House of Cards (Season 2) (USA 2014)

house-of-cards-season-2„Do you think I’m a hypocrite? Well you should. I wouldn’t disagree with you. The road to power is paved with hypocrisy, and casualties. Never regret.“ – Ohne Reue: Frank Underwood

Francis ‚Frank‘ Underwood hat es geschafft. Am Ende der ersten Staffel von „House of Cards“ wurde er – als Lohn für ein komplexes Geflecht aus Lügen und Intrigen – zum Vizepräsidenten der USA ernannt. Nur hat sein kometenhafter Aufstieg damit längst kein Ende gefunden. Allerdings verstrickt Season zwei den manipulativen Machtmenschen in ein Duell, das ihn mitunter nicht allein in die Defensive drängt, sondern seine Pläne (und damit ihn) gar an den Rand des Scheiterns führt. Auslöser ist die mangelnde Bereitschaft, sich dem Großindustriellen Raymond Tusk (Gerald McRaney, „Deadwood“) zu beugen. Als enger Vertrauter von Präsident Garrett Walker (Michael Gill) war er maßgeblich für Franks Berufung zum Vizepräsidenten verantwortlich.

Als Gegenleistung verlangt Tusk wirtschaftliche Unterstützung. Um die Rohstoffversorgung seiner Kraftwerke dauerhaft zu gewährleisten, soll Frank Verhandlungen mit China nach diktierter Strategie führen. Dessen Weigerung mündet in einen verbissen geführten Kleinkrieg an innen- wie außenpolitischen Fronten, bei denen verschiedene Bauernopfer zu beklagen sind und auch (versteckte) mediale Attacken auf das Privatleben der Kontrahenten zur Verschärfung des Konflikts beitragen. Die Fortsetzung der von Beau Willimon (Autor von „Ides of March“) konzipierten und auf den Büchern von Michael Dobbs, bzw. Andrew Davies‘ (beide als Produzenten beteiligt) britischen TV-Adaptionen basierenden Reihe erhält damit eine deutlich zynischere Note.

Kevin Spacey („Die üblichen Verdächtigen“), für seine Darstellung verdient mit dem Golden Globe prämiert, brilliert erneut als skrupelloser Polit-Taktierer im Zentrum des staatlichen Machtapparates. Nur wirkt sein Antrieb mehr denn je eigenen Interessen unterworfen. Diese jedoch wirken nicht selten ziellos. Frank scheint es im Kräftemessen mit Tusk allein ums Prinzip der Unbeugsamkeit zu gehen. Natürlich verfolgt er weiterhin höhere Ambitionen. Allerdings erscheinen die nicht als Primärzweck und bleiben ohne die übergeordnete Strategie des Vorlaufs. Frisch im Amt, muss Frank zunächst die investigativen Recherchen durch Journalistin Zoe Barnes (Kate Mara, „127 Hours“) und ihren Freund Lucas Goodwin (Sebastian Arcelus) unterbinden. Dabei macht bereits die Auftaktepisode deutlich, dass er zur eigenen Sicherung vor nichts zurückschreckt.

„For those of us climbing to the top of the food chain, there can be no mercy. There is but one rule: Hunt or be hunted.“ – Lieber Jäger: Frank Underwood

Der von Frank in entlarvenden Kommentaren oder Blicken wieder direkt adressierte Zuschauer steht ihm vermehrt mit Abscheu entgegen. Trotzdem bleibt es höchst faszinierend, diesem (weitgehend) emotionslosen Unmenschen dabei zuzusehen, wie er mit Schicksalen jongliert. Als Nachfolgerin seines Postens als Majority Whip im Kongress bringt er die nicht minder kühle Ex-Soldatin Jackie Sharp (Molly Parker, ebenfalls bekannt aus „Deadwood“) ins Gespräch. Auch sie folgt allein der eigenen Agenda und opfert selbst enge Vertraute zur Sicherung der eigenen Interessen. Konflikte sind da zwangsläufig vorprogrammiert. Insbesondere, da sie einen von Franks Gattin Claire (Robin Wright, „Forrest Gump“) eingebrachten Gesetzentwurf für eine rigidere Strafpolitik bei Vergewaltigungen torpediert.

Während eines TV-Interviews gibt Claire vor laufenden Kameras an, zu Studienzeiten von einem Kommilitonen sexuell missbraucht worden zu sein. Dieser Nebenschauplatz bietet in seiner dramaturgischen Tragweite zweifelsfrei intensive Momente, wirkt aber bisweilen wie ein konstruierter Anlaufpunkt, um sie im erweiterten Mittelpunkt des Geschehens zu halten. Der Qualität der kompletten Staffel schadet das nur punktuell. Denn die komplexen Verstrickungen der Beteiligten sind auch im zweiten Anlauf meisterlich geschrieben und famos gespielt. Das gilt auch für Franks Stabschef Douglas Stamper (Michael Kelly, „Die Unfassbaren“), der seine Pflichten vernachlässigt, weil er sich zur von ihm vor der Presse versteckten Ex-Prostituierten Rachel Posner (Rachel Brosnahan, „Manhattan“) hingezogen fühlt. Neu zum Cast stoßen u.a. Derek Cecil („Banshee“) als gewiefter PR-Berater der Underwoods sowie Jimmi Simpson („Breakout Kings“) als Hacker, der den über rechtliche Grenzen hinweg ermittelnden Lucas in eine Falle locken soll.

Der neben Hollywood-Größen wie David Fincher und Eric Roth (arbeiteten bereits bei „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ zusammen) auch produzierende Spacey treibt die Überflügelung des Kinos durch ebenbürtig gestaltete TV- und Web-Formate (Initiator ist der Streaming-Dienstleister Netflix) mit seiner grandiosen Darbietung weiter voran. Rollen wie diese werden auf der großen Leinwand immer seltener und für Schauspieler seines Kalibers dürfte die genaue Akzentuierung der Charaktere in US-Serien damit weiter an Reiz gewinnen. Gleiches gilt auch für namhafte Regisseure. Die bereits bei Staffel eins involvierten James Foley („Corruptor“) und Carl Franklin („High Crimes“) werden u.a. von Jodie Foster („Der Bieber“) und Darstellerin Robin Wright ergänzt. Um die Qualität von „House of Cards“ muss man sich also keine Sorgen machen. Höchstens um Frank Underwood. Denn höher hinaus, als es das Finale vorwegnimmt, wird es für ihn unmöglich gehen können.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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