Immer Drama um Tamara (GB 2010)

immer-drama-um-tamaraEs heißt, was sich reimt sei gut. Wenn ein Titel wie „Immer Drama um Tamara“ aber schon recht halbherzig auf das schlicht „Tamara Drewe“ genannte Original geflanscht wird, kann von gut eigentlich kaum mehr die Rede sein. Dass sich daraus tatsächlich das vorherrschende qualitative Mittelmaß ableiten lässt, ist jedoch nicht die Schuld der eingebildet verspielten Eindeutschung. Diese passt sich dem Niveau des dahinter stehenden Filmes, mit dem sich der wandlungsreiche Erfolgsregisseur Stephen Frears („Die Queen“) auf das ausgelatschte Terrain der Provinz-Posse begibt, vielmehr an.

Oft ging es in Frears Werken um die Schwierigkeit des Einzelnen, in der Gesellschaft moralische Grundwerte zu behaupten. Unterschwellig wird dies Thema auch in der Verfilmung des Comics von Posy Simmonds behandelt. Allerdings fehlt es nicht allein diesem Ansatz an Schärfe. Die Geschichte dreht sich um Landei Tamara (Bond-Girl Gemma Arterton), die durch ihre gewaltige Nase in Teenagertagen als hässliches Entlein der kleinen Gemeinde im englischen Dorset verschrien war. Rund zehn Jahre später ist sie, Nasenoperation und Journalistenposten bei einer großen Zeitung machen es möglich, zum reizenden Schwan gereift.

Als sie nach dem Tod ihrer Mutter in die heimatliche Idylle zurückkehrt, um das Anwesen der Familie zu verkaufen, verdreht sie den Männern in ihren knappen Shorts gleich reihenweise den Kopf. Unter ihnen ist Nicholas (Roger Allam, „V wie Vendetta“), der notorisch untreue Krimi-Autor, der mit Gattin Beth (Tamsin Greig, „Green Wing“) in der Nachbarschaft ein Refugium für Schriftsteller unterhält. Auch in Gärtner Andy (Luke Evans, „Kampf der Titanen“), der mit Tamara früher schon anbändelte, flammen alte Gefühle neu auf. Aber Tamara vergnügt sich vorerst mit dem eingebildeten Rock-Schlagzeuger Ben (Dominic Cooper, „Die Herzogin“). Für den hegen aber auch zwei Dorf-Teenager große Gefühle, die fortan alles daran setzen, die Beziehung zu torpedieren.

Die Zelebration des idyllischen Landlebens gegenüber der urbanen Schnelllebigkeit gerät bei Frears zum Überspitzten Jahrmarkt der Eitelkeiten. Nur wirkt das alles viel zu bekannt, die allgegenwärtigen Postkartenmotive, die vermeintlich satirischen charakterlichen Stereotypen, als dass sich „Immer Drama um Tamara“ dem biederen Korsett seiner viel zu oft gesehenen Geschichte erfolgreich entziehen könnte. Dem Humor mangelt es an Biss, den zahlreichen Wendungen an einem vereinenden Überbau. Allein die Kühe werden zum Sinnbild dessen, was gut und schlecht ist an der Provinz. Doch wird gerade unter ihren Hufen letztlich auch der finale Funken Originalität in den Boden gestampft.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

 

scroll to top