Im Tal von Elah (USA 2007)

im-tal-von-elahHollywood und der Irakkrieg. Ein bislang eher behutsam angefasstes Thema. So lange die Särge gefallener Soldaten in den amerikanischen Medien zum Alltagsbild gehören, wird eine hautnahe Auseinandersetzung wohl nicht erfolgen. Dafür steht auch „Im Tal von Elah“, in dem der für „L.A. Crash“ zweifach Oscar-prämierte Autorenfilmer Paul Haggis Mördersuche mit Antikriegsbotschaft mischt. Doch sollte man nicht den Fehler begehen, die persönliche Erwartung am viel beachteten Vorgänger auszurichten. Der sehr elegisch und zugleich nüchtern distanzierte Folgefilm kann in seiner Wirkung darunter nur leiden.

Ohne emotionale Gewichtung führt Haggis den knurrigen Vietnamveteran Hank Deerfield (Tommy Lee Jones, „No Country for Old Men“) auf die Spur seines verschwundenen Sohnes. Der, erst kurz zuvor aus dem Irak zurückgekehrt, hat keine Nachricht hinterlassen. Das macht stutzig. Also quartiert sich Hank in der Nähe der Kaserne ein, wo der Filius stationiert ist, und beginnt seine Nachforschungen. Hilfe erhofft er sich von der Polizistin Emily Sanders (Charlize Theron, „Monster“), alleinerziehende Mutter, deren beruflicher Ehrgeiz mit der Respektlosigkeit ihrer männlichen Kollegen konfligiert.

Sie aber schaltet sich erst ein, als die grausam zugerichtete Leiche des Vermissten gefunden wird. Das Militär scheint an einer ganzheitlichen Aufklärung nicht interessiert, so dass Emily und Hank die Ermittlung aufnehmen. Neben dem unaufgeregten Krimiplot erhärtet sich das Bild eines Vaters, der seinen Kindern nur Disziplin vorleben konnte. Der alte Soldat trauert, natürlich, wenn auch in der Unsichtbarkeit seiner emotionalen Zurückgezogenheit. Fürs Heulen ist Susan Sarandon („Dead Man Walking“) zuständig, die sich als Hanks Gattin nun auch um den zweiten Sohn in Militärdienst betrogen fühlt, nachdem der erste bei einem Hubschrauberabsturz starb.

Als sich allmählich der Verdacht erhärtet, die Kriegskameraden des Toten könnten die Schuldigen sein, offenbart sich dem Vater ein anderes Wesen seines Kindes. In ihm wie im Tatmotiv zeigt sich die Verrohung und das Unmenschliche, das Soldaten aus dem Krieg heimbringen können. Dabei aber bohrt Haggis nicht in den Wunden einer kriegsmüden Nation, er nutzt den politischen Subtext für mitreißende Charakterstudien – in gut besetzten Nebenrollen treten u.a. James Franco („Flyboys“) und Josh Brolin („American Gangster“) in Erscheinung. Ein Versäumnis mag sein, mit dem kritischen Potential nicht zielgerichtet umzugehen. Doch selbst ohne das große Ganze, für das „L.A. Crash“ so gefeiert wurde, bleibt „Im Tal von Elah“ ein stark inszeniertes und gleichsam gespieltes Drama. Es muss ja nicht immer um Allgemeingültigkeit gehen.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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