Im Auftrag des Terrors (F 2007)

ADT_Inlay_RZ.inddJacques Vergés ist Anwalt und, so stellt Barbet Schroeder heraus, „Im Auftrag des Terrors“ unterwegs. Noch bevor die faszinierende Dokumentation des politischen Filmemachers, der über Jahre auch erfolgreich in Hollywood arbeitete (u.a. „Barfly“), beginnt, stellt er über eine Texteinblendung heraus, dass seine Ansichten nicht denen der interviewten Personen entsprechen. Warum aber geht der Regisseur gleich auf Distanz? Die Frage beantwortet sich durch Vergés unbedingte Selbstsicherheit, die ihn quasi im Plauderton über Völkermord und Extremismus ausholen lassen.

Bekannt wurde der charismatische Rechtsgelehrte als Verteidiger von Kriegsverbrechern, Terroristen und Diktatoren. Schroeder erteilt ihm selbst das Wort und lässt den eloquenten, oft arrogant wirkenden Anwalt über seine Karriereaufstieg und den Lauf der Geschichte referieren. Pol Pot, der grausame Führer der Roten Khmer bezeichnete Vergés als Freund, was dieser mit mildernder Relativierung der kambodschanischen Schreckensherrschaft gern zurückgibt. Vor die Kamera treten, neben dem Portraitierten selbst, zahlreiche Weggefährten und Vertraute. Durch ihren Beitrag verdichtet sich das ebenso faszinierende wie abstoßende Bild einer kontroversen Persönlichkeit.

Nach der Kapitulation der Deutschen im Jahr 1945 wurde Frankreich vom Opfer selbst zum Täter. Als Kolonialherren gehen die „Grande Nation“ in Algerien mit Waffengewalt gegen Demonstrationszüge vor und befeuern damit einen nicht minder grausamen terroristischen Widerstand. Von sich reden macht Vergés, als er seine spätere Gemahlin Djamila Bouhired vor der Todesstrafe bewahrt und die Kolonialmacht Frankreich als Mitschuldigen geißelt. Fortan wird er als Held der Unterdrückten und Feind des westlichen Imperialismus gefeiert und verstrickt sich abseits von Idealen und Ethos immer tiefer in weltweite terroristische Netzwerke.

Mit dem Werdegang des Mannes wird der Film auch zur Geschichtsstunde über den Terror. Ohne Kommentar, ohne wertendes Gegenüber lässt Schroeder andere sprechen. Als Vergés für Jahre untertaucht, beginnt die Spekulation. Zurück auf der Bildfläche, scheint sich Vergés verändert zu haben. Später verteidigt er gar den Nazi-Schlächter Klaus Barbie. Aber „Im Auftrag des Terrors“ ist nur scheinbar ein Pranger für den streitbaren Juristen. Vielmehr ist es das aufwühlende und spannende, dabei jedoch stets sachlich aufbereitete Portrait eines Menschen mit Fehlern. Nur scheint dieser nicht aus ihnen gelernt zu haben.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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