In der Gewalt der Riesenameisen (USA 1977)

empireoftheantsSize does matter!

Der volkstümlichen Floskel „An Größe gewinnen” obliegt ein nicht zu unterschätzender Interpretationsspielraum. Im Falle von Autor, Produzent und Regisseur Bert I. Gordon („Das Kabinett der blutigen Hände“) bedeutet dies das Kaschieren der eigenen Karrierestagnation durch monströs angewachsene Tiermutationen. Denn im Angesicht beruflicher Abgründe kopiert dieser rasch das Konzept seiner Grusel-Gurke „Insel der Ungeheuer“ (1976) und melkt mit „In der Gewalt der Riesenameisen“ das künstlerische Erbe des Schriftstellers H.G. Wells nachhaltig zu Tode.

In den Everglades versucht Grundstücksmaklerin Marylin Fryser („Denver-Clan“-Biest Joan Collins) einer Gruppe potentieller Investoren wertlose Sumpfländereien zu verkaufen. Bedauerlich nur, dass in eben diesem Areal Fässer mit Atommüll entsorgt wurden. Silbrige Masse tritt aus einem beschädigten Behälter aus und verwandelt sich daran labende Ameisen in gefährliche Ungeheuer. Mit knapper Not retten sich die letzten Überlebenden in eine kleine Stadt – doch der Gewalt der Riesenameisen scheint keine Grenze gesetzt.

Nach träger Introduktion und trüb- wie redseligem Auftakt unter Campingpavillons schlägt die Stunde der hochgeschossenen Insekten. Diese werden begleitet von Dana Kaproffs („The Big Red One“) offenkundig an „Der weiße Hai“ angelehnte Kompositionen und Reginald Harris („Unternehmen Delta 3“) subjektiver Simulierung animalischer Facettenaugen. Mit der Folge, dass die schwachen Darsteller kopflos durch Unterholz und aufgewärmte Storyelemente jagen.

Die quälend langen Dialoge ziehen sich wie Kaugummi, ohne den Figuren auch nur im Ansatz charakterliche Kontur zu vermitteln. Glücklicherweise lichtet sich die Fraktion der Flüchtigen aus eigener Dummheit recht zügig. Die einen wollen lieber den von ihnen favorisierten Weg einschlagen, die anderen stolpern über das einzige Grasbüschel im Umkreis einer Viertelmeile. Pamela Shoop („Halloween 2“), John David Carson („Pretty Woman”), Jacqueline Scott („Duell”) und Albert Salmi („Brubaker”) haben der insektoiden Übermacht auf diese Weise herzlich wenig entgegenzusetzen.

Die Attacken der monströsen Hautflügler vollziehen sich nach identischem Muster der Rattenplage aus „Insel der Ungeheuer“. Stark vergrößerte und merklich schlecht ins Bild kopierte Aufnahmen echter Ameisen dienen dem Schrecken in der Ferne, während beim moderat blutigen Nahkampf auf haarige Häupter aus Pappmaché zurückgegriffen wird. Dabei wird die Kamera wild geschüttelt, bis auch beim Zuschauer Konfusion einsetzt. Aber die ist sowieso dauerhafter Zaungast des merklich abgestandenen Spektakels.

Einzig für das Lager der Trash-Liebhaber von Interesse, ist der solide inszenierte Monster-Grusel langweiliges Augenfutter mit anwachsender Staubschicht. Die Öko-Botschaft wirkt arg aufgesetzt, der billige „Formicula“-Ableger längst überholt. Über das bekannte Repertoire dramaturgischer Einfalt dümpelt der Streifen seinem halboffenen Finale entgegen, wie der Großteil der Protagonisten der sicheren Vertilgung. „In der Gewalt der Riesenameisen“ ist ein schlechter Film – selbst für die Verhältnisse von Bert I. Gordon.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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