Igor (USA/F 2008)

igor-2008Jedem bösen Wissenschaftler sein unterwürfiger Gehilfe. In den naiven Science-Fiction-Filmen der Schwarz-Weiß-Ära hießen sie gern Igor, trugen einen entstellenden Buckel und wurden unter Peitschenhieben dazu benutzt, in miefigen Laboratorien Hebel zu betätigen. Anthony Leondis („Lilo & Stitch 2“) hat diesen Chargen der unheiligen Forschung einen Animationsfilm gewidmet, der konsequenterweise den Titel „Igor“ trägt. Produziert wurde er von den Gebrüdern Weinstein („Der Herr der Ringe“), die damit in den umkämpften Sektor des Computer-Trickfilms vorstoßen. Mit respektablem Erfolg.

Zwar kann die morbide Grusel-Komödie in technischen Belangen zu keiner Zeit mit Marktführer Pixar mithalten, Vergnügen bereitet die anspielungsreiche Morität aber allemal. Sie entführt den Zuschauer ins Königreich Malaria, das unter dunklen Wolken in steter Dunkelheit verhangen liegt. Im Angesicht des wirtschaftlichen Niederganges suchte der käferhafte König Malbert einst nach einem Ausweg – und fand ihn in der Schutzgelderpressung der übrigen Welt. Denn der Erfindergeist des Zwergstaates versteht sich meisterhaft auf die Erschaffung mörderischer Maschinen.

Jahr für Jahr ruft der Regent zu einem Wettstreit der verruchten Wissenschaft auf. Prämiert wird die gefährlichste, die todbringendste Kreation. Abonnement-Sieger ist seit Jahren Dr. Schadenfreude, der die Entwürfe jedoch von der Konkurrenz stiehlt. Sein größter Triumph soll Eva sein, die ausgerechnet der liebenswerte Igor des tödlich verunfallten Glickenstein geschaffen hat. Das Besondere daran: Eva ist die erste lebendige Monsterschöpfung Malarias. Doch haben weder Igor noch Schadenfreude mit der Gutherzigkeit – und den Schauspielambitionen – des hünenhaften Monster-Mädels gerechnet.

In Anlehnung an die skurrilen Fantasie-Welten Tim Burtons („Corpse Bride“) und gespickt mit Hommagen an das klassische Gruselkino (u.a. „Die Fliege“, „Frankenstein“), schafft Leondis einen kurzweiligen Spaß für erwachsene Kinder. Kleineren Zuschauern dürfte der Film zu düster ausfallen, bisweilen gar zu brutal, ist einer der beiden Sidekicks Igors doch das unsterbliche, von Todessehnsucht getriebene Karnickel Scamper. Er stiehlt denn auch fast jede Szene mit seiner Beteiligung und trägt in hohem Maße zum herrlich makabren Grundton bei. Die Geschichte ist in ihrem um Freundschaft kreisenden Kern recht vorhersehbar geraten, unterhält dank schräger Figuren und einer gesunden Ideenfülle aber blendend.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

 

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