autopsie eines aus dem Hafenbecken winkenden Untoten. Der verantwortliche Arzt will seinem Gehilfen die Mär vom siechenden Zombie nicht glauben. Also lassen ihn die Besserwisser mit dem Wiedergänger allein – ist ja nicht ihre Schuld, wenn der Patient den Doktor verspeist. Aufgegriffen wird das krude Intermezzo im weiteren Verlauf des Films übrigens nicht mehr.

Gegen Ende dann schlurft der Streifen doch noch in die Niederungen des Horrors. Bis es soweit ist, werden jedoch brav alle düsteren Vorzeichen in den Wind geschlagen und grassierendes Unbehagen mit unsittlichem Gebaren übertüncht. Der aufrichtige Schipper bekommt ein Artefakt in die Pfoten gedrückt, das die hungrigen Leichen artig Distanz halten lässt. Nur mit dem dauerstrammen Johnny wird nicht geteilt, weshalb dieser auch alsbald die Nudel abgebissen bekommt und selbst wie belämmert über den Traumstrand schleicht.

Als die Frauen noch buschig und die Zombies noch apathisch waren, brach die Zeit des Joe D´Amato an. Zwar ist dessen „In der Gewalt der Zombies“ weder erotisch noch furchteinflößend, doch die Mischung macht’s. Deshalb könnte der vom Regisseur selbst schick fotografierte Extrem-Nonsens bei Freunden gepflegten Trashs auch noch hurlende Jubelstürme entfachen. Die Effekte sind Mittelmaß, Gore muss deutlich hinter blankem Fleisch zurückstehen. Dessen ungeachtet ist dem bizarren Werk eine anmutige Atmosphäre zu eigen. Für einen guten Film reicht dies nicht, als schlechtes Beispiel geht der Mummenschanz aber auch heut‘ noch durch.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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