Richard Gere zeigt seinen nackten Hintern. In Zeiten von „Atemlos“ wurde das noch mit erhobener Augenbraue registriert. Heute ist der Frauenschwarm 58, warum also sollte es noch erwähnenswert sein, wenn der alternde Beau vor der Kamera blank zieht? Die Antwort ist simpel: Auf seinen Arschbacken stehen die Worte „Fuck Off“. Die sind nicht einfach nur ein Abschiedsgruß an Filmpartner Terrence Howard („Hustle & Flow“), sie sind eine Abrechnung mit der sich ihre eigene Wahrheit schaffenden Medienwelt.
„Hunting Party“ beruft sich auf wahre Begebenheiten. 2000, fünf Jahre nach Beendigung des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, machten sich fünf Journalisten aus einer Laune heraus auf die Suche nach den ranghohen Kriegsverbrechern Radovan Karadžic, der erst im Juli 2008 gefasst wurde, und Ratko Mladic. Als sie einer heißen Spur folgten, wurden sie von der CIA zurückgepfiffen. Unterhaltsamer als der Film ist das auf der DVD zu findende Interview von Autor und Regisseur Richard Shepard („Mord und Margaritas“) mit zweien jener Reporter, auf deren Erlebnissen sein Skript vage basiert.
Nach starkem Auftakt, in dem Star-Krisenberichterstatter Simon Hunt (Gere) nach einem Massaker in Bosnien während einer Liveschaltung ausrastet, artet der Plot zum Hollywood-typischen Männer-Abenteuer aus. Für das Blutbad verantwortlich war der „Fuchs“, hier die fiktive Mischung der oben genannten Unmenschen, dem Simon Jahre später nun ausgerechnet aus persönlichen Rachemotiven – und Geldsorgen – nachstellt. Neben seinem Freund und früheren Stammkameramann Duck (Howard) ist auch der junge Benjamin (Jesse Eisenberg, „The Village“) mit von der Partie.
Shepard tut gut daran, den Film mit Zynismus zu beladen, der in den stärksten Momenten eine bittere Absurdität vor die unmenschlichen Gräuel schiebt. Auf ähnliche Weise funktionieren auch Kriegs-Satiren wie „M*A*S*H“, „Catch 22“ oder allen voran „Three Kings“, obgleich „Hunting Party“ mehr auf das Versagen und die mangelnde Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft abzielt, die Schuldigen tatsächlich zur Strecke zu bringen. Die zum Teil krassen Bilder verfehlen ihre Wirkung nicht. Aber sie passen einfach nicht zur Coolness, die sich in Dialogen und Charakterzeichnungen nach vorne bugsiert.
Von einem russischen UN-Offizier wird die „Jagdgesellgesellschaft“ für ein Killerkommando der CIA gehalten. So gelangen sie an Informationen und kommen dem gesuchten Schlächter binnen weniger Tage näher, als es den eigentlichen Häschern in Jahren gelungen wäre. Dem theoretisch kritischen Kern der Geschichte wird die betont lässige Umsetzung nicht gerecht. Die Schauspieler sind top und auch das Ambiente der unkontrollierbaren Hinterwäldlerprovinz erweist sich als stimmig. Nur wirkt das Szenario zu gewollt übersteigert, um der Realität abseits reeller Fußnoten tatsächlich nahe zu kommen.
Wertung: (6 / 10)