Obwohl Dolph Lundgren („The Mechanik“) mittlerweile 53 Jahre zählt, gilt er als einer der aktivsten B-Haudegen im Actionfach. Neben dem Standbein als Darsteller bereichert er das Genre seit 2004 auch als Regisseur und inszeniert sich mit beachtlichem handwerklichem Geschick erfolgreich selbst. Während die Van Dammes und Seagals in meist schwachen Produktionen ihr Gnadenbrot erspielen, sorgt Lundgren eigenhändig für brauchbares Videothekenfutter und durfte in Stallones „The Expendables“ gar wieder auf der großen Leinwand mitwirken.
In diesen respektablen Status fügt sich auch seine fünfte Regiearbeit „Icarus“, bei der der groß gewachsene Schwede erfreulicherweise nicht allein im Kugelhagel versucht, das Mittelmaß des überschaubar budgetierten Actionfachs zu überragen. Die Geschichte müht sich um einen gewissen Tiefgang, was nicht zwingend von Erfolg gekrönt ist, jedoch auch abseits des zünftigen Blutvergießens Interesse zu wecken vermag. Zweifeilsfrei trägt Lundgren mit Off-Kommentaren und emotionalen Zwischentönen etwas dick auf, die dramatischen Aspekte runden den brutalen Routine-Thriller aber dankbar ab.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion setzte sich KGB-Agent und Killer Icarus (Lundgren) in die USA ab. Fortan nannte er sich Edward Genn, gründete eine Familie und ließ sich von der russischen Mafia als Mietmörder einspannen. Nachdem Edward in Hong Kong mit gewohnter Präzision einen Auftrag erledigt hat, bleibt die Zahlung aus und ein Fremder macht Andeutungen, die auf seine Enttarnung hinweisen. Als ihn dann auch noch ein Mordkommando aus dem Weg räumen will, versucht er Ex-Frau Joey (Stefanie von Pfetten, „Todes-Date“) und die gemeinsame Tochter in Sicherheit zu bringen.
Und während sich der für Vogelfrei erklärte Einzelkämpfer einer Attacke nach der anderen erwehren muss, setzt ihn die CIA auf seinen alten Freund Vadim (Bo Svenson, „Kill Bill: Vol. 2“) an. In dessen Villa steigt zum Finale ein blutiger Totentanz, bei dem Edward für seine Zukunft und vor allem die seiner Familie kämpft. Herausragend ist die Mär vom lakonischen Anti-Helden, der von der eigenen Vergangenheit eingeholt wird, beileibe nicht. Aber die Ambition bleibt trotz Klischees und bekanntem Plot ehrbar. Die von Lundgren gewohnt ansprechend inszenierte Action spart nicht an Härte und schafft bei aller Vorhersehbarkeit sogar noch Raum für eine desillusioniert grimmige Schlusspointe. Viel falsch machen können Fans mit „Icarus“ eigentlich nicht.
Wertung: (5 / 10)