Regisseur Curtis Hanson hat mit Werken wie „L.A. Confidential“ oder „Wonder Boys“ seinen Hang zur klischeefreien Erzählung bewiesen. Selbst sein bzw. Eminems „8 Mile“ verkam nicht zur reinen Selbstdarstellung des Hauptakteurs. Sicherlich auch ein Verdienst Hansons. Der Bestseller-Roman „In Her Shoes“ behandelt eigentlich „Frauen-Probleme“, doch ist es wohl ohne Frage eine beachtliche Leistung, die filmische Adaption nicht zur reinen Groschen- und Gefühlsoper verkommen zu lassen, wie man es in Hollywood eigentlich hätte erwarten können.
Die ungleichen Schwestern Maggie (Cameron Diaz) und Rose (Toni Collette) haben im Leben nicht viel. Während Rose zwar erfolgreich in einer Anwaltskanzlei arbeitet, so geht gesellschaftliches Leben weitgehend an ihr vorbei. Ganz im Gegensatz dazu steht ihre hübsche wie legasthenische Schwester Maggie, die sich um einen Job keinerlei Gedanken macht, solange sie mit ihrem Äußeren noch bei den Männern landet. Dies führt sie immer wieder in missliche Situationen, aus denen sie nur ihre große Schwester befreien kann.
Nachdem Maggie wieder einmal auf der Straße sitzt und bei ihrer Schwester unterkommen muss, reißt dieser aber endgültig der Geduldsfaden. In trotziger Manier verführt Maggie Roses Vorgesetzten Jim (Richard Burgi), der vor kurzem erst eine Affäre mit Rose begann. Rose erwischt beide inflagranti und setzt ihre Schwester kurzerhand vor die Tür. Diese verlässt die Stadt und landet bei ihrer eigentlich tot geglaubten Großmutter Ella (Shirley MacLaine), die in einer Wohnanlage für Senioren arbeitet und lebt. Die quirlige Maggie muss ihr Leben komplett überdenken und ändern, während aber auch im Leben von Rose erhebliche Veränderungen eintreten.
Curtis Hanson bietet mit „In den Schuhen meiner Schwester“ amüsante wie tragikkomische Unterhaltung, die weitgehend klischeefrei bleibt. Dies ist dann vielleicht auch der größte Pluspunkt bzw. die Überraschung des Films, denn immer, wenn man als Zuschauer ein Abdriften ins allzu Kitschige erwartet, lässt Hanson dies weitgehend nicht zu. So wird weder ein vorprogrammierter Tod noch eine sich daraus andeutende Romanze in überflüssiger Art und Weise ausgeschlachtet. Darüber hinaus zelebriert Hanson nicht die Momente, in denen etwas mehr auf die Gefühlsdrüse gedrückt wird, sondern bleibt hier recht objektiv und nüchtern.
Mit Cameron Diaz („Verrückt nach Mary“, „Gangs of New York“) und vor allem Toni Collette („Jurassic Park 3“, „About a Boy“) hat Hanson zwei überzeugende Hauptdarstellerinnen an Bord. Cameron Diaz ist üblicherweise kein Garant für tiefsinnige Schauspielkunst, doch hier durchbricht sie ein wenig ihr Girlie-Image, welches in der ersten Filmhälfte zudem ihrer Figur äußerst nahe kommt. Die spätere Wandlung nimmt man ihr gerne ab, dennoch steht sie jederzeit im Schatten von Toni Collette. Auch deren Veränderung wirkt glaubwürdig, zudem versteht sie es besser, Freude, Trauer und Emotionen als Ganzes auf der Leinwand darzustellen. Mit Shirley MacLaine („Magnolien aus Stahl“, „Tess und ihr Bodyguard“) steht Curtis Hanson zudem noch eine Veteranin von Hollywood zur Seite, die ihren jungen Kolleginnen in nichts nachsteht bzw. vor allem Cameron Diaz in Punkto Leinwandpräsenz noch etwas vormacht.
Mit „In den Schuhen meiner Schwester“ gelang Curtis Hanson die sicherlich würdige Adaption des Erfolgsbuches, auch wenn er häufig nicht mehr als die Oberfläche durchdringt und so richtig böse ist hier auch niemand auf den anderen. Die Protagonisten meistern Probleme des alltäglichen Lebens und auch wenn das männliche Geschlecht inmitten der tragikkomischen Irrungen und Wirrungen ein wenig zu kurz zu kommen scheint, so ist dieser Film für die Gattung Mann nicht minder empfehlenswert. Nicht ganz so schön wie die meisten Nick Hornby-Verfilmungen, aber zumindest nett anzuschauen.
Wertung: (6,5 / 10)