Horst Schlämmer – Isch kandidiere! (D 2009)

horst-schlaemmer-isch-kandidiereDer Bundestagswahlkampf zeichnet sich im Superwahljahr 2009 nicht gerade durch herausragenden Einsatz der Parteien aus. Die Kanzlerin scheut jede öffentliche Debatte und lässt Herausforderer Steinmeier mit seiner absurden Vollbeschäftigungsprophezeiung im Abseits stehen. Fast scheint es, als habe die partielle Politikverdrossenheit der Bürger auch die Regierenden erfasst. Nur gut, dass es Horst Schlämmer gibt. Der stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tageblatts ist die „Rezension“ und das mit ihr einhergehende Stimmungstief leid. Was läge da näher, als eine Kanzlerkandidatur?

Mit „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ versucht Star-Komiker Hape Kerkeling die Real-Satire seines versifften Alter Egos, nur echt mit Trenchcoat, Schnauzbart und falschen Zähnen, auf die Spitze zu treiben. Das Potential der politischen Farce aber wird, wenn überhaupt, nur rudimentär ausgeschöpft. Der Mix aus Spielszenen und der Interaktion Schlämmers mit (meist prominenten) Realpersonen wirkt ziel- und, weit schlimmer, oft einfach geistlos. Kerkeling entlarvt nicht und führt auch nicht vor, er inszeniert sich und seine Qualitäten als Verkleidungskünstler in simpler Manier lediglich selbst.

Er imitiert CDU-Generalsekretär Pofalla, Gesundheitsministerin Schmidt sowie Kanzlerin Merkel und zeigt überparteilich die Profillosigkeit der Programme. Nur eben keine Zähne. Der Film ist wie die Zielsetzung der eigens gegründeten HSP, der Horst Schlämmer Partei. Von allem etwas, aber nichts davon richtig. Von der Grevenbroicher Lokalpolitik geht es über das Büro des Nordrhein-Westfälischen Ministerpräsidenten Rüttgers auf die Bundesebene. In Berlin gewinnt er die „Oberen Zehntausend“, vertreten durch Jürgen Drews, Bernhard Brink usw. für seinen Feldzug. Dann wird gesungen, kurz darauf mit Bushido sogar gerappt. Für den Augenblick mag das absurd erscheinen. Mehr aber auch nicht.

Nebenbei macht Schlämmer, stets begleitet durch Praktikant Ulle (Simon Gosejohann), als das „Beulenmonster“ den Verkehr unsicher, stromert durch die TV-Nischenkanäle und findet in Alexandra Kamp (in gnadenlos chargierender Selbstdarstellung) eine First Lady in spe. Das genügt für vereinzelte Lacher, viel Leerlauf und noch mehr westfälisches Gegrunze, offenbart aber gerade in den Gesprächen mit Politikern (u.a. Bündnis 90/Die Grünen-Bundesvorsitzender Özdemir) den eklatanten Mangel an Bissigkeit. Als leeres Versprechen ist Kerkelings medial massiv beworbener Ulk damit auch nicht besser als die Ansprachen der aufs Korn genommenen Volksvertreter.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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