Higley – Higley (2017, Dead Serious Records/Soulfood)

Ist es möglich? Kann das sein? Sind ALL zurück? Leider nein. Das heißt, irgendwie schon. Also zumindest zum Teil. Denn HIGLEY, die von Kevin Carl und Duane Kiener (G-WHIZ) bereits 2008 ins Leben gerufene und rasch wieder auf Eis gelegte Band, bietet in weiterer Besetzung Punk-Legende Bill Stevenson auf. Der gilt als treibende Kraft hinter dem Sound des Klassikers DESCENDENTS – und erst recht dem erwähnten Ableger ALL. Dass das selbstbetitelte HIGLEY-Debüt klingt, wie es klingt, ist daher kein Zufall.

Die Musik des von RIVER CITY HIGH-Sänger James Menefee komplettierten Vierers richtet sich, das wird schnell ersichtlich, an ein „reiferes“ Publikum. Da ist keine Bubblegum-Attitüde, kein nennenswertes Aufbegehren und auch kein Ringen um den einen (oder anderen) veritablen Hit. Da liegt der Unterschied zu ALL. HIGLEY wirken wie das Extrakt der ruhigeren Momente von Stevensons nie zur verdienten Anerkennung gelangtem Vorgänger-Kombinat. Entsprechend bleibt das Tempo weitgehend gedrosselt. Dahingehend führt das kurze Aufbäumen in „4 Bit Man“ oder „Toledo“ in die Irre.

Nur ist das Ganze weniger kritisch gemeint, als es möglicherweise klingen mag. Denn „Higley“ ist eine beinahe durchweg gelungene Platte. Beinahe, weil der von Klavier, Geigen und Festtagschor begleitete finale Schmachtfetzen „Daddy’s Promise“ ein wenig dick aufträgt. Doch davor stehen ausreichend hochklassige Tracks, beispielsweise „Goodnight Old Ghost“, „No Need to Know“ oder „Damne Van“. Textlich geht es – auch da scheinen die allgegenwärtigen ALL durch – um Trennungsschmerz oder die seltsame Anmutung der Welt. Das sich (zumindest bei Freunden der klassischen Stevenson-Oeuvres) zwangsläufig einstellende Gefühl der Vertrautheit ist bei HIGLEY ständiger Begleiter. Das mag die Platte nicht gerade als originell ausweisen, mindert ihre Klasse aber nicht im Geringsten.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top