Selten wurden dunkle Tage derart hell überstrahlt: Mit „Our Darkest Days“ schälten sich IGNITE spürbar aus dem altgedienten Korsett des Hardcore und vollzogen eine so unverschämt eingängige Entwicklung, dass die Verblüffung den Spott doch weit übertraf. ´Mädchen-Hardcore´ unkte es hier wie dort ob der zugegeben durchaus weichgespülten Melodik, mit der die auf dem bereits (dezent) geglätteten Vorgänger „A Place Called Home“ noch prägende Ruppigkeit (endgültig) ausgeräumt wurde.
Allein die erste Nummer nach dem einschwörenden Intro, das so kurze wie mitreißende „Bleeding“, gibt eine Marschrichtung vor, die sich deutlicher denn je an der Verspieltheit des modernen Punk orientiert. Verständlicherweise schmeckt das nicht jedem Sympathisanten der Kalifornier. Doch selbst die Zweifler müssen eingestehen, dass die Beugung in Richtung massenkompatiblerer Strömungen kaum mit dem gern attestierten Attribut des Ausverkaufs vereinbar ist. Zoli Téglás streckt seine ohnehin prägnante Stimme in eine gesangliche Klarheit, die selbst den Vorgängerhit „Veteran“ leichter Hand in den Schatten stellt.
Für die Band spricht auch die textliche Geschlossenheit, die gern politische Töne anschlägt und vor allem bei den härtesten Tracks „Poverty for All“ und „Know Your History“ die songschreiberischen Qualitäten voll ausschöpft. In ihrer Begeisterungsfähigkeit nicht weniger zurück stehen „Fear is Our Tradition“, „Let It Burn“, „Poverty for All“, „Save Yourself“ oder „Three Years“. Auch das Cover des Evergreens „Bloody Sunday“, vormals nur auf dem Europa-Release von „A Place Called Home“ veröffentlicht, findet seinen Platz auf „Our Darkest Days“. Schlussendlich überzeugen IGNITE sogar mit dem Akustik-Stück „Live for Better Days“.
Wer sich von der moderneren Ausrichtung der Platte nicht verprellen lässt, findet ein absolut mitreißendes und nicht selten (textlich) tiefgründiges Musikwerk, das seine Trümpfe vielleicht nicht erhaben, dafür aber konstant packend ausspielt. Und das einfach immer und immer wieder!
Wertung: (8,5 / 10)